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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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trafen, um einen stärkenden kleinen Imbiss zu sich zu nehmen - einen Fetzen rotes Fleisch und einen kräftigen Stilton-Käse. Hier tranken sie überteuerten Bordeaux und wappneten sich mit einem bekanntermaßen gehaltvollen Glas Portwein für die Unbilden des Nachmittags. Trotz der nackten Backsteinwände und der Sägespäne auf dem Fußboden gehörte das Lokal zu der teuerste Gourmettempeln Londons.
    »Er plündert wohl seine Ersparnisse«, sagte Max. »Haben Sie eine Ahnung, worum es geht?«
    Tracy blickte auf ihren Schreibtisch und schichtete Unterlagen um. »Bedaure.« Ihr beiläufiger Ton war alles andere als überzeugend, fand Max.
    »Tracy, ich wollte Sie schon die ganze Zeit etwas fragen.«
    Sie sah hoch.
    »Wie war's eigentlich in Paris?«
    Es stimmte also. Sie wurde feuerrot, und zufrieden ging Max in sein Büro, um Jacke und Regenschirm zu holen und sich für einen Spurt durch den Regen bis zur Leadenhall Street zu rüsten. Im Ausgang des Gebäudes zögerte er einen Augenblick, bevor er sich in das Dickicht der überdimensionalen Golfschirme stürzte - ein Accessoire, das im Sommer in Mode gekommen war -, die überall wie bunte Pilze aus dem Boden schossen und den Gehsteig in einen Parcours mit Hindernissen verwandelten, die sich nur langsam und schwer nehmen ließen. Keine Frage, er würde zu spät kommen.
    Als er das rappelvolle Gewölbe betrat, saß Amis bereits am Tisch, das Handy am Ohr. Im Laufe der Zeit, die er unter den Vordenkern und Quertreibern der Wall Street verbracht hatte, hatte er sich einige ihrer auffallenden modischen Vorlieben angeeignet - das herausfordernd gestreifte Hemd mit dem weißen Kragen, die scharlachroten Hosenträger, die mit Bullen und Bären gesprenkelte Krawatte, Sinnbild der Hausse- und Baissemanöver an der Börse -, dekorative Schnörkel, die so gar nicht zu dem harten, schmallippigen Gesicht und dem Bürstenhaarschnitt eines Sträflings passten. Was er auch anzog, er sah immer wie ein Kerl aus, der einiges auf dem Kerbholz hatte. Aber er war ein Genie, wenn es darum ging, ein gutes Geschäft auszubaldowern, und deshalb stand er bei den Lawton-Brüdern hoch im Kurs.
    Er beendete sein Gespräch und sah demonstrativ auf seine goldene Uhr, die noch klobiger als die von Max war und deren Zifferblatt mit einem Sammelsurium von Funktionen ausgestattet war: Tiefenmesser, Zeitmesser und, als Sonderausstattung, eine PC-Schnittstelle, um die Höhen und Tiefen des automatischen Quotierungssystems NASDAQ zu verfolgen. »Was war los mit Ihnen? Haben Sie sich verirrt?«
    Max schenkte sich ein Glas Rotwein aus der Flasche ein, die auf dem Tisch stand. »Tut mir Leid. Schirmstau in der Leadenhall Street.«
    Amis grunzte, winkte eine Bedienung herbei und wirkte mit einem Mal aufgeräumt. »Wissen Sie, was mich glücklich machen würde, Schätzchen?« Er zwinkerte ihr zu und bedachte sie mit einem anzüglichen Grinsen. »Ein schönes saftiges Sirloin-Steak, gut durchgebraten, ohne einen Tropfen Blut. Davon fließt in meinem Büro genug.« Die Bedienung gab sich redliche Mühe zu lächeln. »Dazu Pommes frites. Und als Nachspeise nehme ich die crème brulée.« Sein Handy zirpte, und er nahm das Gespräch an und begann zu murmeln, während Max Lammkoteletts und Salat bestellte.
    Amis legte das Telefon auf den Tisch und trank einen kräftigen Schluck Wein. »Also«, sagte er. »Dann klären Sie mich mal über den derzeitigen Stand der Dinge mit TransAx und Richardson Bell auf.«
    Während der nächsten halben Stunde betete Max die Litanei der Unternehmenszahlen und Unternehmensprognosen, seine Analyse der Unternehmensführung und die Möglichkeiten herunter, sich durch Raub und Plünderung der firmeneigenen Vermögenswerte eine goldene Nase zu verdienen, Strategien, die er seit Beginn des Jahres ausgetüftelt hatte. Amis aß von Anfang bis Ende der Präsentation, machte sich Notizen auf einem Block, der neben seinem Teller lag, trug aber weder mit einer Frage noch mit einer Meinungsäußerung zum Gespräch bei.
    Als Max seinen Monolog beendet hatte, schob er die Reste seines kalten Lammkoteletts mit dem gelierten Fett beiseite. »Das war's. Haben wir uns deswegen zum Mittagessen getroffen?«
    »Nicht wirklich.« Amis erforschte die Schlupfwinkel seiner Backenzähne mit einem Zahnstocher und prüfte seinen Fund mit einem Ausdruck verhaltenen Interesses. Ganz offensichtlich genoss er es, Max auf die Folter zu spannen.
    Die Kellnerin kam, um die Teller abzuräumen, was das Stichwort zu sein

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