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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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dort sein.«
    Mit leichtem, festem Schritt entfernte er sich und Prickett sah ihm einen Augenblick nach.
    »Genau das, was, wie ich Ihnen sagte, hätte geschehen müssen,« bemerkte er dann.
    Ziemlich niedergeschlagen über diese Versäumnis begab sich der junge Geistliche zum Stationsvorstand. Weder er noch Prickett erfuhren irgend etwas von Belang, und als sich Wyncott bei ihnen einfand, hatte er ebensowenig eine Spur gefunden.
    Die drei Herren aßen gemeinschaftlich und unterhielten sich über andre Gegenstände, bis Wyncott plötzlich seinen Teller zurückschob und im Zimmer auf und ab zu gehen begann.
    »Prickett,« sagte er, »ich habe einen Gedanken. Ich denke, wir können die geraubte Sammlung wieder bekommen.«
    »Das ist sehr zu wünschen,« erwiderte Prickett.
    »Fräulein Pharrs eigener Schmuck,« fuhr Esden fort, »könnte vielleicht für ein paar hundert Pfund verpfändet werden. Ich verstehe zwar nicht viel von solchen Dingen,aber ich habe ihn gesehen und glaube nicht, daß er mehr als sechshundert Pfund gekostet hat, als er gekauft wurde. In dem Kasten befinden sich Münzen, die für Kenner beinahe unschätzbar sind, aber die ganze Sammlung enthält für keine fünfzig Pfund Metall. Jede einzelne Münze ist mehr oder weniger berühmt, aber für den Dieb haben sie alle nur den Wert von altem Gold. Die Edelsteine sind alle ungeschliffen, und es wäre ebenso gefährlich als kostspielig, sie einem Steinschneider zu übergeben, um sie nachher auf den Markt bringen zu können. Der Steinschneider würde einen Anteil verlangen, und Sie wissen ja, was Edelsteine wert sind, wenn sie beim Verkauf durch unehrliche Hände gehen.«
    »Von diesem Standpunkt aus betrachte ich den Diebstahl überhaupt,« ließ sich Prickett vernehmen, der sich zurücklehnte und mit seinem Federmesser in den Zähnen stocherte. »Seine notwendige Folge ist die Herabsetzung des Wertes des gestohlenen Gegenstandes. Wenn ich ein Dieb wäre, würde ich nur Goldstücke stehlen. Alles andre ist für den Bestohlenen ein großer Verlust und für den Dieb ein möglichst geringer Verdienst. Ich bin der Ansicht, daß ein Mann schon nicht mehr recht im Kopf ist, der sich darauf einläßt.«
    »Nun also,« fuhr Esden fort, der diese Unterbrechung hatte geduldig über sich ergehen lassen, »scheint es mir, daß wenn dieser Diebstahl auch nicht – wie es immerhin sein könnte – in Erwartung einer Belohnung begangen worden ist, doch eine solche Belohnung die beteiligten Leute zur Rückgabe des gestohlenen Gutes bestimmen könnte.«
    »Das hieße mit einem Schurken paktieren, Herr Esden,« sagte Prickett.
    »Nun ja – allerdings,« gab Esden zu, »es ist etwas daran. Wie hoch sagten Sie, daß Doktor Elphinstone die Sammlung geschätzt habe?«
    »Zwischen dreißig- und vierzigtausend Pfund.«
    »Sagen wir also dreißigtausend,« sagte Esden. »Glauben Sie, daß, falls Sie an Fräulein Pharrs Stelle stünden, Ihr Gefühl für öffentliche Moral stark genug wäre, umSie davon abzuhalten, neunundzwanzigtausend Pfund zu retten? Wie?«
    Prickett lächelte.
    »Schwerlich. Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich sage, mein Gefühl für öffentliche Moral könnte leichtlich schon in die Brüche gehen, um den vierten Teil einer solchen Summe zu ersparen. Dies ist natürlich nicht der Standpunkt von Scotland Yard – ich spreche nur als armer Sterblicher.«
    »Genau so,« erwiderte Esden. »Allein die Behörde könnte nichts dagegen einwenden, wenn eine Belohnung von tausend Pfund angeboten würde.«
    »Natürlich nicht,« gab Prickett zur Antwort. »In einem Fall, wie der vorliegende, muß der Dieb eine Menge Menschen ins Vertrauen ziehen, und je größer die Belohnung ist, je wahrscheinlicher ist es auch, daß sich einer dadurch herumbringen läßt. Tausend ist indessen doch etwas zu hoch gegriffen. Fünfhundert thun's auch.«
    »Fünfhundert können einen Mitschuldigen zum Verrat veranlassen,« wandte Esden ein, »aber tausend könnten den Dieb selbst verlocken. Fräulein Pharr wird in erster Linie die Juwelen zurückzuerhalten wünschen. Natürlich bleibt dies ganz unter uns, Prickett, wir besprechen die Sache als Männer von Welt und nicht als Diebesfänger von Profession. Ich habe Fräulein Pharr noch nicht gesprochen, aber ich glaube, daß dies ihr Wunsch ist, und wenn ich Sie wäre,« fügte er mit seinem alten schlauen Lächeln hinzu, »so würde ich mich der Höhe der Belohnung nicht widersetzen – Sie können vielleicht den Mann fassen, ehe

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