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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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»Zumindest vermute ich, dass Ihr darauf hinauswollt, nicht wahr, Major?«
    »Euer Charme wird nur noch von der Schärfe Eures Verstandes übertroffen, Ma’am«, sagte MacDonald und verbeugte sich elegant in meine Richtung. »Aye, im Großen und Ganzen ist es das. Eure Siedler sind alle Highlander, Sir, und außerdem Bauern; sie können mit diesen Neulingen in ihrer eigenen Sprache sprechen, ihnen zeigen, was sie wissen müssen – ihnen helfen, sich zurechtzufinden.«
    »Es gibt noch eine Menge anderer Leute in der Kolonie, die Gälisch sprechen«, wandte Jamie ein. »Und die meisten von ihnen sind von Campbelton aus viel leichter zu erreichen.«
    »Aye, aber ihr habt brachliegendes Land, das gerodet werden muss, und sie nicht.« Jetzt hatte MacDonald offenbar das Gefühl, die Diskussion gewonnen zu haben. Er lehnte sich zurück und griff nach seinem vernachlässigten Bierkrug.
    Jamie sah mich an und zog eine Augenbraue hoch. Es stimmte natürlich, dass wir Brachland hatten; zehntausend Acres, aber kaum zwanzig davon wurden bebaut. Außerdem stimmte es, dass in der gesamten Kolonie Mangel an Arbeitskräften herrschte – noch mehr jedoch in den Bergen, wo sich das Land nicht für den Anbau von Tabak oder Reis eignete, von Saaten also, die sich gut mit Hilfe von Sklaven anbauen ließen.

    Gleichzeitig jedoch -
    »Das Problem ist, Donald, wie ich sie ansiedeln soll.« Jamie beugte sich vor, um eine weitere Kugel in die Asche fallen zu lassen. Dann richtete er sich auf und strich sich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. »Ich habe Land, aye, aber nicht viel mehr. Man kann die Leute nicht direkt aus Schottland auf die Wildnis loslassen und erwarten, dass sie sich ihren Lebensunterhalt zusammenkratzen. Ich könnte ihnen ja nicht einmal die Schuhe und Kleider geben, die einem Leibeigenen zustehen, von Werkzeugen ganz zu schweigen. Und sie und all ihre Frauen und Kinder den Winter über durchfüttern? Ihnen Schutz bieten?« Er hob zur Illustration seine Gießpfanne, dann schüttelte er den Kopf und warf einen neuen Bleiklumpen hinein.
    »Ah, Schutz. Nun, da Ihr davon sprecht, lasst mich noch auf eine andere kleine Angelegenheit von Interesse zu sprechen kommen.« MacDonald beugte sich vor und senkte geheimnisvoll die Stimme, obwohl niemand da war, der ihn hätte hören können.
    »Ich habe doch gesagt, dass ich für den Gouverneur arbeite, aye? Er hat mich beauftragt, im Westen der Kolonie umherzureisen und ein Ohr am Boden zu haben. Es gibt immer noch unbegnadigte Regulatoren und…«, er blickte argwöhnisch hin und her, als erwarte er, dass eine solche Person aus dem Kamin spränge, »…und Ihr habt doch sicher von den Sicherheitskomitees gehört?«
    »Wenig.«
    »Dann ist hier im Hinterland noch keines aufgestellt worden?«
    »Nicht, dass ich wüsste, nein.« Jamie war das Blei zum Schmelzen ausgegangen, und er beugte sich jetzt vor, um die frisch gegossenen Kugeln aus der Asche zu seinen Füßen zu holen. Das warme Licht des Feuers glühte rot auf seinem Scheitel. Ich setzte mich neben ihn auf die Kaminbank, nahm den Munitionsbeutel vom Tisch und hielt ihn für ihn auf.
    »Ah«, sagte MacDonald mit zufriedener Miene. »Wie ich sehe, komme ich also gerade rechtzeitig.«
    In der Folge der Unruhen, die den Krieg der Regulatoren im vergangenen Jahr begleiteten, war eine ganze Reihe solch inoffizieller Bürgertruppen entstanden, die dem Beispiel anderer Gruppen in den anderen Kolonien folgten. Wenn die Krone nicht länger in der Lage war, die Sicherheit der Kolonisten zu gewährleisten, so ihre Argumentation, dann mussten sie die Sache selbst in die Hand nehmen.
    Man konnte nicht länger darauf vertrauen, dass die Sheriffs die Ordnung wahrten; dafür hatten die Skandale gesorgt, die die Regulatorenbewegung ins Leben gerufen hatten. Das Problem war natürlich, dass die Komitees selbst ernannt waren und es daher keinen Grund gab, ihnen mehr zu trauen als den Sheriffs.
    Es gab noch andere Komitees. Die Korrespondenzkomitees, lose Zusammenschlüsse
von Männern, die sich gegenseitig Briefe schrieben und Nachrichten und Gerüchte in den Kolonien verbreiteten. Und es waren diese verschiedenen Komitees, aus denen die Saat der Rebellion entspringen würde – jetzt schon heranreifte, irgendwo dort draußen in der kalten Frühlingsnacht.
    Wie ich es hin und wieder tat – inzwischen sehr viel öfter -, rechnete ich mir aus, wie viel Zeit noch blieb. Es war fast April 1773. Und am achtzehnten im April fünfundsiebzig… wie

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