Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
Mann, der alles sehr genau nahm und großen Wert auf Ordnung und auf einen reibungslosen Arbeitsbetrieb legte. Das legte die Vermutung nahe, dass dieser auch im Umgang mit seinen Angestellten ein fairer und korrekter Mann war. Überhaupt war der Rinderzüchter Daryl recht sympathisch, auch wenn dessen Hauptaugenmerk natürlich seiner Farm galt und er sich vermutlich kaum mehr als andere weiße Farmer mit den Gedanken und Gefühlen seiner schwarzen Stockmen auseinandersetzte.
3
Der nächste Morgen begann mit einem Wettstreit zwischen Rosa- und Gelbhauben-Kakadus um das markerschütterndste Geschrei, den die Gelbhauben mit knappem Vorsprung gewannen.
Daryl hatte die Nacht allein in seiner Baracke verbracht. Bis auf Poison-Joe und den jungen Ray Hill, den Barrow auf Daryls Wunsch hin über Funk zurückbeordert hatte, waren alle Viehtreiber draußen im Busch geblieben, wo sie im Freien übernachteten. Schon seit Tagen waren sie damit beschäftigt, Wildpferde aufzuspüren und in Sammelgehege zu treiben, von wo sie später zu den Hauptkoppeln in der Nähe der Farm getrieben werden sollten.
Als Daryl den Aufenthaltsraum betrat, saßen die Männer bereits beim Frühstück. »Morgen allerseits«, rief er gut gelaunt und ging Richtung Theke, um sich sein Essen zu holen.
Meena stand in der offenen Küche und drehte sich zu ihm um. »Setzen Sie sich, ich bringe Ihnen das Frühstück an den Tisch. Heute ist ja nicht viel los.«
Daryl nickte und gesellte sich zu Ray und Poison-Joe. Er reichte Ray die Hand und stellte sich vor. Der Junge Stockman erwiderte die Begrüßung, wandte sich aber gleich wieder seinem Frühstück zu. Daryl schätzte Ray auf ungefähr neunzehn. Er hatte ein mageres, pustelübersätes Gesicht und leuchtend hellblaue Augen, außerdem schien er ein eher schüchterner Typ zu sein.
»Heute beginnt also auch für Sie die Fronarbeit«, eröffnete Poison-Joe das Tischgespräch und verzog den mit Ei verschmierten Mund zu einem breiten Grinsen.
»Ohne Arbeit keinen Lohn«, meinte Daryl lakonisch.
»Leider wahr. Sie reparieren heute den Wackelschwanz?«
Daryl warf einen raschen Blick auf Ray Hill. Der Junge starrte wie gebannt zum Herd, wo Meena Daryls Frühstücksportion vorbereitete. Er war so in den Anblick der hübschen Halbaborigine vertieft, dass er nichts von dem Gespräch mitbekam.
»Ich werd’s zumindest versuchen. Ehrlich gesagt, ich tauge eher zum Piloten als zum Mechaniker.«
»Da drehen Sie sich mal keinen Strick«, rief Poison-Joe vergnügt und klopfte Ray auf die Schulter. »Unsere rothaarige Bohnenstange hier hat noch alles zum Laufen gebracht, was, mein Junge?«
Ray sah Joe kurz an. Dann senkte er den Blick und starrte auf seinen Teller, während die Röte langsam in sein Gesicht stieg. Als klar war, dass er nicht antworten würde, legte ihm Joe freundschaftlich einen Arm um die Schultern und zwinkerte Daryl verschwörerisch zu. »Ist eben ein wenig scheu, unser Baby-Ray.«
Der Hubschrauber stand in der Nähe des Haupthauses in einem mit weißen Steinen markierten Kreis. Bereits zu dieser frühen Stunde brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel und trieb den Männern den Schweiß aus allen Poren. Außerdem schwirrten unzählige lästige Buschfliegen um sie herum, die ihnen die Arbeit draußen zur Qual machten.
Während Ray Hill den Heckrotor entfernte, der vor einigen Wochen während eines Sturms von einem herumfliegenden Blechteil beschädigt worden war, kontrollierte Daryl die Hughes 300 routinemäßig auf sichtbare Mängel.
Zwar hatte der Vorarbeiter den kleinen Hubschrauber offensichtlich tadellos in Schuss gehalten, doch immer, bevor Daryl mit einer fremden Maschine flog, überprüfte er sie, das war für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Der Zustand des Fluggerätes sagte viel über seinen Besitzer aus. Floyd Buttler war demnach, zumindest, was seine Arbeit anging, gewissenhaft und zuverlässig gewesen. Dies bewies auch das Flugbuch, das Daryl im Cockpit fand. Peinlich genau hatte Buttler darin alle Arbeiten an dem Helikopter notiert, sogar jeden Tropfen Öl, den er verbraucht hatte.
»Kümmern Sie sich eigentlich auch um die Wartung des Hubschraubers?«, versuchte Daryl, den jungen Farmarbeiter in ein Gespräch zu verwickeln.
»Um Buttlers Kronjuwel? Er hat mich schon angeschnauzt, wenn ich der Maschine nur auf drei Meter nahe gekommen bin.«
»Dann sind Sie nie mit ihm mitgeflogen?«
»Nein. Habe überhaupt noch nie in einem Hubschrauber
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