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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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daß du selbst allzu feurig darüber sprichst. Du hast soeben gesagt, daß du Umgang mit Frauen hast … Es ziemt sich für mich natürlich nicht, dich auszufragen … über dieses Thema, wie du dich ausdrückst … Aber gehört nicht auch ›diese Frau‹ auf die Liste deiner neuerworbenen Freunde?«
    »Diese Frau …« Meine Stimme zitterte plötzlich. »Hören Sie, Andrej Petrowitsch, hören Sie: Diese Frau ist das, was Sie kürzlich bei diesem Fürsten über das ›lebendige Leben‹ gesagt haben – wissen Sie noch? Sie sagten, daß dieses ›lebendige Leben‹ etwas so Direktes und Einfaches, einen unmittelbar so Anschauendes ist, daß man gerade wegen dieser Direktheit und Klarheit unmöglich glauben kann, es wäre eben dasselbe, wonach wir unser ganzes Leben lang so mühsam suchen … Und nun, mit dieser Ansicht, sind Sie einem Ideal von Frau begegnet und haben in der Vollkommenheit, in dem Ideal ›sämtliche Laster‹ zu erkennen geglaubt! Jetzt haben Sie’s!«
    Der Leser möge urteilen, wie sehr ich außer mir war.
    »›Sämtliche Laster‹! Aha, diesen Ausdruck kenne ich!« rief Werssilow. »Und wenn es schon so weit ist, daß dir dieser Ausdruck mitgeteilt worden ist, dann könnte man dir doch gleich gratulieren? Das beweist eine solche Intimität zwischen euch, daß es vielleicht sogar angebracht wäre, dich wegen einer Bescheidenheit und Verschwiegenheit zu loben, deren ein junger Mann nur selten fähig ist …«
    In seiner Stimme glitzerte ein gutmütiges, freundschaftliches, liebevolles Lachen … Etwas Aufforderndes und Liebenswertes lag in seinen Worten und in seinem hellen Gesicht, soweit ich es in der Dunkelheit erkennen konnte. Er war erstaunlich erregt. Ohne mein Zutun griff das Glitzern auf mich über.
    »Bescheidenheit, Verschwiegenheit! O nein, nein!« rief ich aus, errötend und zugleich stürmisch seine Hand drückend, die ich irgendwann gepackt und, ohne es zu merken, nicht wieder losgelassen hatte. »Nein, nein, um nichts in der Welt … Mit einem Wort, es gibt keinen Grund, mir zu gratulieren, und es wird niemals, niemals einen geben …« Ich rang nach Luft und flog und flog, ich hatte solche Lust zu fliegen, es tat mir so wohl, »wissen Sie … nur dieses eine Mal, ein einziges klitzekleines Mal! Sehen Sie, mein lieber, mein herrlicher Papa – Sie erlauben mir doch, Sie ›Papa‹ zu nennen –, nicht nur einem Vater und Sohn, sondern niemand ist es gestattet, mit einer dritten Person über seine Beziehung zu einer Frau zu sprechen, und sei sie noch so rein! Je reiner, um so strenger muß das Verbot sogar gelten! Das ist widerwärtig, das ist plump, mit einem Wort – ein Konfident ist ausgeschlossen! Aber wenn doch nichts ist, absolut nichts, dann darf man doch sprechen, das darf man doch?«
    »Wie das Herz es befiehlt.«
    »Eine sehr indiskrete Frage: Haben Sie in Ihrem Leben Frauen gekannt, und haben Sie Beziehungen gehabt? … Ganz allgemein, nicht im einzelnen!« Ich errötete und überschlug mich vor Begeisterung.
    »Zugegeben, es gab Abweichungen vom rechten Weg.«
    »Also, es handelt sich um einen Vorfall, den Sie mir als Mann von Erfahrung erklären müssen: Eine Frau sagt zu Ihnen plötzlich, so ganz unvermittelt, und sieht dabei zur Seite: ›Ich bin morgen um drei dort und dort‹ … sagen wir, bei Tatjana Pawlowna« – ich hatte den Boden unter den Füßen endgültig verloren und flog dahin. Mein Herz pochte heftig und setzte aus; ich blieb mitten im Satz stecken und war außerstande fortzufahren. Er war ganz Ohr.
    »Und nun, morgen, bin ich um drei bei Tatjana Pawlowna, stehe vor der Tür und überlege: ‘Die Köchin wird öffnen’ – Sie kennen ihre Köchin –, und ich frage als erstes: ›Ist Tatjana Pawlowna zu Hause?‹ Und wenn die Köchin sagt, ›Tatjana Pawlowna ist nicht zu Hause, und eine Besucherin sitzt da und wartet‹ – was muß ich daraus schließen? Sagen Sie, wenn Sie … kurz, wenn Sie …«
    »Schlicht und einfach, daß man dich zu einem Rendezvous bestellt hat. War das so? War das heute? Ja?«
    »Oh, nein, nein, nein, nichts, gar nichts! Es war so, aber es war etwas ganz anderes; es war ein Rendezvous, aber wegen etwas ganz anderem, das möchte ich zuallererst klarstellen, um nicht gemein zu sein, es war so, aber …«
    »Mein Freund, das alles wird langsam so spannend, daß ich den Vorschlag mache …«
    »Habe selbst Zehner und Fünfundzwanziger an Notdürftige gegeben. Für einen kleinen Wodka! Kostet nur ein paar

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