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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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bringe,« und ohne ein Wort weiter eilte sie in ihrer lebhaften, knabenhaften Weise aus dem Zimmer, um alsbald mit einem Maroquinkasten in der Hand wieder zurückzukommen. Sie stellte das Kästchen auf den Tisch und öffnete es mit einem kleinen Schlüssel, den sie unter einer Menge Miniaturküchengerätschaften in Silber an ihrem Gürtel trug.Doktor Elphinstone, der sich mit beiden Händen auf den Tisch stützte, ließ einen langgezogenen Ausruf der Verwunderung vernehmen, als sich das Kästchen öffnete, und die andern stimmten in diesen Ausruf mit ein.
    »Aber, Janet,« rief die alte Dame, »das ist ja die reine Narrheit! Wie kannst du wagen, solche Dinge mit dir zu führen?« Dabei streckte sie die Hand aus und legte einen Zeigefinger, der thatsächlich vor Entzücken zitterte, auf einen riesigen halbgeschliffenen Saphir, der in der Mitte des Behälters lag. »Was sind sie wert?« fragte sie so begierig und bewundernd, daß es einen komischen Gegensatz zu ihrem Tadel bildete.
    »Das kann ich nicht sagen,« antwortete Fräulein Pharr. »Vermutlich hat mein Onkel sie ihrem vollen Wert nach verzeichnet. Sie waren beim Crédit Lyonnais in Paris zu einer halben Million Franken versichert und kosteten jährlich tausend Pfund – in England kann ich sie billiger unterbringen.«
    Alle standen um den Tisch herum und betrachteten die Juwelen und Geschmeide, als kämen sie aus dem Feenland.
    Der Doktor berührte sie der Reihe nach fast ehrerbietig mit dem Zeigefinger.
    »Ja, ja, ich erinnere mich,« sagte er mit einer selbst für ihn ungewohnten Feierlichkeit, »ich erinnere mich.«
    Das Kästchen, nicht größer als ein Quartblatt, öffnete sich in zwei Teile und in diesen lagen alte und neue Edelsteine neben Münzen und Ketten von orientalischer Arbeit auf violettem Sammet gebettet. Die Erbin zog aus der einen Abteilung vorsichtig eine Lade hervor.
    »Hier,« sagte sie, »ruht der wahre Schatz.«
    Die Zuschauer reckten die Hälse und beugten sich begierig vor; aber der wahre Schatz erschien dem Auge weniger verlockend als das, was sie zuerst gesehen hatten. Die hier gezeigten Edelsteine waren größtenteils noch von dem Gestein, in dem sie gefunden worden, umgeben, aber auf der oberen Seite war bei einem jeden eine mehr oder weniger große Fläche geschliffen und poliert, so daß sich die Glut der Saphire und Smaragden mit dem gelblichen Licht der Diamanten zu heimlichem, verschleiertem Gefunkel vereinten.
    Der Doktor hielt den Atem an und berührte mit ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger einen Smaragden. Dann nahm er mit einem um Erlaubnis und Entschuldigung bittenden Blick auf die Eigentümerin den Stein heraus und legte ihn in seine offene linke Hand.
    »Ich verstehe mich ein wenig darauf,« sagte er leise.
    Er hatte sich über das Kleinod gebeugt und betrachtete das köstlich glühende Grün eine Minute lang und legte dann den Stein sorgsam auf seinen Platz zurück.
    Wie segnend breitete er die Hand über die Sammlung aus und flüsterte halblaut: »Gar mancher Edelstein vom köstlichsten, reinsten Wasser.«
    »Janet,« sagte Frau Wyncott feierlich, »du darfst diese Kleinodien nicht im Haus behalten – ich kann kein Auge mehr zuthun, so lange sie da sind. Eines Tages werden wir um deinetwillen alle ermordet im Bett gefunden!«
    »Außer uns selbst weiß keine Menschenseele, daß sie im Hause sind,« entgegnete Fräulein Pharr. »Ich war sogar so vorsichtig, es bei Tisch vor der Dienerschaft nicht zu erwähnen. Außerdem wird sich ein Dieb nicht leicht daran vergreifen – die Sachen sind zu auffallend, um leicht verwertet werden zu können.«
    »Seien Sie dessen nicht zu sicher, Fräulein Pharr,« warnte Esden. »Ich bin in meinem Beruf schon einer ganzen Menge Herren begegnet, die ihren Hals gern an solchen Preis wagen würden. Außerdem gibt es in London thatsächlich eine Firma von Hehlern, die jeden Augenblick fünftausend Pfund bereitliegen hat.«
    »Wyncott Esden kennt diese Sachen durch seinen Beruf und du thätest klug daran, auf seine Warnung zu hören, Janet,« sagte Fräulein Wyncott.
    »Und Sie glauben, daß es unklug von mir ist, diese Sammlung bei mir zu führen?« fragte Fräulein Pharr nun Esden.
    »Ich halte es allerdings für ein wenig unüberlegt und gewagt,« antwortete er.
    »Aber,« wandte die Besitzerin der Kleinodien ein, »ihr wollt sie ja zu einer Art weißen Elefanten für mich machen.Was hat denn ein armes Mädchen vom Besitz solcher Schätze, wenn sie dieselben nur auf einer Bank

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