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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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daran – und konnte sich in Luft auflösen. Ich dachte eine Sekunde an die Hütte der Holländer und erschauerte. Ich konnte den bitteren, widerlichen Geruch verbrannten Fleisches nach wie vor in meiner Kehle schmecken, wo er unter den leichteren Aromen des Omeletts lauerte.

    »Möglicherweise«, erwiderte Jamie gleichmütig. »Geht es um die neuen schottischen Emigranten? Aus Thurso?«
    Major MacDonald und ich starrten ihn an.
    »Woher zum Teufel wisst Ihr das?«, wollte MacDonald wissen. »Ich habe es selbst erst vor zehn Tagen gehört!«
    »Habe gestern in der Mühle einen Mann getroffen«, erwiderte Jamie und griff wieder nach der Gießpfanne. »Ein Herr aus Philadelphia, der zum Pflanzensammeln in den Bergen unterwegs ist. Er war durch Cross Creek gekommen und hatte sie gesehen.« Neben seinem Mund zuckte ein Muskel. »Offenbar haben sie in Brunswick für einigen Aufruhr gesorgt und fühlten sich dort nicht so recht willkommen, deshalb sind sie auf Flachbooten den Fluss hinaufgefahren.«
    »Einigen Aufruhr? Was haben sie denn getan?«, fragte ich.
    »Nun, seht Ihr, Ma’am«, erklärte der Major, »es strömen heutzutage Massen von Menschen von den Schiffen, direkt aus den Highlands. Ganze Dörfer werden in die Eingeweide eines Schiffes gepackt – und beim Ausschiffen sehen sie dann auch aus wie ausgeschissen. An der Küste ist für sie jedoch nichts zu holen, und die Städter neigen dazu, mit dem Finger auf sie zu zeigen und sie auszulachen, wenn sie sie in ihren ungewohnten Kleidern sehen. Also steigen die meisten direkt auf den nächsten Lastkahn oder das nächste Flachboot und fahren den Cape Fear hinauf. In Campbelton und Cross Creek gibt es wenigstens Menschen, mit denen sie sich verständigen können.«
    Er grinste mich an und wischte sich eine Schmutzspur von den Rockschößen seiner Uniform.
    »Die Leute in Brunswick sind an solche wilden Highlander nicht gewöhnt, da sie nur zivilisierte Schotten wie Euren Mann oder Eure Tante kennen.«
    Er nickte Jamie zu, der sich wiederum leicht und ironisch vor ihm verneigte.
    »Nun ja, relativ zivilisiert«, murmelte ich. Ich war nicht bereit, MacDonald die Sache mit der Hure in Edenton zu verzeihen. »Aber -«
    »Nach dem, was ich gehört habe, sprechen sie kein Wort Englisch«, fuhr MacDonald eilig fort. »Farquard Campbell ist hingefahren, um mit ihnen zu reden, und hat sie nach Campbelton geholt, sonst würden sie zweifellos heute noch im Land umherirren, ohne die geringste Vorstellung zu haben, wohin sie gehen oder was sie als Nächstes tun sollen.«
    »Was hat Campbell mit ihnen gemacht?«, erkundigte sich Jamie.
    »Oh, er hat sie auf seine Bekannten in Campbelton verteilt, aber das wird natürlich nicht lange gut gehen, das ist klar.« MacDonald zuckte mit den Achseln. Campbelton war eine kleine Ansiedlung in der Nähe von Cross Creek, die sich um Farquards erfolgreichen Handelsposten gruppierte, und das angrenzende Land war vollständig besiedelt – zum Großteil
von Campbells. Farquard hatte acht Kinder, von denen die meisten ebenfalls verheiratet waren und sich als genauso fruchtbar wie ihr Vater erwiesen.
    »Natürlich«, echote Jamie mit argwöhnischer Miene. »Aber sie sind von der Nordküste. Sie sind doch mit Sicherheit Fischer, Donald, keine Bauern.«
    »Aye, aber sie sind bereit, sich zu ändern, nicht wahr?« MacDonald wies auf die Tür und den Wald, der dahinter lag. »In Schottland gibt es nichts mehr für sie. Sie sind hierher gekommen, und jetzt müssen sie das Beste daraus machen. Ein Mann kann doch wohl lernen, wie man Bauer wird?«
    Jamie machte ein skeptisches Gesicht, aber MacDonalds Enthusiasmus hatte seinen Höhepunkt erreicht.
    »Ich habe schon viele Fischerjungen und Pflugarbeiter Soldaten werden sehen, Mann, und Ihr ebenso, darauf wette ich. Land zu bestellen kann doch nicht schwieriger sein als das Soldatendasein, oder?«
    Jetzt lächelte Jamie schwach; er hatte den elterlichen Hof mit neunzehn verlassen und mehrere Jahre als Söldner in Frankreich gekämpft, bevor er nach Schottland zurückkehrte.
    »Aye, nun ja, das mag stimmen, Donald. Aber die Sache mit dem Soldatendasein ist die, dass einem jemand sagt, was man tun soll, von dem Moment, in dem man aufsteht, bis man abends umfällt. Wer soll diesen armen Schweinen beibringen, welches Ende der Kuh sie melken sollen?«
    »Das dürftest wohl du sein«, sagte ich. Ich räkelte mich, um meinen Rücken zu dehnen, der vom Reiten steif war, und schielte zu MacDonald hinüber.

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