Ein geschenkter Tag
verdienen?«
»Jaaa.«
»Dann gehst du jetzt in die Messe und holst uns, sobald die Predigt vorbei ist.«
»Kann ich das Geld sofort haben?«
»Ich glaub, ich spinne. Die Blagen von heute sind unglaublich ...«
»Hier, du Gauner. Und keine Dummheiten, ja? Du holst uns hier ab?«
»Darf ich jetzt schon eine Runde spielen?« »Mach nur«, seufzte Simon, »aber anschließend geht's Richtung Orgel.« »Okay.«
Wir blieben noch einen Moment schweigend sitzen, dann fügte er hinzu:
»Und wenn wir ihn besuchen würden?«
»Wen?«
»Na, Vincent!«
»Wann denn?«, fragte ich.
»Jetzt.«
»Jetzt?«
»Du meinst: jetzt?«, wiederholte Lola.
»Tickst du jetzt völlig aus? Willst du einfach ins Auto steigen und losfahren?«
»Liebste Garance, ich glaube, du hast das Ergebnis meiner Überlegungen soeben in wenigen Worten zusammengefasst.«
»Du bist verrückt«, sagte Lola, »wir können doch nicht einfach abhauen?«
»Warum nicht?« (Er kramte in der Tasche nach Kleingeld.) »Auf, Mädels. Kommt ihr?«
Wir reagierten nicht. Daraufhin streckte er die Arme zum Himmel:
»Wir verduften, sage ich! Wir hauen ab! Wir türmen. Wir nehmen Reißaus, wir machen uns aus dem Staub. Wir büxen aus!«
»Und Carine?«
Er senkte die Arme.
Nahm einen Stift aus der Jacke und drehte seinen Bierdeckel um.
»Wir machen einen Ausflug zu Vincents Schloss. Ich vertraue dir Carine an. Ihre Sachen stehen vor deinem Wagen. Grüße und Küsse von uns.«
»Hallo, Kleiner! Kommando zurück. Du brauchst nicht in die Messe zu gehen, aber das hier gibst du der Dame in Grau mit dem rosa Hut, sie heißt Maud, alles klar?«
»Alles klar.«
»Wie weit bist du gekommen?«
»Zwei Extrakugeln.«
»Was habe ich gerade gesagt?«
»Ich setze zuerst meinen Namen auf die High-Score-Liste, anschließend gebe ich Ihren Bierdeckel einer Dame mit rosa Hut, die Maud heißt.«
»Du passt sie ab, wenn sie aus der Kirche kommt, und gibst ihr den Deckel.«
»Okay, aber das kostet noch was extra ...«
Er lachte sich einen Ast.
* * *
»Du hast den Schminkkoffer vergessen.«
»Oje. Zurück, marsch, marsch. Das würde sie mir nie verzeihen.«
Ich stellte den Koffer gut sichtbar auf ihre Tasche, und wir düsten in einer Staubwolke davon. Als hätten wir soeben eine Bank ausgeraubt.
Anfangs trauten wir uns nicht zu reden. Wir waren trotz allem ein wenig ergriffen, und Simon schaute alle zehn Sekunden in den Rückspiegel.
Vielleicht rechneten wir damit, das Martinshorn eines Polizeiwagens zu hören, den eine wutentbrannte Carine mit Schaum vor dem Mund hinter uns herjagte. Aber nichts passierte. Absolute Flaute.
Lola saß vorne, und ich hing zwischen den beiden auf den Sitzlehnen. Jeder wartete darauf, dass der andere die Anspannung löste.
Simon schaltete das Radio ein, und die Bee Gees jaulten:
And we're stayin'alive, stayin'alive ...
Ha, Ha, Ha, Ha ... Stayin'alive, stayin'alive ...
O Mann. Es war zu schön, um wahr zu sein. Das war ein Zeichen! Der Fingerzeig Gottes! (Nein. Es war
ein Gruß von Emile an Monique, zur Feier ihres Kennenlernens auf dem Ball von Treignac 1978, aber das sollten wir erst später erfahren.) Wir sangen im Chor: »HA! HA! HA! HA! STAYIN' ALIIIIIIIIIIII-VE ...«, während Simon auf der D 114 Schlangenlinien fuhr und dabei seine Krawatte löste.
Ich schlüpfte wieder in meine Hose, und Lola reichte mir ihren Hut, damit ich ihn neben mich legte.
Angesichts des Preises, den sie dafür bezahlt hatte, war sie ein wenig enttäuscht.
»Pah«, sagte ich, um sie zu trösten, »du setzt ihn einfach bei meiner Hochzeit auf ...«
Enorrrrmes Gelächter im Innern des Wagens.
Die Stimmung war wieder bestens. Es war uns gelungen, den Alien aus dem Raumschiff zu kicken.
Jetzt mussten wir nur noch das letzte Mitglied der Crew einsammeln.
Ich suchte Vincents Kaff auf der Karte, und Lola gab den DJ. Wir hatten die Wahl zwischen France Bleu Creuse und Radio Gelinotte. Nicht gerade Soundsystem-Qualität, die Sender, aber was soll's? Wir redeten, ohne Luft zu holen.
»So etwas hätte ich dir nie zugetraut«, sagte sie schließlich an die Adresse unseres Fahrers gewandt.
»Mit dem Alter wird man weise«, lächelte er und akzeptierte eine Zigarette von mir.
Wir waren schon zwei Stunden unterwegs, und ich erzählte gerade von meinem Aufenthalt in Lissabon, als ich ...
»Was ist?«, fragte Lola beunruhigt.
»Hast du nicht gesehen?«
»Was denn?«
»Der Hund.«
»Was
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