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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Stimmt das?« fragte er streng.
    »Ich habe nur geschrieben, was man von mir verlangte«, gab sie zur Antwort. »Abt Ultán wußte, daß ich gut schreiben konnte. Das habe ich auch Schwester Fidelma gesagt. Daß die ganze Geschichte nicht auf Wahrheit beruhte, habe ich nicht gewußt. Ich dachte, es wären alte Überlieferungen, die ich da schrieb.«
    »Wir wissen jetzt also, warum jene Dokumente und natürlich auch Schwester Marga um jeden Preis nach Cill Ria zurück sollten: Es ging darum, Ard Machas Feldzug um seine Anerkennung zum Erfolg zu verhelfen. Ich schlage vor, daß Blathmac beide, Drón und Sétach, in Gewahrsam und mit nach Ard Macha nimmt. Sein Brehon möge herausfinden, ob das alles mit dem Wissen des Abts von Ard Macha geschah.«
    Bruder Drón und Schwester Sétach wurden abgeführt. Einigermaßen verwirrt wandte sich Brehon Barrán wieder Fidelma zu.
    »Das klärt aber immer noch nicht die Morde an Ultán und Muirchertach. Es sei denn …« Ein verdächtiger Blick traf Dúnchad Muirisci. »Wir sind dir eine komplizierte Wegstrecke gefolgt, Fidelma, und dabei hast du alle Verdachtspersonen für unschuldig erklärt – bis auf einen. Die logische Schlußfolgerung kann nur sein, daß der Täter der Mann ist, der von Muirchertach Nárs Tod den größten Gewinn hätte.«
    Schon wollte Dúnchad Muirisci entrüstet aufstehen, aber Fidelma ließ ihn gar nicht erst zu Worte kommen.
    »Wenn du auf den
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von Connacht anspielst, so scheint die Sache mit seinem Pferd und dem gesprungenen Hufeisen in der Tat ein schlagender Beweis. Ich habe das sehr wohl in Betracht gezogen. Aber seine Geschichte war schwach, so schwach, daß sie einfach der Wahrheit entsprechen mußte. Hätte er gelogen, hätte er gewiß eine überzeugendere Ausrede erfunden. Es stimmt, daß sein Pferd durchging und ihn abwarf, als der Keiler es angriff. Zweifelsohne fanden Muirchertach und sein Mörder den Gaul. Nachdem dann der Mörder Muirchertach getötet hatte, hörte er Dúnchad im Wald rufen. Er stieg auf Dúnchads Pferd und führte sein eigenes und das von Muirchertach mit sich fort. Ein Stückchen weiter weg ließ er Dúnchads Pferd, die Zügel in einen Busch verschlungen, zurück, so daß es am Fortlaufen gehindert war. Dem von Muirchertach hingegen gab er freien Lauf, und er selbst machte sich auf seinem eigenen Pferd davon, um sich wieder der Jagdgesellschaft zuzugesellen. Letzten Endes fand Dúnchad seinen Gaul, das war der mit dem gesprungenen Hufeisen, und ritt nach Cashel zurück. So wie der tatsächliche Mörder auch.«
    Sehr hilfreich war die Erklärung für den Obersten Richter nicht. »Wir wissen, daß Drón das Pferd von Muirchertach gefunden hatte und es zurück nach Cashel führte. Drón wirdnicht für schuldig befunden, Muirchertach getötet zu haben. Jetzt sagst du, auch Dúnchad träfe keine Schuld. Ich muß gestehen, ich sehe überhaupt nicht mehr durch.«
    Mit einem Lächeln schaute ihn Fidelma an. »Ich war von Anfang an überzeugt, daß es sich nicht um zwei voneinander unabhängige Morde handelte, sondern daß beide aus ein und demselben Motiv begangen worden waren. Und das Motiv hieß Rache, wie ich schon eingangs erwähnte. Rache war das Verbindungsglied. Blieb die Frage, welche Person hatte Grund, an beiden, Ultán und Muirchertach Nár, Rache zu üben? Was hatten sie gleichermaßen einer Person unter uns angetan, daß es ihren Tod rechtfertigte?« Mit einer unerwartet heftigen Bewegung drehte sie sich um. »Vielleicht beantwortest du die Frage, Abt Augaire.«
    Im ersten Moment wußte Abt Augaire nicht, wie ihm geschah. Ihr schuldzuweisender Blick war von eisiger Kälte, das leuchtende Grün ihrer Augen war in ein frostiges Blaugrau übergegangen. Er erkannte die unerbittliche Entschlossenheit in ihrem Gesicht und begriff, daß ihre Anklage nicht auf Vermutungen beruhte. In sein Schicksal ergeben, lehnte er sich zurück.
    »Wie hast du das herausgefunden?« fragte er fast leutselig.
    »Beleuchten wir erst dein Vorgehen und dann das Motiv, denn das Motiv hatte sich mir bereits bei unserer ersten Begegnung offenbart. Verraten hast du dich, als wir darüber sprachen, wie sich Bruder Drón in der Nische versteckt haben könnte. Du sagtest, du hättest ihn nicht in der Nische gesehen. Als es darum ging, ob er draußen auf dem Sims gestanden haben könnte, das unterhalb des Fensters verläuft und zu Ultáns Zimmer führt, erwidertest du: ›Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, daß Bruder Drón sich

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