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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beleidigter Miene unter einem Baum stand.
    Ich sah zu, wie sie über den Rasen schritten, und amüsierte mich über Jocastas Gespür für große Auftritte. Ihre Leibdienerin Phaedre folgte ihr
pflichtbewusst – sie hätte ihre Herrin genauso gut führen können. Doch das hätte ganz und gar nicht dieselbe Wirkung gehabt. Wo die beiden zusammen auftauchten, wandten sich die Köpfe – Jocasta hoch gewachsen und schlank, anmutig trotz ihres Alters und auffallend mit ihrem hoch aufgesteckten weißen Haar und ihrem blauen Seidenkleid, Jamie mit seiner Wikingergröße und dem leuchtend roten Fraser-Tartan, beide mit ihren kühnen MacKenzie-Zügen und ihrer katzenhaften Eleganz.
    »Colum und Dougal wären stolz auf ihre kleine Schwester«, sagte ich und schüttelte den Kopf.
    »Oh, aye?«, sagte Ian geistesabwesend, ohne mir zuzuhören. Sein Blick hing immer noch an Flora MacDonald, die gerade unter allgemeinem Applaus von einem der Enkelkinder Farquard Campbells einen Blumenstrauß entgegennahm.
    »Du bist doch nicht eifersüchtig, oder, Mama?«, hänselte mich Brianna, als sie mich in dieselbe Richtung blicken sah.
    »Mit Sicherheit nicht«, sagte ich mit einem gewissen Maß an Selbstzufriedenheit. » Ich habe schließlich auch noch alle Zähne.«
     
    Im ersten Gedränge hatte ich ihn ganz übersehen, doch auch Major MacDonald befand sich unter den Festgästen. In seinem leuchtend roten Uniformrock und seinem neuen, reich mit Goldlitze verzierten Hut sah er wirklich blendend aus. Diesen zog er nun und verbeugte sich tief vor mir. Dabei sah er fröhlich drein – zweifellos, weil ich keinerlei lebende Tiere in meiner Begleitung hatte, denn Adso und die weiße Sau befanden sich sicher in Fraser’s Ridge.
    »Euer Diener, Ma’am«, sagte er. »Ich habe beobachtet, dass Ihr ein paar Worte mit Miss Flora gewechselt habt – wie charmant sie ist, nicht wahr? Und eine so lebendige und schöne Frau dazu.«
    »Das ist sie, in der Tat«, pflichtete ich ihm bei. »Dann kennt Ihr sie also?« »Oh, aye«, sagte er, und ein Ausdruck tiefster Genugtuung breitete sich über sein wettergegerbtes Gesicht. »Ich würde es nicht wagen zu behaupten, dass es Freundschaft ist – aber ich glaube, ich darf bescheiden sagen, dass wir Bekannte sind. Ich habe Mrs. MacDonald und ihre Familie aus Wilmington hierher begleitet und hatte die große Ehre, ihnen beim Arrangement ihrer gegenwärtigen Situation behilflich zu sein.«
    »Ach, wirklich?« Ich betrachtete ihn interessiert. Der Major war kein Mensch, der sich durch Prominenz beeindrucken ließ. Er war allerdings ein Mensch, der ihren Nutzen zu schätzen wusste. Gouverneur Martin offenbar ebenfalls.
    Gerade beobachtete der Major Flora MacDonald voll Besitzerstolz und nahm zufrieden zur Kenntnis, wie sich die Menschen um sie drängten.
    »Sie hat sich großzügigerweise bereit erklärt, heute eine Ansprache zu halten«, sagte er zu mir und lehnte sich ein wenig zurück. »Was glaubt Ihr,
Ma’am, wo der beste Platz dafür wäre? Von der Terrasse aus, weil sie am höchsten gelegen ist? Oder vielleicht neben der Statue auf dem Rasen, weil die Leute sie dort umringen können und damit die Chancen steigen, dass jeder sie hören kann?«
    »Ich glaube, sie bekommt einen Sonnenstich, wenn Ihr sie bei diesem Wetter auf den Rasen stellt«, sagte ich und schob mir meinen breitkrempigen Strohhut so zurecht, dass sein Schatten auf meine Nase fiel. Es war über dreißig Grad warm, und die Luftfeuchtigkeit war hoch, so dass mir meine dünnen Unterröcke feucht an den Beinen klebten. »Was für eine Ansprache wird sie denn halten?«
    »Nur ein paar kurze Worte zum Thema Loyalität, Ma’am«, sagte er ausdruckslos. »Ah, da ist ja Euer Mann; unterhält sich mit Kingsburgh, wenn Ihr mich entschuldigt, Ma’am?« Er verbeugte sich und schritt dann über den Rasen auf Jamie und Jocasta zu, die immer noch bei Allan MacDonald standen – nach Art der Schotten »Kingsburgh« genannt wie sein Anwesen auf Skye.
    Die ersten Speisen wurden jetzt aufgetischt: Terrinen mit verschiedenen Eintöpfen – und eine riesige Schüssel mit Suppe á la Reine , eindeutig eine Verbeugung vor dem Ehrengast – Platten mit gebratenem Fisch, Huhn und Kaninchen; Hirschbratenscheiben in Rotwein, Räucherwürstchen, Lammpastetchen, Möhrengemüse, gebratener Truthahn, Taubenpastete, Schüsseln mit Wirsinggemüse, Bratkartoffeln, Rübenpüree, mit Äpfeln und Mais gefülltem Backkürbis und Pilzpastetchen; dazu gigantische Körbe, zum

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