Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
unserem ganz privaten Bereich am meisten.«
Wie kam es nur, dass Ray so viel in ihr auslöste? Eine simple Bemerkung, und sie bekam Herzklopfen. Warum? Weil sie das Gefühl hatte, dass er der perfekte Mann für sie sein könnte. Weil sie genau deswegen Angst hatte, er könnte gehen, ohne ihr nahe gekommen zu sein. Weil er sachlich über die intimste Sache der Welt redete. Ein rein verbales Vorspiel, dem sie sich immer weniger gewachsen fühlte. Sie war nahe daran, sich vor ihn hinzuknien und ihn anzuflehen, sie zu seiner Sklavin zu machen.
Um Selbstbeherrschung bemüht, fragte sie: »Was machen Sie beruflich?«
Er zog die Augenbrauen zusammen, als verwirrte ihn ihre Frage. »Was ich …? Oh.«
Sein Blick verweilte lange und durchdringend auf ihr. »Verstehe«, sagte er so leise, als redete er mit sich selbst. Dann schaute er zu dem Flügel vor dem Fenster. »Ist der gestimmt?«
Er ist Musiker. Wie wunderbar. Das passt zu seinen schlanken, sensiblen Fingern.
»Der Flügel ist ein Erbstück«, sagte April. »Blain spielt zwar nicht, aber er lässt ihn regelmäßig stimmen.«
»Darf ich?«
»Gern.«
Ray zog sein Jackett aus, lockerte die Seidenkrawatte und ging zum Flügel.
April folgte, dankbar für die Gelegenheit, aufzustehen, denn ihre innere Unruhe wuchs. Sie wünschte, Ray würde Klartext reden und ihr erklären, wie es dazu gekommen war, dass Blain ihn hergeschickt hatte, um sie zu … begutachten? Jeden anderen Mann hätte sie vor die Tür gesetzt, nicht ohne ihm vorher zu erklären, dass er ein Idiot war und dass sie ihre Sexualpartner selbst auszusuchen pflegte, herzlichen Dank auch.
Aber dieser Ray … mit dem entwaffnenden Lächeln der lockeren Art. Und jetzt stellte sich auch noch heraus, dass er Pianist war. Sie liebte Klaviermusik.
Sie lehnte sich an den Flügel und sah zu, wie Ray den Deckel aufklappte, die Hände lockerte und sanft über die Tasten strich. Er spielte ein paar Läufe, wie um ein Gefühl für die Anschlagdynamik zu bekommen. »Der Klang ist wunderbar voll und warm«, befand er.
Wunderbar warm war es April auch. Sie öffnete beiläufig den obersten Knopf ihrer Bluse.
Ray begann zu spielen. Nach zwei Takten erkannte sie Beethovens Mondscheinsonate. Geschmeidig glitten seine Hände über die Tasten. Während des ruhig dahinplätschernden ersten Satzes hatte April Gelegenheit, Rays Profil zu studieren. Er wirkte selbstvergessen, die Augen halb geschlossen. Fast kam es ihr so vor, als sei er in Gedanken ganz woanders. Seine dunkelbraunen Haare zeigten eine leichte Tendenz, sich zu locken. Der Schnitt war nicht mehr ganz akkurat, und so gab es ein paar herausstehende Strähnen im Nacken, die April gern berührt hätte. Sie sahen so weich aus.
Ein falscher Ton. Ray hielt im Spielen inne und schaute April an, als sähe er sie zum ersten Mal. Dann grinste er, runzelte kurz darauf die Stirn, schüttelte den Kopf. Was hätte sie darum gegeben zu erfahren, welches Durcheinander gerade in seinem Kopf herrschte und was es ausgelöst hatte. Ob er sich unsicher fühlte? Er hatte vielleicht nicht damit gerechnet, mit ihr allein zu sein. Wenn Blain hier wäre, würde er die Situation beherrschen. Er würde Aprils Vorlieben auflisten, ihre Schwächen kommentieren, ihr wahrscheinlich befehlen sich auszuziehen, damit Ray sie betrachten konnte. Nicht, dass April sich von Blain noch irgendetwas befehlen ließ, aber sie hätte es dennoch getan. Für Ray.
Er begann ein neues Stück. Tiefe, nachdenkliche Klänge, die sich mit Griffen in den höheren Lagen abwechselten. Nach ein, zwei Minuten wurde das Stück immer virtuoser und klang, als ob mehrere Menschen sich am Flügel austobten. Rays Oberkörper geriet in Bewegung, seine Hände flogen nur so über die Tasten. Ein zarter Schweißfilm erschien auf seiner Stirn. Sein Gesichtsausdruck wurde konzentrierter.
Vielleicht sollte sie ihn daran erinnern, warum er hier war. Sie öffnete zwei weitere Knöpfe.
Nach dem Schlussakkord atmete er hörbar aus und sah ihr in die Augen. »Rachmaninow. Prélude Op. 3 No. 2 in cis-moll.«
Bildete sie es sich ein, oder klang seine Stimme ein wenig rau, als wäre er erregt? Mehr Aufforderung brauchte sie nicht. Sie öffnete die letzten Knöpfe und ließ die Bluse auf den Boden fallen. Hoffentlich nahm sie sich nicht zu viele Freiheiten heraus. Blain hatte immer Wert darauf gelegt, dass sie keinerlei sexuelle Initiative zeigte, sondern auf seine Befehle wartete.
Rays Blick wanderte nicht zu ihren Brüsten, die sie
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