Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
Vom Netzwerk:
bereits am Atem ihrer Tochter erkennen könne, ob diese gesund oder krank sei.
Für eine vielfältigere Ernährung sorgen
    Verzichten Sie bei der Ernährung Ihres Kindes unbedingt auf Zwang. Es ist ja nicht ungezogen, wenn es bestimmtes Essen verweigert, sondern leidet unter sensorischer Überempfindlichkeit. Dennoch sollten Sie natürlich auf eine gesunde Ernährung des Kindes achten. Ein Ernährungsberater kann gute Ratschläge geben, welche Nahrungsmittel gesund und dennoch für das Kind im Hinblick auf die Konsistenz, den Geruch und den Geschmack erträglich sind. Die Überempfindlichkeit nimmt mit der Zeit ab, doch werden die damit verbundene Angst und das Vermeidungsverhalten mitunter dennoch weiter beibehalten.
Desensibilisierung
    In einem solchen Fall könnte ein Psychologe eine systematische Desensibilisierung durchführen. Das Kind wird dabei Schritt für Schritt an neue Nahrungsmittel herangeführt, wobei man mit denen beginnt, die die wenigsten Probleme machen. Das Kind soll zunächst nur daran lecken oder ein ganz kleines Stückchen probieren, statt es gleich komplett zu kauen und zu schlucken. Wenn Sie ihm zu Hause etwas Neues anbieten, achten Sie darauf, dass es möglichst entspannt bleibt und loben es, wenn es mutig genug ist, die neue Speise auszuprobieren. Auch eine sensorische Integrationstherapie könnte helfen. Allerdings gibt es auch einige Erwachsene, die ihr Leben lang an einer sehr begrenzten Essensauswahl festhalten.

Visuelle Empfindlichkeit
    Ungefähr jedes fünfte Kind mit Asperger-Syndrom zeigt eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Beleuchtungen und Farben oder eine verzerrte visuelle Wahrnehmung. 44 Diese Personen berichten, sie würden durch Helligkeit geblendet und sie vermeiden besonders helle Beleuchtungen. Darren etwa erklärt, an hellen Tagen verschwimme seine Sicht.
    Manchmal besteht eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Farben: »Ich kann mich an ein Weihnachtsfest erinnern, als ich ein neues Fahrrad geschenkt bekam. Es war gelb. Ich konnte gar nicht hinsehen. Die Farbe enthielt zusätzlich rot, damit es etwas mehr orange aussah; nach oben hin wurde es gelber, sodass es aussah wie Feuer. Ich konnte auch blau nicht klar erkennen. Es sah zu hell und wie Eis aus.« 45
    Es kann auch eine besondere Fokussierung auf visuelle Details geben, beispielsweise die Flecken auf einem Teppich oder auf der Haut eines anderen Menschen. Hat das Kind Zeichentalent und ein entsprechendes Spezialinteresse und die nötige Übungspraxis, kann es möglicherweise Zeichnungen im fotorealistischen Stil anfertigen. Wenn es sich etwa für Eisenbahnen interessiert, zeichnet es eine Lokomotive in allen Details. Enthält die Szene dagegen Menschen, werden diese meist weit weniger genau dargestellt.
Optische Verzerrungen
    Darren schrieb, dass er kleine Läden hasste, weil sie ihm noch kleiner erschienen, als sie es tatsächlich schon waren. 46 Therese Joliffe erklärte, wie solche Verzerrungen zu Angstreaktionen führen können: »Vielleicht habe ich deshalb vor vielen Dingen, die ich sehe, solche Angst, weil sie auf mich einen falschen Eindruck machen; Menschen, besonders ihre Gesichter, sehr helle Lichter, Menschenmassen, Dinge, die sich plötzlich bewegen, große Maschinen und Gebäude, die neu für mich sind, neue Orte, mein eigener Schatten, die Dunkelheit, Brücken, Flüsse, Kanäle, Flüsse und das Meer.« 48
    AUS DEM LEBEN
    Lichtempfindlichkeit
    Liane Holliday Willey beschrieb das folgendermaßen:
    »Helle Lichter, die Sonne am Mittag, reflektierende Lichter, flackernde Lichter, fluoreszierende Lichter, all das scheint meine Augen auszutrocknen. Zusammen sorgten die scharfen Geräusche und die hellen Lichter schnell für einen sensorischen Overload. Mein Kopf fühlte sich dann zu eng an, mein Magen rebellierte und mein Puls fing an zu rasen, bis ich einen sicheren Platz gefunden hatte.« 47
    In einer E-Mail erklärte mir Carolyn:
    »Bei Leuchtstoffröhren macht mich nicht nur die Helligkeit nervös. Es ist auch das Flackern. Es sorgt für »Schatten« in meiner Wahrnehmung (was mich, als ich klein war, in Angst versetzt hatte) und wenn ich dem länger ausgesetzt bin, kann das zu Verwirrung und einem Gefühl der Betäubung und dadurch zu einer Migräne führen.«
    Bestimmte visuelle Wahrnehmungen können verwirrend sein, zum Beispiel Lichtreflexionen.
    Es gibt Beschreibungen davon, dass eine solche Person etwas nicht wahrnimmt und sucht, was sich »direkt vor ihrer Nase« befindet. 49

Weitere Kostenlose Bücher