Ein Hauch von Schnee und Asche
er mich stützen konnte, falls mir plötzlich wieder schwindelig wurde. Er sah mich prüfend an, um sicherzugehen, dass ich nicht unvermittelt umkippen würde, dann berührte er meine Schulter und ging mit einem kurzen »Bleib sitzen« davon.
Nicht weit; nur bis zu den Tischen, die unter den Bäumen am Rand des Rasens aufgestellt waren. Ohne die Sklaven zu beachten, die das Essen für den Empfang arrangierten, beugte er sich über eine Platte mit gekochten Langusten und nahm etwas aus einer kleinen Schale. Dann war er wieder da und beugte sich über mich, um meine Hand zu ergreifen. Er rieb die Finger aneinander, und eine Prise Salz rieselte in meine offene Handfläche.
»Da«, flüsterte er. »Halt es fest, Sassenach. Ganz gleich, wer es ist, er wird dich nicht mehr behelligen.«
Ich schloss die Hand um die feuchten Körner und fühlte mich auf absurde Weise getröstet. Auf einen Highlander war Verlass, wenn es darum ging,
was zu tun war, wenn es am helllichten Tag spukte! Salz, so sagte man, hielt die Geister in ihren Gräbern. Und auch wenn Louis noch lebte, der Mann, ganz gleich, wer er gewesen war, dieses erdrückende Gewicht in der Dunkelheit war mit Sicherheit tot.
Mit einem Mal kam Aufregung auf, als am Fluss ein Ruf ertönte – das Boot war in Sicht. Wie ein Mann stellte sich die Menge auf die Zehenspitzen, atemlos vor Erwartung.
Ich lächelte, spürte aber, wie mich die nervöse Vorfreude trotz allem ansteckte. Dann begannen die Dudelsäcke zu spielen, und schlagartig schnürten mir unvergossene Tränen die Kehle zu.
Jamies Hand legte sich unbewusst fester um meine Schulter, und als ich aufblickte, bemerkte ich, wie er sich mit den Fingerknöcheln fest über die Oberlippe fuhr, als auch er sich dem Fluss zuwandte.
Ich senkte den Blick und blinzelte, um mich wieder unter Kontrolle zu bekommen, und als meine Augen wieder klar wurden, sah ich die Salzkörner auf dem Boden, sorgsam ausgestreut vor den Toren des Mausoleums.
Sie war viel kleiner als ich gedacht hatte. So ist das immer bei Berühmtheiten. Alle Welt – im Sonntagsstaat, ein wahres Meer aus Tartanstoff – drängte sich dicht um sie, zu beeindruckt, um höflich zu bleiben. Ich sah sekundenlang ihren Scheitel, dessen dunkles Haar mit weißen Rosen hochgesteckt war, dann verschwand ihr Kopf hinter den Rücken ihrer Verehrer.
Ihr Mann, Allan, war besser zu sehen. Er war ein kräftiger, gut aussehender Mann mit grau gesträhntem, schwarzem Haar, das er ordentlich zusammengebunden trug, und stand – so vermutete ich – hinter ihr, während er sich verbeugte und lächelte und die Flut gälischer Komplimente und Willkommensgrüße entgegennahm.
Ich verspürte ein unwillkürliches Bedürfnis, nach vorn zu hasten und sie anzugaffen wie alle anderen auch. Doch ich hielt mich zurück. Ich stand mit Jocasta auf der Terrasse; Mrs. MacDonald würde zu uns kommen.
Und da: Jamie und Duncan schoben sich zielsicher durch die Menge und bildeten gemeinsam mit Jocastas schwarzem Butler Ulysses einen Keil.
»Das ist sie leibhaftig?«, murmelte Brianna an meiner Seite. Sie hatte ihren Blick neugierig auf die brodelnde Menge geheftet, aus der die Männer den Ehrengast jetzt isoliert hatten, um sie vom Anlegeplatz über den Rasen zur Terrasse zu geleiten. »Sie ist kleiner als ich dachte. Ach, wie schade, dass Roger nicht hier ist – er würde dafür sterben, sie zu sehen!« Roger verbrachte einen Monat im Presbyterianerseminar von Charlotte, wo seine Eignung für das Ordinariat überprüft wurde.
»Es ist gut möglich, dass er sie noch zu sehen bekommt«, erwiderte ich ebenfalls murmelnd. »Ich höre, dass sie eine Plantage am Barbecue Creek gekauft haben, in der Nähe des Mount Pleasant.« Und sie würden noch
mindestens ein oder zwei Jahre in der Kolonie bleiben, doch das sagte ich nicht laut; nach allem, was die Leute hier wussten, waren die MacDonalds für immer eingewandert.
Doch ich hatte den großen Gedenkstein auf Skye gesehen – wo Flora MacDonald geboren worden war und wo sie eines Tages sterben würde, aller Illusionen über Amerika beraubt.
Es war natürlich nicht das erste Mal, dass ich jemandem begegnete, dessen Schicksal ich kannte – doch es brachte mich jedes Mal aus der Ruhe. Die Menge teilte sich, und sie trat heraus, klein und hübsch, und sie lachte zu Jamie auf. Er hatte seine Hand unter ihrem Ellbogen liegen, als er sie hinauf zur Terrasse führte, und gestikulierte in meine Richtung, um mich vorzustellen.
Sie blickte
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