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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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erwartungsvoll auf, sah mir direkt in die Augen, blinzelte, und ihr Lächeln verblasste kurz. Eine Sekunde später war es wieder da, und sie verbeugte sich vor mir und ich mich vor ihr, doch ich fragte mich, was sie in meinem Gesicht gesehen hatte.
    Sie wandte sich jedoch sofort ab, um Jocasta zu begrüßen und ihr ihre erwachsenen Töchter Anne und Fanny vorzustellen, ihren Sohn, ihren Schwiegersohn – und bis sie mit dieser verwirrenden Begrüßung fertig war, hatte sie sich wieder vollständig unter Kontrolle und begrüßte mich mit einem charmanten, sanften Lächeln.
    »Mrs. Fraser! Welche Freude, Euch endlich zu begegnen. Ich habe so viel von Eurer Güte und Eurem Können gehört, dass ich gestehe, dass mich Eure Gegenwart mit Ehrfurcht erfüllt.«
    Dies sagte sie mit solcher Wärme und Aufrichtigkeit – und sie fasste mich an den Händen -, dass ich mich dabei ertappte, es ihr abzunehmen, trotz der zynischen Frage in meinem Hinterkopf, mit wem sie sich wohl über mich unterhalten hatte. Ich war in Cross Creek und Campbelton berüchtigt, wurde aber keinesfalls von aller Welt gepriesen.
    »Ich hatte die Ehre, auf dem Subskriptionsball, den man in Wilmington für uns abgehalten hat, Dr. Fentimans Bekanntschaft zu machen – so gütig, so erstaunlich gütig von allen! Man hat uns seit unserer Ankunft so gut behandelt – und er war ganz hingerissen von Eurer -«
    Ich hätte gern gehört, was Fentiman hingerissen hatte – unser Verhältnis war unverdrossen von einem gewissen Argwohn geprägt, wenn wir auch ein Einvernehmen erreicht hatten -, aber an diesem Punkt flüsterte ihr Mann ihr etwas ins Ohr und wollte sie Farquard Campbell und einer Reihe anderer prominenter Herren vorstellen, und sie drückte mir mit bedauernd verzogenem Gesicht die Hände und wandte sich ab, nachdem sie ihr strahlendes öffentliches Lächeln wieder aufgesetzt hatte.
    »Ha«, sagte Brianna sotto voce . »Ein Glück für sie, dass sie noch fast alle Zähne hat.«
    Genau das hatte ich gerade ebenfalls gedacht, und ich lachte und ging
dann hastig zu einem Hustenanfall über, als ich merkte, dass Jocasta uns abrupt den Kopf zuwandte.
    »Das ist sie also.« Ian war an der anderen Seite neben mich getreten und beobachtete den Ehrengast mit einer Miene höchsten Interesses. Er war für diesen Anlass mit Kilt, Weste und Rock bekleidet und hatte sein braunes Haar ordentlich geflochten, so dass er völlig zivilisiert aussah, bis auf die Tätowierungen, die sich über seine Wangenknochen und seinen Nasenrücken zogen.
    »Das ist sie«, bestätigte Jamie. » ›Fionnaghal‹ – die Schöne.« Es lag ein überraschender Unterton der Nostalgie in seiner Stimme, und ich sah ihn erstaunt an.
    »Nun, so heißt sie in Wirklichkeit«, sagte er geduldig. » Fionnaghal. Nur die Engländer nennen sie Flora.«
    »Warst du etwa in sie verknallt, als du klein warst, Pa?«, fragte Brianna lachend.
    »Was?«
    »Ob du zärtliche Gefühle für sie gehegt hast«, sagte ich und klimperte ihn über meinen Fächer hinweg geziert mit den Wimpern an.
    »Och, seid doch nicht dumm!«, brummte er. »Ich war sieben Jahre alt, zum Kuckuck!« Dennoch waren seine Ohrenspitzen rot angelaufen.
    »Ich war verliebt, als ich sieben war«, merkte Ian sehr verträumt an. »In die Köchin. Hast du gehört, wie Ulysses gesagt hat, dass sie einen Spiegel mitgebracht hat, Onkel Jamie? Prinz Tearlach hat ihn ihr geschenkt, und auf der Rückseite ist sein Wappen. Ulysses hat ihn in den Salon gebracht und lässt ihn von zwei Stallknechten bewachen.«
    Und wirklich, wer sich nicht in dem Menschenstrudel befand, der die MacDonalds umgab, schob sich durch die Flügeltüren ins Innere des Hauses, wo sich im Flur eine lebhaft plaudernde Warteschlange bildete, die bis in den Salon reichte.
    »Seaumais!«
    Jocastas gebieterische Stimme setzte den Neckereien ein Ende. Jamie warf Brianna einen strengen Blick zu und trat dann zu seiner Tante. Duncan wurde von einem kleinen Pulk bedeutender Männer aufgehalten, die in ein Gespräch vertieft waren – ich erkannte den Anwalt Neil Forbes neben Cornelius Harnett und Oberst Moore – und Ulysses war nirgendwo in Sicht – zweifellos kümmerte er sich hinter den Kulissen um die Logistik eines Barbecues für zweihundert Personen – so dass Jocasta vorübergehend auf sich gestellt war. Sie legte Jamie die Hand auf den Arm und schwebte von der Terrasse her auf Allan MacDonald zu, der durch die wogende Menge von seiner Frau getrennt worden war und mit leicht

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