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Ein Gesicht in der Menge

Ein Gesicht in der Menge

Titel: Ein Gesicht in der Menge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kaz. «Du in den Farben der Rays, das ist, als würde man Doris Day oben ohne sehen.» Er kicherte.
    «Ich musste es anziehen», sagte Evers. «Der Typ, der mir die Karte geschenkt hat, hat drauf bestanden. Hör mal, ich muss jetzt los. Will mir ein Bier und einen … oh mein Gott, das ist es!»
    Gonzo hatte einen harten Ball geschlagen, hoch und weit.
    «Trink einen auf mich!», rief Kaz.
    In Evers’ teurem Fernseher trottete Gonzalez um die Bases. Während Evers zuschaute, wusste er plötzlich, was er tun musste. Es gab nur eine Möglichkeit, diesen kosmischen Witz zu beenden. Am Sonntagabend würde die Innenstadt von St. Pete menschenleer sein. Wenn er ein Taxi nahm, konnte er am Ende des zweiten Innings im Trop sein. Vielleicht auch früher.
    «Kaz?»
    «Ja, Kumpel?»
    «Wir hätten zu Lester Embree netter sein oder ihn in Ruhe lassen sollen.»
    Bevor Kaz etwas erwidern konnte, drückte Evers auf Beenden. Er schaltete den Fernseher aus. Dann ging er ins Schlafzimmer, durchstöberte die zusammengefalteten Hemden in seiner Kommode und fand sein geliebtes Curt-Schilling-Trikot, auf dem vorn eine blutige Socke prangte und auf dessen Rücken WARUM NICHT WIR ? stand. Schilling war ein echter Kerl gewesen, der sich vor nichts fürchtete. Wenn der Evers im Rays-Shirt ihn in diesem Trikot sah, würde er wie der Albtraum, der er in Wirklichkeit war, verblassen, und das Ganze würde ein Ende finden.
    Evers zog das Hemd an und rief ein Taxi. Es befand sich eins in der Nähe, das gerade einen Fahrgast abgesetzt hatte, und die Straßen waren so menschenleer, wie Evers es erwartet hatte. Der Taxifahrer hörte sich das Spiel im Radio an. Als er vor dem Haupttor hielt, waren die Sox immer noch im zweiten Inning am Schlag.
    «Sie werden sich mit einem Platz ganz oben zufriedengeben müssen», sagte der Taxifahrer. «Sox gegen Rays, da sind die Karten begehrt.»
    «Ich hab einen Platz direkt hinter der Home Plate», sagte Evers. «Wenn Sie irgendwo hinfahren, wo das Spiel gezeigt wird, können Sie mich vielleicht sehen. Halten Sie nach dem Hemd mit der blutigen Socke Ausschau.»
    «Ich hab gehört, die Videospiel-Firma dieses verdammten Trottels soll bankrottgegangen sein», sagte der Taxifahrer, während Evers ihm einen Zehner gab. Er drehte sich um, sah, dass Evers immer noch bei geöffneter Tür auf dem Rücksitz saß, und gab ihm widerwillig das Wechselgeld. Davon reichte ihm Evers einen einzelnen zerknitterten Simoleon.
    «Jemand mit einem Platz in der ersten Reihe sollte aber ein höheres Trinkgeld geben können», knurrte der Taxifahrer.
    «Jemand mit so wenig Hirn sollte über den großen Schill nicht die Klappe aufreißen», erwiderte Evers. «Zumindest wenn er ein höheres Trinkgeld will.» Er stieg aus, schlug die Tür zu und ging zum Eingang.
    «Fick dich, Boston!»
, rief der Taxifahrer.
    Ohne sich umzudrehen, streckte Evers den Mittelfinger in die Luft – den echten, nicht den aus Schaumstoff.
    Die Eingangshalle war nahezu leer, der Lärm der Menge im Stadion ein dumpfes Brandungsrauschen. Das Spiel war ausverkauft, wie die LED -Schilder über den verriegelten Kartenschaltern prahlten. Nur ganz am Ende war noch der Abholschalter für vorbestellte Karten geöffnet.
    Evers ging wie auf Schienen darauf zu.
    «Kann’ch Ihnen helfen, Sir?», fragte die hübsche Kartenverkäuferin, und war das, was sie da aufgelegt hatte, nicht Juicy Couture? Bestimmt nicht. Er erinnerte sich, wie Martha gesagt hatte:
Das ist mein Schlampenparfüm. Das trage ich nur für dich.
Sie war bereit gewesen, Dinge zu tun, die Ellie im Traum nicht gemacht hätte, Dinge, die ihm stets im falschen Moment einfielen.
    «
Kann’ch
Ihnen helfen, Sir?»
    «Tut mir leid», sagte Evers. «Hatte einen kurzen Aussetzer.»
    Sie lächelte brav.
    «Haben Sie zufällig eine Karte auf den Namen Evers? Dean Evers?»
    Sie zögerte nicht, brauchte keinen Karton voller Umschläge durchzusehen, denn es war nur noch ein Umschlag übrig. Darauf stand sein Name. Sie schob ihn durch die Öffnung in der Scheibe. «Viel Spaß.»
    «Wir werden sehen», sagte Evers.
    Er ging auf Tor A zu, öffnete den Umschlag und nahm die Karte heraus. Daran war ein Zettel geheftet, nur sechs Worte unter dem Rays-Emblem: MIT DEN BESTEN EMPFEHLUNGEN DER GESCHÄFTSLEITUNG . Er ging mit großen Schritten die Rampe hinauf und reichte die Karte einem mürrischen Platzanweiser, der dastand und beobachtete, wie sich Elliot Johnson gegen Josh Beckett bereit machte. Der alte Knacker war mindestens

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