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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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des Windes in der Schlucht draußen lauschten. Ich kauerte nieder, schloß
die Augen und streckte die Hände in die imaginäre Wärme eines imaginären
Feuers. Im Geist hörte ich Gloria flüstern, es sei so heiß hier drinnen; und
dann beobachtete ich, wie sich ihre sonnengebräunte und weiße Schönheit
enthüllte, während sie sich wie ein Schmetterling aus der Puppenhülse langsam
von ihren Kleidern befreite.
    »Sie müssen Augen wie ein Falke
haben !« sagte sie bewundernd.
    »Deshalb nennt man mich auch so
— Falkenauge, der Tapferste der Tapferen«, sagte ich bescheiden. »Deshalb
konntest du auch heute nacht nicht widerstehen und mußtest in mein Wigwam kriechen. Habe ich recht, Blume der
Prärie ?«
    »Sind Sie ein Wunderkind? Ich
meine, weil Sie das winzige Fetzchen Papier im Kamin erspähen konnten ?«
    Ich öffnete schnell die Augen
und sah, daß meine ausgestreckte Hand unmittelbar über einem Stück Papier mit
verkohlten Rändern schwebte. Ich ergriff es und stand dann schnell auf, wobei
ich vage wütend auf Gloria war, weil sie so plötzlich Phantasie und Realität
durcheinandergebracht hatte.
    »Steht irgendwas drauf ?« fragte sie ungeduldig. »Vielleicht irgendein Hinweis
darauf, wo Jodie ist ?«
    Die Schrift war klein und
verkrampft, und so ging ich zum Fenster, um mehr Licht zu haben. »Da ist ein
Name, der ausgestrichen wurde, und ein J darüber«, sagte ich. »Und daneben
steht L. A. Es scheint eine Liste gewesen zu sein. Darunter steht der Name
Harper, Bel Air; dann Calvert, Malibu; und Trenton , Venice . Der Rest ist verbrannt .« Ich spähte scharf auf den bräunlichen, verfärbten Rand. »Da ist noch der Teil
des ersten Buchstabens eines weiteren Namens. Könnte ein P sein oder vielleicht
ein D — . Schwer zu sagen.«
    »Oder vielleicht R für Rimmel ?« sagte sie erwartungsvoll.
    »Es kann eins so gut wie das
andere sein«, sagte ich, faltete das Stück Papier sorgfältig zusammen und
steckte es in meine Brieftasche. »Haben Sie sonst was gefunden ?«
    »Nur ein paar spärliche
Lebensmittel in der Küche und ein Stück Seife im Badezimmer«, sagte sie.
    »Dann gibt es hier also nichts
mehr, was uns aufhält«, brummte ich.
    »Was war das ?«
    »Ich habe gesagt, dann gibt es
nichts mehr...«
    »Still !«
    »Entschließen Sie sich«,
brummte ich. »Wollen Sie hören, was ich gesagt habe, oder nicht ?«
    »Seien Sie still !« zischte sie mich an. »Ich dachte, ich hätte etwas
gehört... da ist es wieder !«
    »Sie bilden sich bloß was ein«,
sagte ich.
    »Nein.« Sie schüttelte heftig
den Kopf. »Es klang wie eine Stimme, die hinter der Hütte etwas gerufen hat .«
    Ich lauschte einen Augenblick
lang und zuckte dann die Schultern. »Ich höre nichts .«
    »Ich habe ganz bestimmt etwas
gehört !« Ihre Augen sahen mich flehend an. »Seien Sie
ein Schatz, Rick, und sehen Sie nach .«
    Das schien der schnellste Weg,
die Sache zu erledigen. Ich ging zur Hintertür hinaus bis zum Rand der Veranda
über dem Abgrund, ergriff fest das Geländer und schrie: »Ist jemand da ?«
    »Jaroff ?« rief eine schwache Stimme von irgendwoher aus der Schlucht. »Sind Sie das,
Jaroff ?«
    Die Sonne war beinahe hinter
dem Rand des Canyons verschwunden, und der dichtbewaldete Grund der Schlucht
lag in tiefblauem Schatten. Hundert Männer konnten dort unten sein, so viel war
mir klar, ohne daß ich auch nur einen einzigen mit den Augen hätte entdecken
können.
    »Wer ist da ?« schrie ich zurück.
    »Jaroff?« Diesmal klang die
Stimme ein bißchen lauter. »Ich habe was für Sie !«
    Es gab einen scharfen
knackenden Laut, und die Gewehrkugel winselte an meinem rechten Ohr vorbei in
die Hüttenwand. Ein zweiter Schuß riß ungefähr dreißig Zentimeter über meinem
Kopf Splitter aus dem Türrahmen, als ich wie ein Wahnsinniger ins Haus
zurückraste. Wo der dritte Schuß landete, weiß ich nicht, denn als ich ihn
hörte, war ich bereits wieder im Wohnzimmer. Gloria stieß einen angstvollen
Schrei aus, als ich mich durchs Zimmer hindurch auf sie stürzte, und sie
kreischte erneut, als sich meine Arme fest um ihre Schenkel schlossen und wir
beide schwerfällig zu Boden stürzten.
    »Ich habe doch gesagt, ich
hätte mir was Gescheiteres einfallen lassen sollen, als mit einem sexbesessenen
Mannsbild hierher zu fahren !« Ihre Faust knallte
schmerzhaft auf meinen Nasenrücken nieder. »Lassen Sie mich los! Hören Sie!
Oder ich stoße Ihnen all Ihre Zähne in den Schlund !«
    »Da ist ein Verrückter draußen
mit einem

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