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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Inspector Ross bereits gesagt, dass ich mit einem alten Freund in dieses Land gereist bin, der auch ein Freund meines Mannes war, Hector Mas. Er ist nach Frankreich zurückgekehrt. Er blieb nach unserer Ankunft noch für ein paar Wochen und unterstützte mich bei meinen Nachforschungen. Nach unserer Ankunft reisten wir nach Yorkshire. Mein Mann hatte von seiner Kindheit erzählt, die er hier verbracht hatte, und ich dachte, es wäre vielleicht möglich, dass er in seinem verwirrten Geisteszustand nach England und die vertraute Gegend zurückgekehrt war. Als verheiratete Dame wäre es unschicklich gewesen, mit einem nicht verwandten Gentleman mit einem anderen Namen zu reisen, daher war Monsieur Mas einverstanden, sich unter dem Namen Guillaume als mein Bruder auszugeben. Das erscheint Ihnen im Nachhinein natürlich verdächtig, aber damals war es nur praktisch.«
    Sie wartete auf einen Kommentar, doch weder Dunn noch ich hatten eine Anmerkung zu machen, also stieß sie einen missmutigen Seufzer aus und fuhr fort.
    »Bei unserer Ankunft in Harrogate stellten wir fest, dass es ein Kurort ist mit vielen Besuchern, ein ständiges Kommen und Gehen, und vielen Gästen vom Kontinent. Niemand nahm Notiz von uns. Wir erkundigten uns nach einer Familie mit Namen Tapley und erfuhren, dass der Name wohl bekannt war, aber dass seit Jahren kein Tapley mehr in Harrogate oder der Umgebung lebte. Niemand hatte Thomas Tapley in der letzten Zeit gesehen. Allerdings hatte die Familie noch Besitztümer in der Gegend, The Old Hall, wie das Anwesen genannt wird, heute vermietet, sowie Farmland und ein Farmhaus, beides verpachtet. Hector, das heißt, Monsieur Mas, schlug vor, über das Moor zu The Old Hall zu laufen, in der Hoffnung, einen Bediensteten anzutreffen oder einen Arbeiter von der Farm, den er nach meinem Ehemann ausfragen konnte und ob er vielleicht in der Gegend gesehen worden war. Thomas war möglicherweise nicht in der Stadt gewesen, sondern wohnte vielleicht in einem Gasthof in der Nähe seines Elternhauses.«
    Ihre Erklärungen waren für meinen Geschmack viel zu glatt, und ich beschloss, ihr einen Stein in den Weg zu werfen. »Gehe ich recht in der Annahme, Madame, dass sich Monsieur Mas als Künstler verkleidet hatte und mit einer Staffelei und Farben durch das Moor gelaufen ist?«
    Damit erwischte ich sie auf dem falschen Fuß. Dunn sah mich ebenfalls überrascht an. Ich gestehe, dass ich die Verbindung erst in diesem Augenblick gemacht hatte.
    »Monsieur Mas ist ein versierter Amateur, was die Malerei betrifft! Das ist der Grund, aus dem er seine Staffelei und die anderen Utensilien mitgenommen hatte. Die Landschaft ringsum interessierte ihn. Leider erhielt er keine Gelegenheit, etwas zu malen, und er fand auch niemanden, mit dem er hätte reden können. Die einzige Person, der er begegnete, war ein Grobian, der sich als Wildhüter vorstellte und eine Waffe bei sich trug. Er war sehr unfreundlich und schickte den armen Hector mit bösen Worten weg. Hector war erschrocken und wagte nicht zu widersprechen.
    Wir beschlossen, uns im Haus als Touristen auszugeben, respektable Reisende, die sich nicht einfach so mit Gewaltandrohung vertreiben ließen. Wir mieteten einen Landauer – eine Ausgabe, die ich mir gerne erspart hätte, doch sie war notwendig. Wir fuhren zu The Old Hall, stellten uns Major Griffiths vor und wurden von ihm persönlich in das Haus eingeladen, um uns einige Zimmer anzusehen. Wir versuchten, mit dem Major über die Familie zu reden, doch er wurde beinahe so mürrisch wie sein Wildhüter, und wir fanden uns ohne große Zeremonie auf der Straße wieder.«
    »Und doch, Madame, muss ich sagen, hätten Sie sich als Mrs. Tapley vorgestellt, wäre Ihnen eine sehr viel freundlichere Behandlung zuteilgeworden«, warf Dunn ein, als sie kurz schwieg.
    »Das ist mir jetzt auch bewusst«, antwortete Victorine ärgerlich. »Nachher ist man immer schlau, nicht wahr? Bei uns in Frankreich nennt man das l’esprit de l’escalier  …«
    Wir starrten sie beide verständnislos an.
    »Einen Treppenwitz«, erklärte sie hilfsbereit. »Was man hätte sagen sollen, woran man aber nicht gedacht hat, und was einem erst beim Gehen im Treppenhaus in den Sinn gekommen ist. Als Hector und ich im Landauer nach Harrogate zurückkehrten, kamen wir zu dem Schluss, dass es besser gewesen wäre, wenn wir uns als Mrs. Tapley und Mr. Mas vorgestellt hätten, und sollte der Tratsch doch daraus machen, was er wollte. Aber das hatten

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