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Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Titel: Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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eine Rechenmaschine und setzte sich auf den Rand eines Schreibtischs. „Also?" fragte er nur und blickte den Portier an.
    „Also?" echote dieser mit in die Höhe gezogenen Augenbrauen und spreizte die Hände.
    „Wie heißt das Mädchen?"
    „Keine Ahnung, Sir."
    Clive Hammer schüttete den Inhalt der Handtasche auf den Schreibtisch. Es handelte sich dabei um eine Rolle von Dollarbanknoten, um einen Lippenstift und eine Puderdose, um etwas Kleingeld und um ein Päckchen mit Kleenex-Tüchern.
    Clive fuhr mit der Hand in das schmale Taschenfach, das für den Spiegel und die Ausweispapiere gedacht war. Es befand sich nichts darin.
    „Keine Papiere", sagte er.
    „Ich glaube, sie war Französin", meinte der Portier.
    Clive schraubte den Lippenstift auf und schaute dann den goldenen Behälter genau an. „Gold, 22 Karat", sagte er. Er hob die Puderdose auf. „Dito", meinte er und wog die Dose in der Hand. „Ein hübsches Objekt."
    „Sie war bestimmt eine Französin", wiederholte der Portier überzeugt. „Sie sprach mit Akzent."
    Clive Hammer entrollte die Banknoten und zählte sie. „Neunhundert Dollar", meinte er. „Würden Sie soviel Bargeld mit sich herumschleppen?"
    „Nein, Sir — aber so sehr viel ist es für eine Dame der Gesellschaft ja gerade nicht."
    In diesem Moment geschah etwas Merkwürdiges.
    An dem Fenster, das mit einer Jalousie verhangen war, erschien plötzlich, nur für eine Sekunde, ein Schatten. Der Portier und Clive Hammer blickten in die Höhe und sahen zwei Augen — große, weit aufgerissene Augen, die einen Moment mit einem schwer deutbaren Ausdruck ins Innere des Raumes starrten. Im nächsten Moment war der Schatten verschwunden.
    „Wer, zum Teufel, war das?" fragte Hammer, der sich erhoben hatte.
    „Irgendein Neugieriger, vermute ich."
    „Wohin weist das Fenster?"
    „Zur Hotelrückseite; von hier aus kann man auf das Schwimmbassin und die Liegeplätze sehen."
    „Sie haben den Mann nicht erkannt?"
    „Nein, das war ja unmöglich — die Lamellen der Jalousie zerschnitten sein Gesicht in Streifen."
    Hammer nickte, wie zur Bestätigung. „Vielleicht war es ein Journalist", meinte der Portier. „Bestimmt sind sie inzwischen eingetroffen."
    „Warum glauben Sie, daß das Mädchen eine Französin sein könnte?" fragte Clive Hammer.
    Er war groß und schlank. In Miami-Beach nannte man ihn seines guten Aussehens wegen Hollywood-Clive'. Er galt als Lady-Killer, und wenn er sich mit irgendeiner Eroberung in einer Hotelbar oder am Rande eines Swimmingpools zeigte, hätte ihn nicht einmal ein Kenner der internationalen Gesellschaft von einem der Upper-Class-Playboys unterscheiden können.
    Clive Hammer war dunkelblond; er hatte die dazu passenden klaren, blauen Augen, einen olivfarbenen Teint und ein gut geschnittenes Gesicht mit markant-männlichen Zügen. Er liebte es, sich gut zu kleiden. Da sein Gehalt ihm keine allzu großen Sprünge gestattete, besaß er zwar nicht sehr viele, aber ausschließlich gute Kleidung.
    Leute, die ihn kannten, wußten, freilich, daß die Eitelkeit nicht seine hervorstechendste Eigenschaft war. Clive Hammer war vielmehr ein fanatischer Verfechter des Rechts; er glaubte an seine Mission als Detektiv und nahm seine Arbeit so ernst, wie sie es verdiente.
    In Miami Beach, wo ständig eine Konzentration von Geldleuten zu beobachten ist, halten sich verständlicherweise besonders viele dunkle Existenzen auf, die von diesem Umstand zu profitieren hoffen; Clive Hammer hatte also meistens alle Hände voll zu tun.
    Da er wie ein Playboy aussah und sich häufig auch so benahm, wurde er häufig unterschätzt; in Wahrheit war er tüchtig, zäh und zuweilen sogar brillant, wenn es um die Aufklärung eines Verbrechens ging.
    „Das Mädchen hatte einen Akzent", meinte der Portier. „Nicht sehr stark, aber doch spürbar."
    „Sie dürfte etwa zweiundzwanzig sein, was?"
    „Diese Schätzung halte ich für zutreffend", meinte der Portier. „Übrigens war sie heute morgen um elf das erste Mal hier. Ich zeigte ihr eines der teuren Zimmer im ersten Stock, und sie schien Gefallen daran zu finden; allerdings wollte sie sich nicht gleich entscheiden, sondern nochmals zurückkommen. Ich kann nicht sagen, ob sie vorhin bestellen wollte — ein Gast des Hotels ist sie auf alle Fälle zum Zeitpunkt des Verbrechens noch nicht gewesen."
    Die Tür öffnete sich, und der korrekt gekleidete Hoteldirektor betrat den Raum. Mr. Florish war freilich nicht der Besitzer des Hauses, es gehörte

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