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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sie mich fortschicken würden. Wenn nicht noch Schlimmeres. Ich glaube, es ist das Risiko nicht wert.« Er sah mich mit ironischer Miene an. »Ich hätte sie besser den Drucker grillen lassen sollen.«
    Ich überhörte diese Bemerkung und trat an seine Seite.
    »Dir wird schon etwas anderes einfallen«, versuchte ich, ihn zu ermutigen. Die große Stundenkerze stand halb heruntergebrannt auf seinem Schreibtisch, und er berührte sie. Niemand schien je zu bemerken, dass die Kerze nie kleiner wurde.
    »Vielleicht«, sagte er nachdenklich. »Möglich, dass ich einen Weg finde. Obwohl ich dazu nicht gern noch einen benutzen würde.«
    Noch einen Edelstein, meinte er; unser kleines Vermögen in Juwelen war im Wachs der Kerze verborgen; in das flüssige Wachs getaucht, solange der Docht brannte, und dann verborgen, nachdem es erhärtete.
    Ich schluckte den kleinen Kloß in meinem Hals herunter. Es waren noch zwei übrig. Einer für jeden, wenn Roger oder Brianna und Jemmy… aber ich würgte diesen Gedanken entschlossen ab.
    »Was nützt es einem Menschen, die Welt zu gewinnen«, zitierte ich, »wenn er seine Seele verliert? Es wird uns nichts nützen, insgeheim reich zu sein, wenn du geteert und gefedert wirst.« Dieser Gedanke gefiel mir nicht gerade besser, doch ich konnte ihn nicht vermeiden.
    Er blickte auf seinen Unterarm; er hatte die Ärmel aufgekrempelt, um zu schreiben, und die verblassende Brandwunde war noch zu sehen, eine schwach rote Spur zwischen den sonnengebleichten Härchen. Er seufzte, trat auf die andere Seite seines Schreibtischs und nahm einen Federkiel aus dem Glas.
    »Aye. Ich schreibe jetzt besser noch ein paar Briefe.«

60
    Der apokalyptische Reiter geht um
    Am 20. September hielt Roger eine Predigt zum Thema »Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er die Weisen zu Schanden mache.« Am 21. September machte sich eines dieser törichten Dinge daran, diese These zu beweisen.
    Padraig und Hortense MacNeill waren mit ihren Kindern nicht zur
Kirche gekommen. Sie waren sonst immer dabei, und es gab Getuschel über ihre Abwesenheit – so viel, dass Roger Brianna am nächsten Morgen fragte, ob sie ihnen vielleicht einen Besuch abstatten würde, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.
    »Ich würde ja selbst gehen«, sagte er, während er den Boden seines Porridgeschälchens auskratzte, »aber ich habe John MacAfee versprochen, mit ihm und seinem Vater nach Brownsville zu reiten; er möchte dort einem Mädchen einen Antrag machen.«
    »Möchte er, dass du sie auf der Stelle für handfast erklärst, wenn sie ja sagt?«, fragte ich. »Oder gehst du nur mit, damit ihn die gesammelten Browns nicht umbringen?« Es war nicht zu offener Gewalt gekommen, seit wir Lionel Browns Leiche nach Brownsville zurückgebracht hatten, doch dann und wann gab es kleinere Zusammenstöße, wenn eine Abordnung aus Brownsville in der Öffentlichkeit auf Männer aus Fraser’s Ridge stieß.
    »Letzteres«, sagte Roger mit einer schwachen Grimasse. »Obwohl ich die Hoffnung habe, dass die eine oder andere Ehe zwischen Fraser’s Ridge und Brownsville eventuell hilft, die Lage mit der Zeit zu beruhigen.«
    Bei diesen Worten blickte Jamie, der eine Zeitung aus der jüngsten Lieferung las, auf.
    »Oh, aye? Nun, das ist keine schlechte Idee. Allerdings funktioniert es nicht immer.« Er lächelte. »Mein Onkel Colum wollte einen solchen Zwist mit den Grants aus der Welt räumen, indem er meine Mutter mit ihrem Anführer verheiratete. Unglücklicherweise«, fügte er hinzu und blätterte um, »hatte meine Mutter keine Lust, dabei mitzumachen. Sie hat Malcolm Grant einen Korb gegeben, mit einem Messer auf meinen Onkel Dougal eingestochen und ist stattdessen mit meinem Vater durchgebrannt.«
    »Wirklich?« Diese Geschichte kannte Brianna noch nicht; fasziniert setzte sie sich gerade. Roger warf ihr einen Seitenblick zu und hustete, bevor er ihr viel sagend das Messer abnahm, mit dem sie die Wurst geschnitten hatte.
    »Nun, wie dem auch sei«, sagte er und schob seinen Stuhl vom Tisch zurück, das Messer in der Hand. »Wenn es dir nichts ausmacht, einen Blick auf Padraigs Familie zu werfen, nur um zu sehen, ob ihnen nichts fehlt?«
    Am Ende schlossen Lizzie und ich uns Brianna an, um bei Marsali und Fergus vorbeizuschauen, deren Haus ein Stückchen weiter stand als das der MacNeills. Doch Marsali kam uns unterwegs entgegen. Sie war auf dem Rückweg von der Whiskyquelle, und so waren wir zu viert, als wir die

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