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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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fremden Eigentums, aber das ist einerlei. Hier geht's durch.«
    Rasch eilte er, stets der Linie folgend, quer über das Feld und durch eine zweite Hecke, die schnurgerade auf den Durchstich zuführte. Auch hier fand sich ein Graben, aber die Hecke hüllte ihn in tiefen Schatten, Prickett zündete ein Reibwachskerzchen an, kniete auf dem Gras nieder und entdeckte wiederum Fußspuren.
    »Das ist genau der Weg, den einer nehmen würde,« flüsterte er, – »bis auf das kleine Bohnenfeld ganz gedeckt.« Der Abhang war steil und von oben bis unten lief eine mit Ziegelsteinen ausgemauerte Abzugsrohre, die von dem Graben oben nach einer Erdvertiefung unten führte. Neben der Röhre war die Erde glatt und eingedrückt, als ob ein schwerer Gegenstand da hinuntergeglitten wäre. Bezweifelnd, daß er eine Fortsetzung der Spur finden werde, setzte der Detectiv vorsichtig einen Fuß auf den Abhang, glitt aber aus und rutschte viel schneller hinunter, als er beabsichtigt hatte. Im ersten Augenblick war er etwas verblüfft, allein er faßte sich rasch und rauchte seine Cigarre mit so gelassener Miene weiter, als hätte er sich nur zu diesem Zweck in solch absonderlicher Weise auf diesen Fleck Erde begeben.
    Plötzlich fiel ihm ein Lichtschein ins Auge, der aber sofort wieder verschwand. Eben war er im Begriff gewesen, eine bequemere Stellung einzunehmen, und nun bewegte er den Kopf hin und her, um den Lichtschein wieder zu erhaschen, denn der unwahrscheinliche Gedanke, der Schimmer könne von einem der gestohlenen Edelsteine ausgehen, war in ihm aufgestiegen. Er bemerkte den Schimmer wieder und hob mit leisem Pfeifen den blitzenden Gegenstand auf. So voll und klar das Mondlicht auch war – es genügte ihm nicht, und er zündete ein halbes Dutzend Wachsstreichkerzchen auf einmal an und untersuchte den Gegenstand, bis er sich die Finger verbrannte.
    »Reuben, alter Gauner,« sagte er ganz ruhig, »ich glaube, da hast du die Hand im Spiel. Halt einmal – es ist halb elf Uhr. In einem schlanken Trab kann ich inanderthalb Stunden nach London kommen. Wir wollen's 'mal im ›Weißen Roß‹ versuchen.«
    Damit erklomm er die Böschung wieder und eilte durch das Dorf nach dem Wirtshaus, in dem er abgestiegen war.
    »Wie ich höre, Mann,« sagte er zu dem Wirt, »haben Sie ein kleines, aber tüchtiges Stück Pferdefleisch im Stall. Ich muß sofort nach London! kann sein, daß ich heute nacht hierher zurück muß, kann sein auch nicht. Glauben Sie, daß das kleine Pferdchen dies zu leisten vermag?«
    »Es kostet Sie einen Sovereign,« lautete die Antwort.
    »Gut,« erwiderte Prickelt, »das heiß' ich kurz und bündig. Lassen Sie so schnell als möglich anspannen, denn ich habe keine Minute zu verlieren.«
    Drei Minuten später stand ein leichtes Jagdwägelchen mit einer stößig aussehenden Stute vor der Thür.
    »Steigen Sie ein, Herr,« sagte der Rosselenker. »Wo wollen Sie hin?«
    »Nach Holborn,« erwiderte Prickett und stieg ein.
    Er hatte den gefundenen Gegenstand in seiner Brusttasche geborgen und diese sorgsam zugeknüpft. Während der Fahrt legte er wohl hundertmal die Hand darauf, um sich von seinem Vorhandensein zu überzeugen, und einmal zog er ihn sogar heraus, um ihn im Mondenschein von neuem zu untersuchen.
    Auf unerklärte Weise war das Gerücht von dem Einbruch ins Dorf gedrungen und Herrn Pricketts Beruf bekannt geworden.
    »Haben Sie etwas gefunden, Herr?« fragte der Kutscher ihn von der Seite betrachtend.
    »Ja, mein Sohn,« erwiderte Prickett trocken, den Gegenstand wieder einschiebend, »ich habe gefunden, daß es nichts Dümmeres gibt, als über Dinge zu reden, deren man selbst nicht sicher ist.«
    Schweigend fuhren sie auf der breiten, weißen Landstraße dahin, bis ein gelber Schein am Horizont die Lichter Londons verkündete, und als sie die Stadt thatsächlich erreicht hatten, schlug hie und da eine Uhr halb zwölf. Der Jagdwagen rasselte weiter bis Holborn, wo Prickett aneinem gewissen Punkt seine Hand auf den Arm seines Führers legte.
    »Halten Sie am ersten Hof rechts. Hier ist eine halbe Krone für Sie, aber verwenden Sie das Geld vorsichtig, denn Sie müssen allein zurückfahren – ich brauche Sie nicht mehr.«
    Er stieg aus, ging über den Hof und trat in das Schenkstübchen eines altmodischen Wirtshauses, Er winkte dem Wirt mit den Augen und dieser kam sogleich herbei.
    »Ist Herr Gate hier? Werkzeugfabrikant. Sie wissen.«
    »Ja, er trinkt drinnen ein Glas Bier. Es wäre mir ebensolieb, wenn er es

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