Ein Hauch von Schnee und Asche
Bersten gefüllt mit verschiedenen Brotsorten … und ich war mir sehr wohl bewusst, dass all dies nur das Vorspiel war für das eigentliche Barbecue, dessen köstliches Aroma die Luft schwängerte: eine Anzahl Schweine, drei oder vier Rinder, zwei Hirsche und das pièce de résistance , ein Waldbison, der Gott weiß wo – und wie – herkam.
Ringsum erhob sich ein erwartungsvolles Summen, als sich die Gäste die metaphorischen Gürtel weiter schnallten und sich um die Tische scharten, fest entschlossen, aus gegebenem Anlass ihre Pflicht zu tun.
Jamie saß, wie ich registrierte, nach wie vor bei Mrs. MacDonald fest; er füllte ihr gerade einen Teller mit einem Gericht, das aus der Entfernung wie Broccolisalat aussah. Er blickte auf, sah mich und winkte mir, zu ihnen zu kommen – doch ich schüttelte den Kopf und wies mit meinem Fächer auf das Buffet, wo die Gäste jetzt zielstrebig wie die Heuschrecken in einem Gerstenfeld zur Sache gingen. Ich wollte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, mich nach Manfred McGillivray zu erkundigen, bevor sich die Ermattung der Gesättigten über die Menge legte.
Ich stürzte mich ins Gewühl, nahm hier und da einen Happen entgegen, den mir ein Sklave oder Dienstbote entgegenhielt, und blieb stehen und plauderte mit allen Bekannten, die ich finden konnte, vor allem jenen aus Hillsboro. Wie ich wusste, hatte Manfred dort viel Zeit verbracht, um Aufträge
für Gewehre entgegenzunehmen, die fertigen Produkte auszuliefern und kleinere Reparaturarbeiten durchzuführen. Höchstwahrscheinlich würde er dorthin gehen, dachte ich. Aber niemand, mit dem ich sprach, hatte ihn gesehen, obwohl ihn die meisten kannten.
»Ein sympathischer Junge«, sagte mir ein Herr und hielt kurz damit ein, sich zu betrinken. »Und er fehlt uns sehr. Außer Robin gibt es von hier bis Virginia keinen Büchsenmacher mehr.«
Das wusste ich, und ich fragte mich daher auch, ob Jamie wohl Glück bei seiner Suche nach den benötigten Musketen hatte. Womöglich würden wir Lord Johns Schmugglerkontakte ja doch in Anspruch nehmen müssen.
Ich nahm ein Stückchen Pastete vom Tablett eines vorübergehenden Sklaven entgegen und spazierte kauend und plaudernd weiter. Alle Welt redete über eine Serie flammender Artikel, die unlängst im Chronicle erschienen war, der örtlichen Zeitung, deren Inhaber, einem gewissen Fogarty Simms, beträchtliche Sympathien galten.
»Ein rarer Charakter, dieser Simms«, sagte Mr. Goodwin kopfschüttelnd. »Aber ich bezweifle, dass er so standhaft bleibt. Ich habe letzte Woche mit ihm gesprochen, und er hat mir gesagt, dass er um seine Haut bangt. Man hat ihm gedroht, aye?«
Dem Tonfall der Umstehenden nach ging ich davon aus, dass Mr. Simms Loyalist war, und den diversen Erzählungen nach schien dies auch zu stimmen. Offenbar war von der Gründung einer Konkurrenzzeitung die Rede, die die Ziele der Whigs und deren unvorsichtiges Gerede von Tyrannei und dem Sturz des Königs propagieren sollte. Wer hinter dem neuen Unternehmen steckte, wusste niemand. Doch es war – zur allgemeinen Entrüstung – die Rede davon, dass ein Drucker aus dem Norden angesiedelt werden sollte, wo die Leute einen deutlichen Hang zu solch perversen Ansichten hatten.
Allgemein herrschte die Auffassung, dass es solche Personen darauf anlegten, dass man ihnen die Hinterteile gerbte, um sie wieder zu Verstand zu bringen.
Ich hatte mich nicht hingesetzt, um richtig zu essen, doch nachdem ich mich eine Stunde lang durch ganze Felder mahlender Kiefer und durch Heerscharen wandernder Vorspeisentabletts geschoben hatte, fühlte ich mich, als hätte ich ein königliches Bankett in Frankreich durchgestanden – Anlässe, die für gewöhnlich so lange dauerten, dass man den Gästen diskret Nachttöpfe unter die Stühle stellte und es taktvoll ignorierte, wenn dann und wann ein Gast zusammenklappte und unter den Tisch sank.
Der gegenwärtige Anlass war zwar weniger formell, aber kaum weniger lang. Nach einer eröffnenden Mahlzeit von einer Stunde wurde das Barbecue dampfend aus den Gruben in der Nähe des Stalls gehoben und von Sklaven auf Holzböcken zum Rasen getragen. Der Anblick der halbierten Rinder, Schweine und Hirsche sowie des Büffels, öl- und essigglänzend und
umringt von den kleineren, angekohlten Körpern Hunderter Tauben und Wachteln, wurde von den Gästen – die inzwischen vor Anstrengung in Schweiß gebadet waren, sich davon aber nicht beeindrucken ließen – mit Applaus begrüßt.
Jocasta,
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