Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
erklärte Mr Carter und ging damit gleich auf den Kern der Sache los. «Ich nehme an, dass Sie Beresford gesehen haben?»
    «Er hat mich angerufenen», erwiderte der Anwalt.
    «Dürfen wir wissen, was zwischen Ihnen besprochen wurde?»
    «Natürlich. Er dankte mir für einen gewissen Brief, den ich ihm geschrieben hatte – ich hatte ihm darin eine Stellung angeboten. Dann erinnerte er mich an etwas, das ich ihm damals in Manchester über das falsche Telegramm gesagt hatte, wodurch Miss Cowley weggelockt wurde. Ich fragte ihn darauf, ob irgendetwas Ungewöhnliches geschehen sei. Und da teilte er mir mit, dass er im Schreibtisch in Mr Hersheimers Zimmer eine Fotografie entdeckt hätte.» Der Anwalt machte eine Pause und fuhr dann fort: «Meine Frage, ob die Fotografie den Namen und die Adresse eines Fotografen in Kalifornien aufwiese, bejahte er. Dann erzählte er mir etwas, wovon ich nichts wusste. Diese Fotografie stellte die Französin Annette dar, die ihm das Leben gerettet hatte.»
    «Bitte?»
    «Ja, die Französin. Ich fragte ihn darauf einigermaßen neugierig, was er denn mit der Fotografie gemacht hätte. Er antwortete, er habe sie zurückgelegt.» Wieder machte der Anwalt eine Pause. «Das war sehr richtig. Dieser junge Mensch versteht seine Sache. Seine Entdeckung war wirklich von höchster Bedeutung. Von dem Augenblick an, in dem sich herausstellte, dass das Mädchen in Manchester ein Bluff war, sah alles anders aus. Der junge Beresford wusste das sehr genau, ich brauchte es ihm nicht erst zu sagen. Er glaubte nun auch, dass Miss Cowley noch am Leben sei. Ich erwiderte ihm, nachdem ich mir das Für und Wider überlegt hatte, dass in der Tat sehr viel dafür spräche. Damit kamen wir wieder auf das Telegramm zurück.»
    «Und weiter?»
    «Ich riet ihm, sich von Ihnen eine Kopie besorgen zu lassen. Mir war der Gedanke gekommen, dass man möglicherweise manche Wörter ausradiert und verändert haben könnte – nachdem Miss Cowley das Telegrammformular zerknüllt und weggeworfen hatte –, mit der ausdrücklichen Absicht, etwaige Verfolger auf eine falsche Spur zu locken.»
    Carter nickte. Er zog ein Stück Papier aus der Tasche und las laut vor:
     
    «SOFORT KOMMEN, ASTLEY PRIORS, GATEHOUSE, KENT, VIEL GESCHEHEN – TOMMY.»
     
    «Sehr einfach», sagte Sir James, «und sehr gerissen. Nur ein paar Wörter verändert – und schon war alles geschafft. Doch ein wichtiger Hinweis wurde dabei übersehen.»
    «Und der war?»
    «Die Behauptung des Hotelpagen, dass Miss Cowley zum Charing-Cross-Bahnhof gefahren sei.»
    «Und wo befindet sich nun der junge Beresford?»
    «Falls ich mich nicht sehr irre, in Gatehouse, Kent.» Mr Carter sah ihn seltsam an. «Ich wundere mich, dass Sie nicht auch dort sind!»
    «Ach, ich habe alle Hände voll zu tun.»
    «Ich dachte, Sie hätten sich etwas Urlaub genommen?»
    «Oh, genauer gesagt, ich bin dabei, einen Prozess auszuarbeiten. Haben Sie übrigens noch irgendwelche Nachrichten über jenen unbekannten Amerikaner erhalten?»
    «Leider nicht. Ist es wichtig, seine Identität festzustellen?»
    «Ich weiß, wer es ist», erklärte Sir James. «Ich kann es nur noch nicht beweisen.»
    Die beiden anderen stellten keine Frage mehr. Sie spürten, dass es vergebliche Mühe bedeutet hätte.
    «Aber eines verstehe ich nicht», sagte der Premierminister plötzlich, «wie ist denn diese Fotografie in Mr Hersheimers Schublade geraten?»
    «Vielleicht war sie immer drin», meinte der Anwalt.
    «Und was ist mit dem falschen Inspektor? Inspektor Brown?»
    «Ach, der!», meinte Sir James nachdenklich. Dann erhob er sich. «Ich will Sie nicht länger aufhalten. Außerdem muss ich mich wieder mit meinem Fall befassen.»
     
    Zwei Tage später kehrte Hersheimer aus Manchester zurück. Auf seinem Tisch lag eine Mitteilung von Tommy:
     
    Lieber Hersheimer,
    es tut mir Leid, dass ich neulich meine Beherrschung verloren habe. Falls ich Sie nicht Wiedersehen sollte, leben Sie wohl. Man hat mir einen Posten in Argentinien angeboten und ich werde ihn wohl annehmen.
    Ihr
    Tommy Beresford
     
    Ein seltsames Lächeln spielte einen Augenblick um Hersheimers Mund. Er warf den Brief in den Papierkorb. «Verdammter Idiot!», murmelte er.

22
     
    N achdem Tommy Sir James angerufen hatte, begab er sich zunächst zu den South Audley Mansions. Er traf Albert an, der sich seinen beruflichen Pflichten widmete. Als er sich als Freund von Tuppence vorstellte, war Albert sofort zugänglich. «Hier ist es in letzter

Weitere Kostenlose Bücher