Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
Vom Netzwerk:
Dingen Ausschau. Schließlich begnügte sich Newt, so wie jedes
andere menschliche Wesen, das jemals auf sich selbst gestellt in einer fremden
Küche das Frühstück zubereitet hat, mit schwarzem Pulverkaffee ohne Zucker.* [* Die einzige
Ausnahme bildete Giacomo Girolamo Casanova (1725–1798), ein berühmter
Schriftsteller und Liebhaber. In Band 12 seiner Memoiren wies er darauf hin,
daß er es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, jederzeit eine kleine
Reisetasche bei sich zu führen, die folgende Dinge enthielt: »einen Laib Brot,
einen Topf mit erlesener Kirschmarmelade, ein Messer, eine Gabel, einen kleinen
Löffel (fürs Umrühren), zwei frische Eier (sorgfältig in ungesponnener Wolle verpackt),
eine Tomate bzw. einen Liebesapfel, eine kleine Bratpfanne, einen kleinen
Kochtopf, einen Spirituskocher, eine Wärmepfanne, eine kleine Dose mit
gesalzener italienischer Butter, zwei Teller aus dünnem Porzellan. Hinzu kommt
ein wenig Honig, als Süßstoff für Kaffee und für meinen Atem. Ich möchte meine
Leser auf folgendes hinweisen: Ein wahrer Signore sollte immer wie ein Signore frühstücken, ganz gleich, wo er sich befindet.«]
    Auf dem Tisch
lag ein halb verkohlter rechteckiger Gegenstand, und Newt las einen Teil des
Titels: »Freu und Zut.« Vierundzwanzig Stunden können einen
großen Unterschied machen. Sie verwandeln das erschöpfendste Nachschlagewerk in
ein Grillbrikett.
    Newt fragte sich, auf welche Weise Anathema ihr Buch zurückbekommen
hatte. Er runzelte die Stirn und entsann sich eines Mannes, der nach Qualm roch
und selbst in finsterster Nacht eine dunkle Sonnenbrille trug. Hinzu kamen:
jede Menge Aufregung, Kinder auf Fahrrädern, ein unangenehmes Summen, ein
kleines schmutziges Gesicht mit zwei durchdringend starrenden Augen … Vage
Eindrücke, die ebenso vage Schatten in Newts Gedächtnis warfen, ohne jemals
feste Form zu gewinnen – Erinnerungen an Ereignisse, die gar nicht
stattgefunden hatten.*
    [* Hinzu kam die
     Sache mit Dick Turpin. Der Wasabi sah genauso aus wie vorher, aber er schien
     plötzlich in der Lage zu sein, mit nur einem Liter Benzin fast zweihundert
     Kilometer zurückzulegen. Das Auto war so leise, daß man die Hand ans
     Auspuffrohr halten mußte, um festzustellen, ob der Motor lief. Außerdem
     erklangen die elektronischen Warnungen nun in exquisiten und perfekt
     formulierten Versen:
    Später Frost läßt erstarren die Blüte.
    Sollte sich Narr nicht mit
    Dem Sicherheitsgurt schützen?
    Oder:
    Des Kirschbaums Frucht
    Fällt vom höchsten Baume.
    Wir brauchen Benzin. ]
    Wie war so etwas möglich?
    Er starrte an
die Wand, bis ihn ein Klopfen an der Tür in die Wirklichkeit zurückbrachte.
    Ein kleiner
würdevoller Mann stand auf der Schwelle. Er trug einen schwarzen Regenmantel,
hielt einen Karton und begrüßte Newt mit einem gut einstudierten Lächeln.
    »Mister …«
Er sah auf einen Zettel. »Mister Loiterer.«
    »Läuterer«,
sagte Newt automatisch. »Mit einem ›ä‹ wie in Äh.«
    »Entschuldigen Sie bitte«, erwiderte der Mann. »Ich habe den Namen
nur einmal geschrieben gesehen. Nun, mir scheint, dies ist für Sie und Mrs.
Läuterer.«
    Newt kniff
mißtrauisch die Augen zusammen.
    »Es gibt keine
Mrs. Läuterer«, stellte er kühl fest.
    Der Mann nahm
seine Melone ab.
    »Oh, das
bedaure ich sehr«, sagte er. »Herzliches Beileid.«
    »Äh …«
Newt überlegte. »Vielleicht meinen Sie meine Mutter. Aber sie wohnt in Dorking
und ist keineswegs tot. Ich, äh, bin nicht verheiratet.«
    »Seltsam. Der
Brief enthält, nun, recht genaue Angaben.«
    »Wer sind Sie?« fragte Newt. Er trug nur seine
Schlafanzughose, und kühler Wind wehte durch die offene Tür.
    Der Mann
balancierte den Karton vorsichtig aus, zog eine Karte aus der Innentasche seiner
Jacke und reichte sie Newt.
    Die Aufschrift
lautete:
     
    Giles
Baddicombe
    Robey,
Robey, Redfearn und Bychance
    Rechtsanwälte
    13 Demdyke Chambers
    PRESTON
    »Ja?« fragte Newt. »Was
kann ich für Sie tun, Mr. Baddicombe?«
    »Sie könnten
mich zum Beispiel eintreten lassen.«
    »Sie kommen
nicht zufällig mit einer gerichtlichen Verfügung oder so?« erkundigte sich
Newt. Die Ereignisse des vergangenen Abends hingen wie eine Gewitterwolke in
seiner Erinnerung. Wenn er sich auf sie zu konzentrieren versuchte, gerieten
Formen in Bewegung, doch vage war ihm bewußt, daß ein paar Sachen beschädigt
worden waren, und er erwartete, irgendwie dafür zur Verantwortung gezogen zu
werden.
    »Nein«, sagte
Mr. Baddicombe und

Weitere Kostenlose Bücher