Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
Sinnliches.
Was ist heute nur mit mir los, dass ich auf einen wildfremden Mann so heftig reagiere?
Sie besann sich auf ihre Rolle als Gastgeberin. »Mr. Forsythe ist noch nicht da. Was kann ich Ihnen zu trinken anbieten?«
»Tee wäre wunderbar«, sagte Raymond Falcon. »Aber wir brauchen nicht auf Blain zu warten. Schließlich bin ich in erster Linie wegen Ihnen hier, April. Ich darf Sie doch April nennen?«
Sie hatte sich schon der Küche zugewandt und drehte sich nun wieder um. »Ja, gern, Mr. Falcon.«
»Ray.« Er folgte ihr in die Küche, was sie bei jedem anderen Fremden als aufdringlich empfunden hätte. Aber bei ihm freute sie sich über die Möglichkeit, ihm nah zu sein. Ray blieb neben der Kochinsel stehen, während sie Teewasser aufstellte. »Assam oder Darjeeling?«
»Haben Sie Mokalbari?«
»Meine bevorzugte Assamsorte«, sagte sie.
»Großartig.«
Was Tee anbetraf, waren sie schon mal auf einer Wellenlänge. Aber wieso war Ray wegen ihr hier? Sie wollte ihn nicht fragen, weil sie damit preisgegeben hätte, dass Blain sie im Unklaren gelassen hatte.
»Schöne Krawatte«, sagte sie im Plauderton. »Handgenäht. Sloane Street?«
»Ja. Wenn man sich erst an einen gewissen Luxus gewöhnt hat, möchte man ihn nicht mehr missen, nicht wahr? Das ist der Grund, warum ich hier bin. Blain hat mich doch angekündigt, oder?«
April nickte. Noch war alles ein Rätsel. Sie nahm ein Tablett und stellte Zucker und Sahne drauf. »Das Teegeschirr ist in dem Oberschrank dort drüben.«
April stellte einen Teller mit Gebäck zusammen. Nachdem sie den Tee eingeschenkt und sich Ray gegenüber auf einen hochlehnigen Esstischstuhl gesetzt hatte, sah sie ihn erwartungsvoll an.
Er lobte den Tee, dann sagte er: »Blain hat mir die Situation ausführlich geschildert. Es ist ihm wichtig, dass Sie nach der Trennung wieder ein gleichwertiges Leben führen können. Und das kann ich Ihnen bieten.«
Aprils Gedanken begannen aufgeregt in ihrem Kopf herumzuflattern. Blain hatte erwähnt, dass der Besucher jemand war, den er aus dem Club kannte. Das konnte nur eines bedeuten: Ray sollte ihr das bieten, was Blain ihr nicht mehr bot. Er sollte ihr neuer Gebieter werden.
Das war ungeheuerlich! Wie konnte Blain sie in so eine Situation bringen? Wenn dieser Raymond T. Falcon nicht so ein charmanter, attraktiver Mann gewesen wäre, hätte sie sich das nie und nimmer gefallen lassen. Hochkant würde sie ihn rauswerfen und Blain später gehörig die Meinung sagen.
Aber Ray gefiel ihr, er gefiel ihr so gut, dass sie ihren verletzten Stolz und ihren aufflammenden Ärger blitzschnell verdrängte und mit einem Grinsen, das hoffentlich nicht unterwürfig, sondern amüsiert wirkte, in möglichst lockerem Tonfall sagte: »Er kann mich wohl nicht schnell genug loswerden.«
»Nun, ich könnte mir denken, dass es Ihnen auch recht wäre, wenn es schnell ginge.«
Das war eine absolut grenzwertige, wenn nicht sogar freche Bemerkung, unterstellte er ihr damit doch, dass sie ohne einen Gebieter sexuell unausgelastet war. Dummerweise stimmte es. Zudem war Rays Lächeln so entwaffnend, dass sie ihm nicht böse sein konnte. Lieber stellte sie sich vor, wie er wohl aussah, wenn er streng wurde. Wenn seine sanften Hände fester zugriffen. Wenn seine weiche Stimme plötzlich schneidend wurde. Alles in allem eine mehr als erregende Vorstellung. Ein Mann, der nicht wie Blain vordergründig dominant war, sondern eher auf subtile Weise, konnte eine wunderbare Erfahrung sein. »Ein Hauch von Schmerz«, murmelte sie.
»Was für eine poetische Beschreibung einer Trennung.«
»Ich meinte nicht die Trennung, sondern den Neuanfang.« Sie merkte, dass sie errötete und senkte den Blick.
»Umso poetischer. Aber kommen wir zu den Fragen, die es im Vorfeld zu klären gilt. Erzählen Sie mir von Ihren Vorlieben.«
Ihre Kehle wurde eng. Sie konnte nicht unterscheiden, ob das eine Folge ihrer zunehmenden Erregung war oder ob sie sich bei der Vorstellung gehemmt fühlte, Ray ihre sexuellen Wünsche zu offenbaren. Sie wich aus. »Was hat Blain Ihnen denn erzählt?«
»Er hat mir nur einen groben Überblick gegeben. Keine Details. Und gerade auf die kommt es an, nicht wahr?«
Wie schaffte er es nur, so anzügliche Dinge zu sagen und dabei so sachlich zu bleiben, als ginge es nur darum, eine Krawatte auszuwählen? Und nein, in Aprils Augen kam es keineswegs auf die Details an, sondern auf den Gesamteindruck. Entweder die Chemie zwischen zwei Menschen stimmte, oder
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