Ein gefährlicher Gentleman
meine geliebte Madge.«
Er küsste sie. Die Nachbarn waren ihm egal, ebenso die vorbeirollenden Kutschen, der Nieselregen und ihre Dienerschaft, die versammelt in der Tür stand. »Ich liebe dich«, flüsterte er, den Mund an ihre Lippen gelegt. »Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch. Ich liebe dich selbst dann, wenn du mich Madge nennst.« Sie löste sich aus seiner Umarmung und errötete. »Dieses Gespräch ist viel zu bedeutsam und persönlich, um auf der Straße geführt zu werden, findest du nicht auch?«
Er beugte sich zu ihr herüber und flüsterte ihr ins Ohr, wie, wann und wo genau er diese Diskussion fortführen wollte. Wenn sie vorher bloß errötet war, nahm ihr Gesicht jetzt eine knallrote Färbung an.
Mit einem Schmunzeln geleitete er sie die Treppe hinauf ins Haus.
Epilog
Drei Monate später
Die Sonne versank vor einem großartig violetten Himmel mit indigoblauen Streifen, und die Schatten unter den Bäumen wurden länger.
»Würde es dir etwas ausmachen, mir wenigstens zu sagen, wo wir hingehen?«
Elizabeth schmunzelte und blickte über die Schulter ihren Ehemann an. Er war heute besonders schick mit dem kohlegrauen Anzug. Eine wunderschöne, rote Rose war in ein Knopfloch seines Jackettaufschlags gesteckt. »Ist ein Geheimnis!«
»El, wir haben heute Gäste!« Der Protest kam nur halbherzig; sie kannte ihn gut genug, um diesen Tonfall richtig zu interpretieren. Ein Lachen schwang darin mit. Und eine gehörige Portion Neugier.
Gut. Er sollte auch neugierig sein.
War es ihnen nicht erlaubt, an ihrem Hochzeitstag ein bisschen spontan zu sein? Da sie ihr Leben lang auf Miles gewartet hatte, durfte sie jetzt sicher auch ein bisschen ungeduldig sein, oder? »Die Gäste sind zum Großteil Gäste meiner Mutter«, erklärte sie ihm. Ihre Schuhe raschelten im langen Gras, und der eisblaue Rock ihres Kleids streifte das Laub. Sie verließen die gepflegte Gartenanlage. »Sie tanzen und trinken und genießen das schöne Fest. Bestimmt vermissen sie uns nicht einmal.«
Der Pfad war nicht annähernd so gut zu erkennen, wie sie in Erinnerung hatte. Aber sie hätte den Weg auch mit verbundenen Augen gefunden. Hinter dem wilden Geißblatt, das alles überwucherte, da dieser Teil des Anwesens nicht mehr zu den Gärten gehörte, war der Ort, den sie suchte, nahe den Ulmen, die sich am Rand des Parks duckten.
»Du willst zum Flussufer?« Miles hielt ihre Hand. Er hielt ohne Probleme mit ihr Schritt, obwohl sie es eilig hatte. Er machte lange Schritte. Und seine Vermutung war absolut richtig.
»Unser geheimer Platz.«
Es war vermutlich kein so großes Geheimnis, wie sie dachte, aber zumindest war es ein sehr versteckter Ort auf dem Anwesen. Die Gärtner kümmerten sich nicht darum, und heute waren sie dort bestimmt ungestört. Der Fluss kam in Sichtweite. Das Wasser schimmerte, während es sich träge zwischen den Sandbänken dahin bewegte, und der Duft nach dem nahenden Herbst brachte süße Erinnerungen an ihre Kindheit zurück. Ihre Euphorie wuchs. Elizabeth wirbelte auf der kleinen Lichtung herum, die sie als Kinder für sich beansprucht hatten. »Wollen wir schwimmen gehen?«, fragte sie.
Miles zog sie an sich. »Vielleicht später.«
»Später?«
»Danach«, fügte er zweideutig hinzu. Sein Blick ließ keinen Zweifel an seinen Absichten. »Da du mich nun schon hergelockt hast und wir unsere Gäste im Stich lassen …«
»Die Gäste meiner Mutter«, korrigierte sie ihn atemlos lachend. Seine Arme schlossen sich um ihn.
»Was du auch sagst, meine wunderschöne Frau.«
Frau. Sie war seine Frau. Sie hatte Miles geheiratet.
Wer hätte gedacht, dass es sie zur glücklichsten Frau auf Erden machte?
Nun ja, vermutlich jeder, der die berauschende Wirkung seines Kusses hat verspüren dürfen , befand sie wenige Augenblicke später. Sein Mund legte sich fordernd auf ihren, und seine Hände hinterließen eine kribbelnde Spur auf ihrer Haut. Er entkleidete sie. Sein Mund flüsterte Worte in ihr Ohr. Dass er sie wollte. Er öffnete das Band ihres Unterhemds und schob den Stoff über ihre Schultern.
Dann war er plötzlich auch nackt, er hatte seine Kleidungsstücke in großer Eile abgeworfen. Seine Krawatte landete im Wasser und schwamm davon.
Das Gras fühlte sich in ihrem Rücken kühl an, als er sie zu Boden legte und an ihrem Hals schnupperte. Sie erbebte. »Du hattest recht«, flüsterte er an ihrer Haut. »Das sollten wir hier tun, wo wir schon so viele Abenteuer erlebt haben.«
Es war eine
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