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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Arkadij, der sich in Katerina verliebt hat, das Gefühl der Macht über eine schöne Frau.
    In dem Streben, von seiner Umwelt ernst genommen zu werden und einen Platz im Leben einzunehmen, stürzt sich Arkadij in das gesellschaftliche Treiben der Stadt, stößt aber auf Ablehnung und Verachtung. Er gerät in einen anarchistischen Zirkel – die Beschreibung dieser Gruppierung geht auf Zeitungsmeldungen über den Prozess gegen den Revolutionär Dolguschin zurück –, wo er eine Rede über den Atheismus und die freie Liebe hält. Sein Verhältnis zu den Frauen ist zwiespältig: Einerseits empfindet er Verachtung für sie (»denn ich habe mir geschworen, dass ich mein ganzes Leben auf sie spucken werde«), andererseits nähert er sich ihnen bewundernd und ritterlich. Seine erste Liebe gehört Katerina Achmakowa, die auch in Werssilow eine Leidenschaft geweckt hat. Arkadij wird so zum Rivalen seines Vaters, wodurch sich die Beziehung zwischen ihnen erneut kompliziert.
    Durch Vermittlung des Fürsten Sergej Sokolskij, mit dem er sich angefreundet hat und von dem seine Schwester Lisa ein Kind erwartet, findet Arkadij Eingang in die ›höhere Gesellschaft‹. Er beginnt zu spielen, gerät in Schulden und gewinnt schließlich eine beträchtliche Summe. In der zweifelhaften Gesellschaft von Spielern und Erpressern ereignet sich ein für Arkadij peinlicher Vorfall, in dessen Verlauf er ohne Grund für einen Dieb gehalten und aus dem illegalen Spielsalon gewiesen wird. Ziellos irrt er durch die Stadt, stürzt bei dem Versuch, eine Mauer zu erklimmen, und fällt in tiefe Bewusstlosigkeit. In diesem Zustand findet ihn sein ehemaliger Moskauer Schulfreund Maurice Lambert, ein gewissenloser Schurke, der in der Folgezeit einen unheilvollen Einfluss auf ihn ausübt. Man bringt Arkadij in das Haus seiner Mutter, wo er seinem offiziellen Vater Makar begegnet, der krank von einer seiner Pilgerreisen zurückgekehrt ist. Makars Einfalt und die Heiterkeit seines Herzens, seine Uneigennützigkeit und Menschenliebe hinterlassen bei dem sich langsam erholenden Arkadij einen tiefen Eindruck. Makars Tod bewirkt, dass die »zufällige« Familie wieder näher zusammenrückt: Arkadij söhnt sich mit Werssilow aus und beschließt, ein Universitätsstudium zu beginnen; Werssilow entsagt seiner Leidenschaft zu der schönen und stolzen Katerina Achmakowa und kehrt zu der stillen und demütigen Sofja zurück.
    Der Roman, der durch die Ich-Form Unmittelbarkeit und Frische erhält, umfasst einen Handlungszeitraum von knapp drei Monaten, von denen der Erzähler 16 Tage genau in ihrem Verlauf schildert. Zentrum der Handlung und Bezugspunkt aller Geschehnisse im Roman ist Arkadij, dessen pubertäre Gefühlswelt mit psychologischer Meisterschaft dargestellt ist. Die Erzählperspektive wird vom jeweiligen Entwicklungsstadium des Protagonisten bestimmt, dem als ›Heranwachsenden‹ nicht alle Fakten und Ereignisse zugänglich sind. Er muss sie allmählich enträtseln und erforschen. Deshalb erscheint auch die Fabel nicht in ihrem chronologischen Zusammenhang, sondern wird kaleidoskopartig dargeboten. Hauptthema ist der Aufbruch eines ›grünen Jungen‹ in die Welt. Der durch Arkadijs weltfeindliche Vorstellungen verursachte Konflikt mit der Umwelt wird erst nach vielen qualvollen Erlebnissen des nach der »Wahrheit des Lebens« suchenden Protagonisten gelöst: Er befreit sich von seiner wirklichkeitsfeindlichen »Idee« und findet, in die Gesellschaft zurückkehrend, zu einer bejahenden Weltschau.
    Literaturgeschichtlich gesehen wird hier der pikareske Roman, der in Lazarillo de Tormes (anonym 1554) und der Histoire de Gil Blas de Santillane (1715–1735) von Alain-René Lesage seine Muster hat, mit dem Adoleszenz-Roman kombiniert, wie er mit Flauberts Novembre (1842), Joyce’ A Portrait of the Artist as a Young Man (1916) und Salingers The Catcher in the Rye (1951) vorliegt. Dostojewskij ging dabei sogar so weit, die »Ungeschicklichkeit im Erzählen« zum Ausdrucksmittel zu machen.
Swetlana Geier / Horst-Jürgen Gerigk
Aus: Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold (ISBN 978-3-476-04000-8). – © der deutschsprachigen Originalausgabe 2009 J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart (in Lizenz der Kindler Verlag GmbH). [Schreibweisen in Kindlers Literatur Lexikon: Versilov, Sof’ja, Liza, Sokol’skij, Achmakova, Andronikov, Dolgušin, Fëdor

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