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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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er sich schlüssig gemacht hat.«
    Prickett lächelte vor sich hin, als ob ihm diese Aussicht nicht übel gefiele.
    »Wir müssen jetzt heimgehen, Wyncott,« sagte Arnold. »Die Damen werden heute abend gewiß etwas ängstlich sein.«
    »Ich begleite Sie, meine Herren,« erklärte Prickett; »Fräulein Pharr hat einige Papiere für mich, mit denen ich den letzten Zug noch erreichen möchte.«
    »Wollen Sie heute nacht noch nach London zurück?« fragte ihn Wyncott.
    »Nein, Herr Esden,« erwiderte Prickett. »Es ist eine wunderbar schöne Nacht, In einer halben Stunde geht der Vollmond auf und dann wird es fast taghell werden. Ich werde einen Rundgang machen und mir die Lage des Gutes betrachten. Daß ja keiner der Herren aus einem Hinterhalt auf mich schießt.«
    Als sie das Haus erreichten, hatte Fräulein Pharr die Beschreibung ihres Schmuckes viermal abgeschrieben. Nachdem Prickett die Papiere in Empfang genommen hatte, verabschiedete er sich für die Nacht und ging. Wyncott mußte eine Wiederholung der schon gehörten Erzählung über sich ergehen lassen und entwickelte seinen Plan mit dem Ausschreiben einer Belohnung. Alle waren mit ihm einverstanden und Arnold wollte sofort mit einer Anzeige für alle Londoner Tagesblätter nach der Stadt fahren, aber Wyncott sagte: »Laß Prickett einen oder zwei Tage Zeit; wir wollen sehen, ob er etwas machen kann. Es würde einen Mangel von Vertrauen in die Polizei vermuten lassen, wenn wir schon so schnell eine Belohnung ausschrieben. Wir wollen ein wenig zuwarten – ich halte viel von Prickett; man hätte uns kaum einen bessern Beamten schicken können.«
    Unterdessen hatte Prickett seine Schriftstücke fortbefördert und war, im Genuß einer Cigarre schwelgend, über den Berg nach dem Haus zurückgeschlendert. Die Nacht hielt, was sie versprochen hatte, und als der Mond über den Wipfeln der Bäume stand, übergoß er die Landschaft mit beinahe tropischer Helle. Gemächlich umging der Detectiv das Gut, indem er die äußere Mauer entlang schritt und die verschiedenen Eingänge besichtigte. Zwei oder drei Minuten lang verweilte er vor einem nur durch eine Klinke befestigten Pförtchen, durch das man nach dem vordern Rasenplatz gelangen konnte, und bemerkte, daß der Weg dorthin durch eine Reihe hoher Rhododendronbüsche gedeckt wurde.
    »Sie waren alle auf dem Rasenplatz hinten,« sagte er zu sich selbst, »und wenn außer diesem Mädchen irgend jemand drin war, so ist er von dieser Seite, wahrscheinlichdurch dies Pförtchen gekommen. Sobald sie das Zeichen gab, daß die Luft rein sei, konnte er unter dem Schutz dieser Sträucher ins Haus und auf dem nämlichen Weg zurückschleichen. Dann hätte er aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Weg diese Mauer entlang genommen. Wir wollen uns doch einmal die Gelegenheit betrachten.«
    Ruhig schlenderte er weiter und blickte bald rechts, bald links mit einer Wachsamkeit, die ihm ganz zur andern Natur geworden war.
    »Der alte Schotte,« überlegte er so vor sich hin, »sieht nicht aus, als ob er sich leicht über den Löffel barbieren ließe, besonders nicht in seinem eigenen Fach. Aphasie? Agraphie? Hätte ich ihn doch gefragt, wie man das schreibt – dann hätte ich ein paar Zeilen an den Polizeiarzt schreiben können.«
    Aus dem Schutz der Mauer, die das Gut umschloß, heraus trat er nun ins freie Feld. Von dem erhöhten Punkt, auf dem er stand, bemerkte er eine Viertelmeile entfernt, eine schwarze Oeffnung.
    »Das ist ein Bahndurchstich,« sagte er, »höchst wahrscheinlich wird ein Dieb dorthin zu gelangen suchen. Wo hat er die meiste Deckung? Hier an der Ecke!«
    Neben der Hecke zog sich ein Graben hin, und das Mondlicht, das voll hineinfiel, verriet, daß das üppige, feuchte Gras niedergetreten worden war.
    »Joseph,« sagte Prickett mit innerlichem Frohlocken, »du bist etwas auf der Spur! Ich weiß aber doch nicht,« setzte er schon etwas kleinlauter hinzu, »das könnte auch irgend ein Balg aus dem Dorf gewesen sein. Kinder laufen gerne in Gräben und halten sich immer mit Vorliebe da auf, wo sie nichts zu thun haben. Einerlei, Joseph, wir gehen 'mal hier weiter und sehen, ob es zu etwas führt.«
    Es führte schließlich zu einem Bohnenfeld. In der Hecke zeigte sich eine Oeffnung, und als Prickett über das Feld hinblickte, konnte er ganz deutlich eine etwas im Zickzack laufende Linie erkennen, die aussah, als ob sie durch das Durchgehen eines Menschen entstanden wäre.
    »Ich glaube, es ist fahrlässige Schädigung

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