Ein gutes Jahr für Zwerge?
dachte, so ziemlich jedermann wüßte, daß Stretchwolle
in dieser Saison große Mode ist .«
Sie warf einen beiläufigen
Blick an sich hinab. Und plötzlich sah sie sich mit derselben Deutlichkeit, wie
sie der Beamte sah. Ein kleiner herzzerreißender Schluchzer drang durch ihre
zusammengebissenen Zähne, dann fuhr sie schnell herum und strebte wieder dem
Flur zu. Es gab noch einen unheildrohenden Reißlaut, als sich der Pullover
genau entlang der Po-Spalte auftrennte. Von der enormen Spannung befreit, zogen
sich die Wollmaschen dankbar seitlich zusammen und enthüllten bei jedem Schritt
eine zunehmend größere Fläche des nackten Hinterteils.
»Alte Gewohnheiten haften zäh«,
murmelte ich dem nach wie vor versteinerten Streifenbeamten zu. »Sie hat früher
mal als Stripperin gearbeitet .«
VIERTES KAPITEL
W ir kehrten kurz vor Mitternacht
in mein Haus zurück. Gloria verschwand im Gästezimmer und kehrte zehn Minuten
später in einem sittsamen Kleid wieder, das sogar die obere Hälfte ihrer
Schenkel bedeckte. Ich goß uns etwas zu trinken ein, wobei ich wie Pierce
hinter der Bar den Profi spielte, während Gloria mit ernüchtertem Gesicht auf
einem Hocker thronte.
»Die ganze verdammte Affäre war
nichts weiter als ein Alptraum«, sagte sie plötzlich. »Und ich möchte mich mein
ganzes Leben lang nicht mehr daran erinnern .«
»Eigentlich hat mir die kurze
romantische Szene ganz gut gefallen«, bekannte ich.
Sie schauderte. »Erwähnen Sie
auch das nie wieder. Es erinnert mich bloß an das, was hinterher kam. Dieser
dumme, idiotische Ausdruck auf dem Gesicht des Polypen! Und Sie hatten nicht
einmal den Anstand, mir zu sagen, daß der Pullover hinten geplatzt war und daß
mit jedem Schritt, den ich machte, mein Hinterteil mehr zu sehen war .« Ihre Unterlippe verzog sich wütend. »Und hören Sie auf zu
lachen, verdammt!«
»Ich will zugeben, daß die
Fahrt nicht gerade ein durchschlagender Erfolg war, aber andererseits war sie
auch kein völliger Mißerfolg . Wir haben ein paar
interessante Dinge herausgefunden .«
»Aber Jodie haben wir nicht
gefunden«, sagte sie nüchtern. »Ich werde morgen nach Malibu zurückkehren und
Clark Calvert langsam mit meinen nackten Händen erdrosseln, wenn er mir nicht
sagt, wo sie ist !«
»Meiner Ansicht nach weiß er es
nicht«, sagte ich aufrichtig. »Er glaubt, sie sei mit Jaroff zusammen, und
Pierce glaubt es ebenfalls. Finden Sie Jaroff, dann werden Sie aller
Wahrscheinlichkeit nach auch auf Ihre Schwester treffen .«
»Und wo soll ich nach Jaroff
suchen ?« fragte sie düster. »Jedenfalls nicht in
Malibu, davon bin ich überzeugt«, sagte ich. »Jaroff hat Pierce bei Calvert
eingesetzt, damit er seine Interessen wahrnimmt — vielleicht weil er selber
Wichtigeres zu tun hat .«
»Vielleicht haben Sie recht;
aber es ist nicht gerade ein Trost, herumzusitzen und darauf zu warten, daß
irgendwas Häßliches passiert, Rick !«
»Ich weiß, es muß der Junge mit
der wildschweifenden Phantasie sein, der noch in mir steckt«, sagte ich
langsam. »Aber stellen Sie sich mal folgendes vor. Da ist ein ein Meter fünfundachtzig großes blondes Showgirl mit
beachtlichen Maßen, das in Miami in Schwulitäten gerät. Und so verschwindet
Jodie Rimmel in einer dunklen Nacht. Zwei Wochen später taucht in Los Angeles
ein ein Meter fünfundachtzig großes dunkelhaariges
Showgirl mit genau denselben Körpermaßen auf, und sie heißt Gloria Staron . Sind Sie ganz sicher, daß Sie nicht Ihre eigene
Schwester sind ?«
»Seien Sie nicht kindisch,
Rick«, sagte sie kurz. »Sie haben doch Jodies Bild gesehen .«
»Ich habe es sogar hier .« Ich entnahm es meiner Brieftasche und legte es vor sie
auf die Bar. »Es ist ein lausiges Foto, Honey. Wenn man es genau anschaut,
merkt man, daß das Ding leicht verwackelt ist — genau so stark, daß die
Gesichtszüge ein bißchen verschwommen sind. Denken Sie sich die blonde Farbe
oder die Perücke weg, dann könnte es leicht ein Bild von Ihnen sein .«
»Sie sind verrückt! Ich habe
Ihnen doch von diesem Auftreten der beiden Schwestern erzählt, daß wir das satt
hatten und daß wir uns entschlossen, unsere Namen und alles zu ändern .«
»Da ist noch etwas, was mich
irritiert«, gab ich zurück. »Wo und wie ist Jodie denn zu dem Zeitpunkt
aufgetreten, als Sie mit dem Ball den Strand von Malibu in einem von Calverts
Filmmeisterwerken entlanghüpften ?«
»Das war vor vier Jahren, bevor
wir uns zu einem gemeinsamen
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