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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Gewehr; und er hat gerade dreimal auf mich geschossen !« schrie ich zurück. »Wenn Sie aufrecht stehen, geben Sie
eine perfekte Zielscheibe ab, sofern er sich entschließt, zur Vorderseite der
Hütte herumzugehen .«
    »Ich habe mich schon über den
Lärm gewundert .« Ihre Stimme klang jetzt ein bißchen
sachlicher. »Warum hat er auf Sie geschossen ?«
    »Weil er mich für Jaroff hält .«
    »Warum sollte er das ?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen ?« knurrte ich. »Ich habe Jaroff ja in
meinem ganzen Leben noch nie gesehen !«
    »Hm — .« Ihre Stimme klang
aufreizend vernünftig. »Warum gehen Sie nicht einfach hinaus und erklären dem
Mann, Sie seien nicht Jaroff und er sei einem dummen Irrtum unterlegen ?«
    »Warum sagen Sie ihm das nicht
selber ?« platzte ich heraus.
    »Vielleicht haben Sie da nicht
unrecht«, gab sie zu. »Ich meine, Sie können sich nicht darauf verlassen, daß
er lange genug zuhört. Nicht?« Ihre Stimme gewann ein bißchen an
Selbstvertrauen. »Aber hier sind wir jedenfalls sicher. Ich meine, wenn er in
die Hütte kommt, haben Sie doch jedenfalls eine Pistole, Rick. Oder nicht?«
    »Klar !« sagte ich. »Und im Augenblick liegt sie in der obersten Kommodenschublade in
meinem Haus in Beverly Hills .«
    »Rick!« Ihre Stimme zitterte
unkontrollierbar. »Was tun wir dann ?«
    »Abwarten«, sagte ich. »Er weiß
schließlich nicht, daß ich keine Waffe bei mir habe. Es ist ein Unterschied, ob
man auf einen Mann aus sicherer Deckung im Freien schießt, wobei man weiß, daß
er nicht die geringste Chance hat, einen zu entdecken, oder ob man in eine
Hütte eindringt, wo er unter Umständen hinter der Tür, eine Achtunddreißiger in
der Hand, lauert. Und ich kann nur hoffen, dieser Irre dort draußen realisiert
das .«
    »Woher sollen wir ahnen, wozu
er sich entschließt ?«
    »Nun ja, das einfachste ist,
wenn man Schritte hörte«, sagte ich brutal.
    »Nicht !« flüsterte sie.
    »Die andere Möglichkeit ist,
bis zur Dunkelheit zu warten. Er wird wissen, daß wir nicht so blöde sein
werden, Licht anzuzünden, und er wird nicht das Risiko auf sich nehmen, in der
Finsternis nach mir zu jagen .«
    Die Schatten im Zimmer vertieften
sich schnell, und Gloria, die ungraziös auf allen vieren neben mir hockte,
wurde allmählich zu einer verschwommenen Silhouette. Die Zeit schien sich
unendlich lang hinzuziehen. Und dann war es plötzlich völlig dunkel.
    »Wie lange noch, Rick ?« flüsterte Gloria.
    »Noch eine Weile«, sagte ich.
»Nur, um ganz sicher zu sein.
    »Horchen Sie !«
    Beim zweitenmal ,
als der Motor ansprang, hörte ich es. Dann verschwand das Geräusch in der
Ferne.
    »Er fährt den falschen Weg
entlang«, sagte Gloria mit gepreßter Stimme.
    »Die Straße ist dort oben zu
schmal. Er ist ganz in die Schlucht hinabgefahren, um zu wenden«, sagte ich
erwartungsvoll.
    Eine weitere quälende Minute
verstrich, dann wurde das Geräusch des Motors wieder stärker. Als der Wagen
wieder an der Hütte vorbeifuhr, klang es wie eine Hölle auf Rädern. Wer immer
ihn fuhr, schleifte meiner Ansicht nach mit dem Wagenboden auf der Erde, und
ich hoffte aufrichtig, es würde dem Kerl sämtliche Motorbefestigungen gekostet
haben, bevor er das Ende der Steigung erreicht hatte.
    »Gott sei Dank!« Gloria atmete
tief auf. »Nun lassen Sie uns bloß machen, daß wir von hier wegkommen, bevor
der Irre seine Absichten wieder ändert .«
    »Augenblick mal !« sagte ich mit erstickter Stimme. »Erinnern Sie sich,
einen anderen Wagen an der Straße geparkt gesehen zu haben, als wir eintrafen ?«
    »Nein«, sagte sie scharf.
»Spielt das eine Rolle ?«
    »Ich glaube, ja .« Ich spürte, daß sich etwas wie eine Säure in mein Inneres
einfraß. »Dreimal dürfen Sie raten, mit welchem Wagen der Kerl weggefahren ist !«
    »Sie meinen ?« Ihre Stimme verebbte in einem Schluchzen. »O nein! Doch nicht in Ihrem?«
    Ich zündete ein Streichholz an
und machte die Lampe ausfindig, die, wie ich mich erinnerte, auf dem Tisch am
Fenster gestanden hatte. Sie war halb mit Kerosin gefüllt, und der Docht
brannte sofort an. Als sich das Licht langsam im Zimmer ausbreitete, sah ich
den Audruck nackter Tragik auf dem Gesicht des
dunkelhaarigen Mädchens, als es aufstand.
    »Was tun wir jetzt ?« jammerte sie.
    »Warten«, sagte ich.
    »Das haben Sie schon das letztemal gesagt, und nun sehen Sie, was dabei herausgekommen
ist !«
    »Wenn Sie die paar Kilometer
bis zur Tankstelle im Dunkeln zu Fuß gehen wollen, soll’s

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