Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
hinunter, um sie durch den Spalt noch einmal und in gedämpfterem Tonfall zu begrüßen.
    »Ich bin froh, Sie wieder hier bei uns zu sehen, meine Liebe! Sie scheinen eine ausgesprochene Pechsträhne zu haben. Sie haben sich einigermaßen erholt, wie es aussieht? Und hallo, Dr. Caswell! Endlich lernen wir uns einmal kennen! Ein wenig wie Stanley und Livingstone, was?«
    »Überhaupt nicht«, entgegnete Liam entmutigend. Sie war unbeeindruckt.
    »Wir müssen uns miteinander unterhalten.«
    »Nein«, blockte Liam sie erneut ab.
    »Jederzeit, wann immer es Ihnen passt. Ich habe es bereits Ihrer Frau gesagt.«
    »Hören Sie«, begann Liam und beugte sich über Sally, um nach draußen zu reden.
    »Sie versperren die Straße. Das ist gesetzwidrig.«
    »Oh, die Polizei ist hier und begleitet uns!« Yvonne Goodhusband deutete auf ein Streifenfahrzeug mit zwei jungen Constables darin, die ohne viel Erfolg das Gesetz aufrechtzuerhalten versuchten.
    »Typisch!«, schimpfte Liam düster.
    »Du sagst der Polizei, dass du mit Bomben und Gift an Leib und Leben bedroht wirst, und kein Schwein interessiert sich dafür! Schick eine Bande verrückter Frauen und ungewaschener Aussteiger auf eine Demonstration gegen eine Hühnerfarm, und sie rücken in Kompaniestärke aus! Nicht, um den Besitzer der Farm zu beschützen, Gott bewahre, nein, sondern diese Irren!«
    »Sei nicht so unhöflich, Liam!«, sagte Sally scharf.
    »Außerdem ist die Polizei dabei, weil sie sicherstellen möchte, dass die Straße nicht blockiert wird und bei der Legebatterie keine Gesetze übertreten werden. Das ist doch richtig, nicht wahr, Yvonne?«
    »Absolut, meine Liebe.«
    »Aber die Straße ist blockiert!«, lamentierte Liam.
    »Und diese idiotischen Bullen in ihrem Streifenwagen sitzen nur auf ihren Hintern und unternehmen einen Scheiß!«
    »Keine Angst, Dr. Caswell«, meinte Yvonne aufmunternd.
    »Alles wird wieder gut! Wir räumen jetzt die Straße für Sie.«
    »Gott sei Dank!«, seufzte Liam auf. Yvonne kehrte an die Spitze ihrer Truppe zurück. Die Demonstranten sammelten sich hinter ihr in einer lockeren Traube und hielten sich mehr oder weniger auf einer Straßenseite. Das Banner, das sie hatten sinken lassen, wanderte wieder in die Höhe. In Yvonnes Augen strahlte das Licht der Wahrhaftigkeit, und sie besaß eine verblüffende Ähnlichkeit mit der zentralen Gestalt in Delacroix’ Gemälde Die Freiheit führt das Volk an, als sie eine Hand hob, sich umwandte und über die Felder deutete.
    »Präriewagen voran!«, rief sie.
    »Präriewagen?«, blaffte Liam.
    »Sag mir keiner, dass diese Frau nicht vollkommen durchgeknallt ist!« Die Prozession setzte sich in Bewegung, und zwar, trotz Yvonnes heroischer Geste, weiter die Straße entlang und nicht über die Felder. Die Traube zog an dem stehenden Wagen vorüber, und irgendwann kam auch Tristan mit dem Banner. Er erkannte die Insassen und bedachte sie mit einem derart bösen Blick, dass Sally einen alarmierenden Stich verspürte. Der Demonstrationszug bog um die nächste Kurve, und bald waren die letzten hinter dieser verschwunden. Das Polizeifahrzeug folgte ihnen im Schritttempo, die jungen Constables noch immer feixend.
    Beim Cottage angekommen sah Sally ihren eigenen Wagen in der Einfahrt. Irgendjemand hatte ihn von Bailey and Bailey hierher zurückgebracht. Sie hatte ihn ganz vergessen.
    Kaum war sie im Haus, ließ sie sich erleichtert auf einen Sessel fallen; ihre Beine fühlten sich an wie Pudding. Sie nahm an, dass es die Folgen der Vergiftung waren. Liam bot ihr erneut Essen an, heiße Getränke, kalte Getränke, alles, was ihm einfiel – und schlich unglücklich um sie herum, als sie alles der Reihe nach ablehnte. Ihr wurde bewusst, dass sich ihre Rollen vertauscht hatten. Wo sie zuvor um Liam herumgerannt war, während er gegrollt und gefaucht hatte, scharwenzelte er nun um sie herum, während sie ihrerseits zunehmend gereizt reagierte.
    Zum ersten Mal stellte sie sich die Frage, ob sie Liam nicht eher erstickt denn bemuttert hatte. Außerdem wurde ihr bewusst, dass Liam Angst um sie zu haben schien. Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Sie war schließlich beinahe gestorben. War ihm dadurch bewusst geworden, wie es sein würde, plötzlich ohne ihr Verhätscheln und ihre Aufmerksamkeiten leben zu müssen? Oder konnte es sein, dass er sie tatsächlich noch liebte?
    Sehr viel freundlicher sagte sie:
    »Ich bin dir dankbar, Liam, wirklich! Aber ich brauche im Augenblick wirklich nichts. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher