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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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Sie, gnädiges Fräulein, haben vielleicht die Güte, mir unterdessen ein so ausführliches und vollständiges Verzeichnis der Edelsteine anzufertigen, als Sie irgend können.«
    »O,« rief Janet, »das kann ich Ihnen sofort geben. Mein Onkel hat noch wenige Monate vor seinem Tod einen Katalog drucken lassen. Ich habe eine Menge Abdrücke und kann Ihnen geben, soviel Sie wollen.«
    »Das ist gut,« sagte Prickett; »dann geben Sie mir, bitte, vier – einen für mich, einen für den Yard und je einen für die beiden großen Zeitungsagenturen. Wenn Sie mir die Kataloge gleich geben wollten, würde ich drei davon durch den Schaffner des nächsten Zuges nach London schicken.«
    Janet eilte die Treppe hinauf und kehrte einige Minuten darauf mit einer Anzahl Kataloge in der Hand zurück.
    Prickett ergriff einen davon und überflog rasch seinen Inhalt; dann sagte er: »Hierbei ist aber Ihr eigner Schmuck wohl nicht aufgeführt, Fräulein Pharr, und wie ich höre, sollen Sie Ihre Diamanten auch in dem Kasten verwahrt haben. Bitte, setzen Sie sofort ein Verzeichnis davon auf, denn diese werden vermutlich zuerst zum Verkauf gebracht werden. Unter Umständen befinden sie sich schon jetzt, in kleinere Partieen geteilt, in den Händen der Pfandverleiher. Und nun will ich den Ortspolizeidiener aufsuchen,« wandte er sich an den Doktor, »wenn Sie die Güte haben wollen, mir den Weg anzugeben.«
    Arnold übernahm es, ihn zur Polizei zu führen, und die beiden gingen zusammen fort.
    Sie hatten schon ein gutes Stück ihres Weges über die von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne übergossene Flur zurückgelegt, als sie durch die tiefe Abendstille leichte, gleichmäßige Schritte vernahmen, die sich ihnen zu nähern schienen. An der nächsten Wegbiegung tauchte die Gestalt Wyncott Esdens auf, der während seines raschen Gehens eine schwarze Handtasche hin und her schwang. Alser die beiden sah, hemmte er seinen Schritt vielleicht eine halbe Sekunde, dann eilte er vorwärts.
    »Holla, Prickett,« rief er mit herzlichem Ton, »was hat Sie in diese Gegend verschlagen?«

Neuntes Kapitel.
    Die eine Seite des Weges entlang lief eine niedere Steinmauer und auf diese stützte sich Wyncott, als er die Neuigkeit erfuhr. Einen Augenblick starrte er ganz verwirrt seinen Vetter und den Detectiv an; dann schob er seinen Hut in den Nacken, fuhr sich mit der Hand über die Stirn und faßte sich nach und nach.
    »Das ist eine sehr vermessene That,« sagte er. »Nicht wahr, Prickett? Sie haben natürlich mehr Erfahrung als ich, aber ich habe noch nie etwas derartiges gehört. Jedenfalls haben Sie keine Zeit verloren.«
    »Nein,« erwiderte Prickett mild, »ich lasse das Gras nicht oft unter meinen Füßen wachsen.«
    »Verfügen Sie in jeder Beziehung über mich, Prickett,« sagte der Advokat.
    »Danke, Herr Esden, Ihr Beistand ist mir von großem Wert.«
    In kurzen Worten teilte er mit, was er bereits erfahren hatte, und Wyncott hörte ihm aufmerksam zu. Dann sagte er: »Jetzt müssen wir unsere Kräfte teilen. Sie gehen und befragen Dadge, und ich gehe nach der Station zurück und ziehe dort Erkundigungen ein – oder noch besser, gehst du, Arnold, nach der hiesigen Station und ich gehe nach Hemsleigh hinüber, um dort Nachforschungen anzustellen. Es ist ein Jammer, daß dies alles nicht längst geschehen ist, denn unterdessen kann der Dieb bis Birmingham oder Dover gelangt sein. Sie haben das Kästchen ja nie gesehen, in dem die Steine aufbewahrt wurden – es hat die Größe einesgroßen Quartblattes und etwa fünf Zoll Tiefe. Ein Mann kann es unter seinem Ueberzieher tragen, ohne aufzufallen; er kann es aber auch als gewöhnliches Paket in Zeitungspapier und auf fünfzigerlei andre Weise unbemerkt in Sicherheit bringen. Wir haben also nach einem Unbekannten mit einem Paket zu fragen, der mit dem ersten Zug, den er nach fünf Uhr erreichen konnte, fortfuhr. Du kannst den Stationsvorsteher heißen, bei den nächsten zwei oder drei Stationen in jeder Richtung anzufragen. Ich werde dasselbe in Hemsleigh thun. Wo wollen wir uns wieder treffen?«
    »Ich habe meine Reisetasche im Vorbeigehen in der ›Fischerruhe‹ abgegeben,« sagte Prickett. »Ein angenehm aussehendes kleines Haus – vielleicht wollen die Herren dort mit mir zusammentreffen, wenn sie ihre Erkundigungen eingezogen haben. Wenn Sie gestatten, Herr Esden, will ich Ihre Tasche auch dort abgeben.«
    »Gut,« erwiderte Esden, ihm dieselbe übergebend, »in einer Stunde werde ich

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