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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fuhr sehr langsam, alle fünf
Meter auf das Bremspedal tretend.
    »Da ist es !« schrie Gloria plötzlich, und mein Herz fühlte sich an, als hätte es sich glatt
aus meiner Brust gepumpt.
    »Tun Sie das ja nicht mehr !« wimmerte ich, als ich den Wagen vorsichtig zum Stillstand
brachte.
    Calvert mußte die Hütte in
seinen jüngeren Jahren gebaut haben. Als er Romantik noch für einen notwendigen
Nebenbestandteil von Sex gehalten hatte. Wozu hätte er sich sonst solche Mühe
gegeben? Von außen sah das Ganze wie die Überreste einer Filmdekoration
>Tobacco Road< aus — und ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn sich
hinter der Haustür sofort wieder die Schlucht befunden hätte. Wir stiegen
vorsichtig ein paar verfallene Holzstufen auf die knarrende Veranda hinunter.
Die Tür quietschte laut und protestierend, als ich klopfte, und schwang dann
ein paar Zentimeter weit nach innen auf.
    »Ist jemand zu Hause ?« rief Gloria nervös. »Bist du da, Jodie ?«
    Die Stille während der nächsten
fünf Sekunden war gründlich. Ich stieß die Tür weiter auf, und diesmal
quietschte sie noch lauter. Dahinter lag ein schmaler Flur, der geradewegs zur
Hintertür führte, und auf jeder Seite befanden sich zwei weitere Türen. Der
Rand des Canyons schirmte die Strahlen der untergehenden Sonne ab, so daß das
Innere der Hütte im Dunkel lag.
    »Hier ist niemand, Rick .« Gloria zupfte heftig an meinem Jackenärmel. »Gehen wir
zum Wagen zurück. Mir ist schon ganz unheimlich, wenn ich hier bloß auf der
Veranda stehe .«
    »Wir haben Stunden gebraucht,
um das Ding zu finden«, sagte ich energisch, »also vergewissern wir uns
wenigstens. Vielleicht schlafen die Leutchen, oder es ist sonst was los ?«
    »Was meinen Sie mit >sonst
was< ?« Ihre Stimme schnellte um eine Oktave in die
Höhe.
    »Nichts«, knurrte ich und trat
in den Flur.
    Die erste Tür links führte zum
Wohnzimmer und die zweite zur Küche; die erste Tür rechts war die des
Schlafzimmers und die zweite die des Badezimmers. Durch die Hintertür gelangt
man auf eine weitere Veranda, die auf Pfählen stand und sich ungefähr neun
Meter über dem Boden befand. Als ich in die Hütte zurückkehrte, hatte Gloria
inzwischen ihren gesamten Mut zusammengerafft und war ein paar Schritte weit in
den Flur hereingekommen.
    »Es ist niemand hier«, sagte
ich zu ihr.
    »Wie ist es denn hier drinnen ?« Ihre weibliche Neugier überwältigte offensichtlich ihre
Nervosität.
    »Es ist eben eine Hütte«, sagte
ich. »Wenn Sie mal eine gesehen haben, dann haben Sie alle gesehen .«
    »Sie haben gar nicht die Zeit
gehabt, sie ordentlich anzusehen«, sagte sie in vorwurfsvollem Ton.
»Schließlich haben wir Stunden gebraucht, um das Ding zu finden, also
vergewissern wir uns wenigstens .«
    Die Worte kamen mir vage
bekannt vor. Ich lehnte mich gegen die Wand und zündete eine Zigarette an,
während sie sich tapfer ins Wohnzimmer hineinwagte. Mit enttäuschtem Gesicht
kehrte sie innerhalb einer Minute zurück. Dann ging sie ins Schlafzimmer.
Diesmal schien sie für alle Zeiten verschwunden zu sein; und meine Geduld nahm
ein Ende, als ich den zweiten Zigarettenstummel unter den Füßen zermahlen
hatte. Ich trat ins Schlafzimmer, gerade rechtzeitig, um Gloria sich von der
untersten Kommodenschublade aufrichten zu sehen.
    »Selbst wenn es nicht Jodie
war, irgendeine Frau hat hier mit Sicherheit in den letzten paar Tagen
gehaust«, sagte sie triumphierend. »Da ist eine ganze Schublade voller
Unterwäsche und eine andere voller Oberteile, Shorts und allerlei Kram .«
    »Sonst noch was?«
    »Nichts!«
    »Keine Männerbekleidung?«
    »Das beweist gar nichts!
Übrigens, die weibliche Unterwäsche ist die gleiche, die auch Jodie trägt —
dieselben Etiketten .«
    »Also war sie vielleicht hier«,
sagte ich, »mit Sicherheit aber jetzt nicht mehr .«
    »Ich werde die anderen Räume
durchsuchen«, sagte sie entschlossen.
    Ich fand, daß nichts dabei
herausspränge, wenn ich hinter ihr her ins Badezimmer und in die Küche
trottete, und so kehrte ich ins Wohnzimmer zurück, um dort auf sie zu warten.
In dem großen offenen Kamin lagen die Aschenreste eines verglommenen Feuers;
und ich gab zögernd zu, daß es hier tatsächlich ganz romantisch sein konnte.
Meine fruchtbare Phantasie vollführte einen Sprung, und ich sah uns zu zweit
auf einem üppigen Teppich vor den glühenden Holzklötzen sitzen und Champagner
trinken und uns danach behaglich wie Wanzen im Bett fühlen, während wir auf das
Heulen

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