Ein Hauch von Schnee und Asche
Tanz spielte.
Roger ließ das alles über sich hinwegspülen und genoss das kurze Gefühl der Entspannung, das Gefühl, für nichts verantwortlich zu sein. Nur heute Abend brauchte er sich um nichts zu sorgen; alle waren zusammen, in Sicherheit, satt und für die Reise am Morgen bereit.
Er brauchte sich nicht einmal darum zu kümmern, das Gespräch in Gang zu halten; Tom Christie und Jocasta diskutierten leidenschaftlich über die literarischen Kreise Edinburghs und ein Buch, von dem er noch nie gehört hatte; Duncan, der so benebelt aussah, als würde er jeden Moment von seinem Sessel rutschen, warf dann und wann eine Bemerkung ein, und der alte Arch – wo war Arch? Oh, dort, auf dem Rückweg zur Wiese. Zweifellos
war ihm in letzter Minute noch etwas eingefallen, was er jemandem sagen musste.
Er pries Jamie Fraser dafür, dass er so vorausschauend gewesen war, Arch und Tom mit ihm zusammen zu schicken. Die beiden hatten ihn vor einer ganzen Reihe von Blamagen bewahrt, sich um die zehntausend notwendigen Details gekümmert und die Ängste der neuen Pächter vor ihrem jüngsten Sturz ins Unbekannte beschwichtigt.
Er holte tief und zufrieden Luft. Es roch heimelig nach Lagerfeuern in der Ferne und nach dem Abendessen, das in der Nähe gebraten wurde – und erinnerte sich verspätet an das eine kleine Detail, dessen Wohlergehen nach wie vor allein seine Sorge war.
Er entschuldigte sich, ging ins Haus und fand Jem unten in der Hauptküche, wo er es sich in der Ecke einer Kaminbank gemütlich gemacht hatte und Brotpudding mit geschmolzener Butter und Ahornsirup aß.
»Das ist doch niemals dein Abendessen, oder?«, fragte er und setzte sich neben seinen Sohn.
»Ah-hah. Auch, Papa?« Jem hielt ihm seinen triefenden Löffel entgegen, und er beugte sich hastig nieder, um den Inhalt zu essen, bevor er herunterfiel. Er war köstlich und zerging himmlisch süß und sahnig auf der Zunge.
»Mmm«, sagte er und schluckte. »Nun ja, davon erzählen wir Mami oder Oma lieber nichts, ja? Sie haben diese merkwürdige Vorliebe für Fleisch und Gemüse.«
Jem nickte einverstanden und bot ihm noch einen Löffel an. Zusammen leerten sie das Schüsselchen in kameradschaftlichem Schweigen. Danach kroch Jem auf seinen Schoß, lehnte sein klebriges Gesicht an Rogers Brust und schlief fest ein.
Dienstboten huschten um sie herum und lächelten ab und zu freundlich. Ich sollte aufstehen, dachte er vage. Das Abendessen würde jeden Moment serviert werden – er sah, wie Platten kunstvoll mit gebratener Ente und Hammel belegt wurden, wie Berge von lockerem, dampfendem, in Sauce getränktem Reis in Schüsseln gefüllt wurden und ein gigantischer grüner Salat mit Essig überträufelt wurde.
Voller Whisky, Brotpudding und Zufriedenheit blieb er jedoch sitzen und schob die Notwendigkeit, sich von Jem zu trennen und dem Frieden ein Ende zu setzen, den er empfand, als er seinen Sohn so im Arm hielt, weiter auf.
»Mister Roger? Ich nehme ihn, ja?«, sagte eine leise Stimme. Er hob den Blick von Jemmys Haaren, in denen Brotpuddingreste klebten, und sah, wie sich Phaedre, Jocastas Leibdienerin, vorbeugte und die Hände ausstreckte, um den Jungen zu nehmen.
»Ich wasche ihn und bringe ihn zu Bett, Sir«, sagte sie, und ihr ovales Gesicht war genauso sanft wie ihre Stimme, als sie Jem betrachtete.
»Oh. Ja … sicher. Danke.« Roger richtete sich auf, Jems nicht unbeachtliches
Gewicht im Arm, und erhob sich vorsichtig. »Hier – ich trage ihn für dich nach oben.«
Er folgte der Sklavin die schmale Treppe aus der Küche hinauf und bewunderte – auf rein abstrakte und ästhetische Weise – die Anmut ihrer Haltung. Wie alt war sie?, fragte er sich. Zwanzig, zweiundzwanzig? Würde Jocasta ihr erlauben zu heiraten? Sie musste doch sicher Verehrer haben. Doch er wusste auch, wie wertvoll sie für Jocasta war – sie wich ihrer Herrin kaum von der Seite. Nicht leicht, das mit einem eigenen Heim und einer Familie zu vereinbaren.
Am oberen Ende der Treppe blieb sie stehen und wandte sich ihm zu, um ihm Jem abzunehmen; er überließ ihr seine erschlaffte Bürde nur widerstrebend, wenn auch nicht ohne Erleichterung. Unten war es drückend heiß, und dort, wo sich Jem an ihn gepresst hatte, war sein Hemd schweißnass.
»Mister Roger?« Er war schon im Begriff zu gehen, als ihn Phaedres Stimme zurückhielt. Sie sah ihn über Jemmys Schulter hinweg an, und ihre Augen blickten zögernd unter ihrem weißen Turban hervor.
»Aye?«
Das Geräusch von
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