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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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verengten sich.
    Er musste Madeline zugutehalten, dass sie nicht einmal blinzelte, als aus Alices Stimme der bitterböse Sarkasmus sprach. Er spürte, wie sie in seinen Armen zitterte. »Wo ist mein Sohn?«
    »Wo ist die mir versprochene Freiheit?«
    »Wie viel wollt Ihr?«, fragte Luke. Geld bedeutete ihm nichts, aber Madelines Glück stand auf dem Spiel. »Nennt mir Euren Preis.«
    »Ihr seid verrufen, nicht wahr, Mylord? Sagen wir … zwanzigtausend. Die Summe bringt Ihr doch auf?«
    »Einverstanden.« Er würde seinen Bankier aus dem Bett werfen, wenn es sein musste.
    »Aber das Geld wird mir nicht helfen, solange Ihr Lord Longhaven nicht davon überzeugt, mich morgen früh freizulassen, damit ich an Bord meines Schiffs gehen kann«, fuhr Alice fort.
    Dass Michael daraufhin nichts sagte, war aufschlussreich. Luke hatte schon oft genug in Situationen gesteckt, in denen es um Leben oder Tod ging, weshalb er wusste, wie wichtig es war, zum richtigen Zeitpunkt zu sprechen. »Ich gebe Euch das Geld. Aber ich habe den Eindruck, Michael braucht von Euch auch ein Zugeständnis, Mrs Stewart. Das wäre nur gerecht. Vielleicht solltet Ihr ihm etwas über Roget erzählen?«
    Sie verzog den Mund. »Und damit mein Leben verwirken? Ich glaube, wenn ich das tue, könnte ich gar nicht weit genug weglaufen. Die Welt ist nicht groß genug, um Roget aus dem Weg zu gehen, falls er glaubt, ich sei es wert, gefunden zu werden.«
    Michael bemerkte beiläufig: »Nun, wenn Ihr auf einem Schiff mit unbekanntem Ziel und zwanzigtausend Pfund in der Tasche unterwegs seid, während er verhaftet ist und ihm der Strick droht, könntet Ihr bestimmt erfolgreich entkommen.«
    Alices Lachen war freudlos. »Ich dachte, Ihr kennt ihn? Ich wäre trotzdem schneller tot, als mir lieb ist. Ihr seid offenbar nicht annähernd so klug, wie man es sich über Euch erzählt.«
    »Bin ich nicht?«
    Eigentlich hätte Luke es wissen müssen. Wenn Michael so lächelte, stand eine Veränderung zu seinen Gunsten bevor. Diese Eigenheit hatte er schon häufiger beobachten dürfen, aber für Mrs Stewart war die Erfahrung zweifellos neu.
    »In dem Fall könntet Ihr mir sicher etwas anderes bieten … Einen kleinen Leckerbissen über Roget, der mich dazu bewegen könnte, dem Handel zuzustimmen?« Michael war ungerührt wie immer. Seine haselnussbraunen Augen wurden von den leicht gesenkten Wimpern beschattet, und er lehnte lässig an der Wand. »Wenn ich Eurer Meinung nach nicht schlau genug bin, ihn zu packen, ist das mein Problem.«
    »Ihr habt mir ohnehin schon erlaubt, mit Altea den Handel abzuschließen. Ohne Eure Bedingungen.«
    »Habe ich das?« In Michaels Stimme schwang unnachgiebige Strenge mit. »Seid da nicht so sicher.«
    Madelines Körper verkrampfte sich in Lukes Armen. Er zog sie an sich und versuchte, sie zu beruhigen. »Schh«, machte er. »Vertrau ihm.«
    »Also gut.« Alice hob ihr Kinn, bis es über den Kragen ihres Reisekleids ragte. »Roget ist in England.«
    »Ts, ts, ts. Da müsst Ihr mir schon mehr geben. Das ist mir nicht neu.«
    »Dann ist er eben in London.« Ihr Blick glitt über die Anwesenden und verharrte kurz bei dem jungen Mann mit der Pistole. Er glitt über Lawrence hinweg, ignorierte Luke und Madeline voller Verachtung und richtete sich wieder auf Longhaven.
    Michael war unbeeindruckt. Er blickte Lawrence an und nickte. Der andere Mann schlüpfte aus der Tür und kam wenige Augenblicke später zurück. Er hielt die Hand eines dunkelhaarigen Jungen, der Madeline erblickte und fröhlich »Mama!« rief.
    Madeline löste sich mit einem Ruck aus Lukes Armen. Er beobachtete, wie sie den Raum durchquerte. Ihre Seidenröcke raschelten, sie fiel auf die Knie, ohne dem schmutzigen Boden Beachtung zu schenken, und drückte ihren Sohn fest an sich. Wieder und wieder flüsterte sie seinen Namen und strich über seine dunklen Locken.
    Luke war unglaublich erleichtert. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und atmete stoßartig aus. Sein Blick heftete sich auf den ergreifenden Anblick von Mutter und Kind. Etwas in seiner Brust löste sich. Nicht zum ersten Mal stellte er sich ein jüngeres Geschwisterchen für Trevor vor. Eine Familie.
    Seine Familie.
    Wenn er sich bloß überwinden könnte, das Risiko einzugehen.
    Schon jetzt glaubte er, es sei zu spät. Er hatte sich alle Mühe gegeben, den Gefühlen zu widerstehen. Sicher, er konnte nicht mit einer neuen Liebe ersetzen, was er verloren hatte. Ebenso wenig konnte er Madeline zurückgeben, was

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