Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
Vom Netzwerk:
eiligst entfernen, wenn schlau herbeigeführte »Zufälle« ihm das Zusammensein mit ihr ermöglichten. Selbst die alte Dame wollte er dran kriegen und sie zu seiner Vertrauten machen, er wollte bei dem bloßen Gedanken erröten, für einen Glücksritter gehalten zu werden, da wo sein Herz ernstlich und tief empfand. Vergnüglich schmunzelnd rieb er sich die Hände. Er war von Natur ein Ränkeschmied und versprach sich einen riesigen Spaß von dieser Komödie, trotzdem meinte er es in gewissem Sinn ehrlich damit; er wollte ein vorzüglicher Gatte werden und seine Frau sollte stolz auf ihn sein, denn er traute sich die Fähigkeit zu, eine glänzende Laufbahn zu machen.
    Die Tischglocke störte ihn in seinen Traumen und fröhlich ging er hinab, um zum Angriff zu schreiten.

Viertes Kapitel.
    Er war weniger unterhaltend, als er beabsichtigt hatte, weil sich die Unterhaltung in der Hauptsache um einen ihm ganz fremden Gegenstand drehte; allein er überlegte sich wohlweislich, daß ein guter Zuhörer andern Leuten gerade so unterhaltend ist, als ein guter Erzähler sich selbst, und hüllte sich demgemäß meistens in ein reizendes Schweigen.
    Durch das Eintreffen von Fräulein Pharrs neuester Erwerbung lenkte sich die Unterhaltung ganz von selbst auf die Photographie, die zwei Jüngerinnen in der Gesellschaft hatte, wovon die eine vorderhand noch eine uneingeweihte Enthusiastin war. Fräulein Edith Wyncott, die einzige Tochter der Hausfrau, eine ziemlich stattliche Jungfrau von fünfunddreißig, fand in der photographischen Kunst den nämlichen Trost, den andre unverheiratete Damen bei Möpsen und Papageien suchen. Doktor Elphinstone, ein älterer Herr, erinnerte sich noch der Zeit, als diese Kunst aufkam, und hatte ihre Fortschritte mit lebhaftem Interesse verfolgt. Die Wissenschaft verdankte ihm eine Reihe vergrößerter Aufnahmen von mikroskopischen Gegenständen und er galt für eine bedeutende Autorität.
    Die Unterhaltung dieser beiden Personen hatte Fräulein Pharr auf den Gedanken gebracht, ihre Mußezelt mit photographischen Versuchen auszufüllen.
    Elphinstone war ein Schotte mit dem Gesicht einer ungewöhnlich wohlwollenden alten Bulldogge. Er war entsetzlich feierlich, sogar für einen Mann seines Schlages, und der höchste Ausdruck seiner Zufriedenheit bestand in einem pfiffigen trockenen Blinzeln und Zwinkern. Die allergewöhnlichsten Dinge behandelte er mit unverhältnismäßigem Ernst, und wenn ihn irgend etwas selbst berührte, so war er geradezu unergründlich.
    »Sie sind eine sehr glückliche Person, Fräulein Janet,« sagte er mit seiner anmutigen und liebenswürdigen Feierlichkeit, »daß Sie Ihre Studien zu einer Zeit beginnen, in der die Wissenschaft der Chemie, soweit sie mit der Photographiein Verbindung steht, einen so hohen Grad der Vollkommenheit erreicht hat. Ich für meine Person habe angefangen, mich damit zu beschäftigen, als sie noch in den Windeln lag. Ich erinnere mich noch sehr wohl, wie Ihr seliger Onkel jene wunderbare Sammlung Juwelen und Steine, Ketten und Geschmeide von Indien mit herüberbrachte und mich bat, sie zu photographieren. Er war eben von Burmah zurückgekehrt und das Art-Journal brannte vor Verlangen, Zeichnungen davon zu erhalten. Wir breiteten die einzelnen Stücke auf einem Tisch aus, ich setzte sie in die schönste Beleuchtung, die ich je gesehen, und nahm sie auf. Damals entstand eine gewaltige Diskussion über die Echtheit einiger Münzen, und alle Numismatiker der Welt nahmen Interesse an der Frage. Nun also, ich machte die photographische Aufnahme und Ihr Onkel, der es eilig hatte, kehrte mit den Originalen geradewegs nach Burmah zurück. Die Bilder gingen per Post von Edinburg nach London, wo sie einen Monat lang bei dem Verleger liegen blieben, und als der arme Mann sie dem Kupferstecher übergeben wollte, waren sie ganz verblaßt und es ließen sich nur noch einige Flecken auf dem Papier erkennen. Heutzutage kommt so etwas nicht mehr vor.«
    Die Erbin legte einen Finger auf ihre Lippen und blickte den alten Arzt geheimnisvoll an.
    »Wir wollen darüber jetzt nicht weiter reden, Herr Doktor,« sagte sie, »aber erinnern Sie mich nachher im Wohnzimmer daran.«
    Nachdem später in diesem Zimmer der Thee herumgereicht worden war und der Diener sich entfernt hatte, mahnte Doktor Elphinstone Fräulein Pharr an dieses Gespräch.
    »Ich weiß,« sagte sie mit einer lustigen Grimasse gegen den alten Herrn, »daß ich doch nur ausgezankt werde, wenn ich sie hierher

Weitere Kostenlose Bücher