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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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dünnen Wänden aus Sperrholz war so hellhörig, dass man eine Nadel hätte fallen hören können. Das Läuten eines Telefons hatte Markby definitiv nicht bemerkt.
    »Sie sind offensichtlich gut beschützt«, unternahm er einen letzten frustrierten verbalen Ausfall gegen Liam, bevor er mit nur schlecht verhohlener Wut den Raum verließ.
    »Muss für mich wohl auch so sein«, gab Liam ihm sarkastisch mit auf den Weg.
    »Hier laufen schließlich genug Irre herum.«
    »Hallo Markby«, begrüßte ihn Austin Bailey nervös.
    »Einer Ihrer Leute war schon hier und hat mich befragt. Ein Schrank von einem jungen Burschen, ziemlich Ehrfurcht gebietend.«
    »Das war Sergeant Prescott. Ich bin wegen Caswells Schlüssel da. Ich nehme an, Meredith hat ihn gestern Abend zurückgegeben, und Caswell sollte in der Zwischenzeit angerufen und Bescheid gegeben haben, dass Sie mir den Schlüssel aushändigen.« Bailey kramte in einer Schreibtischschublade.
    »Hat er … hier.« Er reichte Markby den Schlüssel. Markby nahm ihn und las den zerknitterten Anhänger.
    »Ist der immer dran? Mit der Aufschrift ›Sallys Schlüssel‹, meine ich?«
    »Ja, sicher. Warum nicht? Ich habe eine ganze Schublade voller Schlüssel. Ich brauche eine Möglichkeit, sie auseinander zu halten.« Wie um seine Worte zu untermalen, zog er die Schublade ganz auf und deutete auf ein Durcheinander von Schlüsseln, alle mit Etiketten oder Anhängern versehen.
    »Was um alles in der Welt wollen Sie mit so vielen Schlüsseln?«, fragte Markby verblüfft.
    »Sie sind sehr praktisch«, versicherte Austin.
    »Sie wären überrascht, wie viele alte Möbelstücke hier auftauchen, die abgesperrt und deren Schlüssel verloren gegangen sind. Mehr als einmal habe ich einen passenden Schlüssel gefunden. Oder wenn ich beispielsweise eine viktorianische Geldschatulle mit einem fehlenden Schlüssel nachrüsten kann, dann steigt das Interesse der Käufer.« Er schob die Lade wieder zu.
    »Was hat das eigentlich alles zu bedeuten? Ich konnte diesem Sergeant überhaupt nichts sagen! Offen gestanden hatte ich auch keine Lust, meine Angelegenheiten mit ihm zu diskutieren. Sie haben schwerlich etwas mit dem Fall zu tun.«
    »Oh, Sie wären überrascht, Austin!«, verriet ihm Markby fröhlich.
    »Manchmal sind die eigenartigsten Dinge von Bedeutung.« Bailey errötete und schob mit dem Zeigefinger die Brille auf dem Nasenrücken zurecht.
    »Nichts von dem, was ich weiß, hat auch nur das Geringste mit alldem zu tun! Und hören Sie«, fügte er hartnäckig hinzu, »ich muss mich wirklich beschweren! Seine Fragen waren zum Teil extrem persönlicher Natur.« Markby spielte mit Sallys Hausschlüssel.
    »Wie lange verwahren Sie den schon hier, Austin?«
    »Oh, seit letztem Sommer, glaube ich.«
    »Und er hat immer in dieser Schublade gelegen?«
    »Immer.« Austin wurde zunehmend unruhiger.
    »Er liegt dort absolut sicher!«
    »Haben Sie ihn je selbst benutzt?« Austins Gesicht lief verblüffend rot an.
    »Das ist, wenn ich das so sagen darf, eine verdammt beleidigende Frage!«
    Der Yale-Schlüssel drehte sich ganz leicht im Schloss der Vordertür. Markby drückte die Tür auf und betrat den kleinen Flur, um anschließend die Tür hinter sich sorgfältig wieder zu schließen.
    Liams Arbeitszimmer lag zur Linken. Markby ging hinein und sah sich um. Die Caswells lasen den Daily Telegraph (im Papierkorb lag eine weggeworfene Ausgabe), genau wie ein großer Teil der Mittelschicht Englands. Markby trat zum Fenster und blickte hinaus. Es zeigte nach hinten, auf den großen Garten. Es war schwierig, etwas von Bodicotes Grundstück einzusehen. Genau wie Liam angegeben hatte, war der Ziegenstall am anderen Ende von Bodicotes Garten ebenso wie die Koppel von hier aus nicht zu sehen.
    Im Wohnzimmer gab es nichts von Interesse. Die Küche war sauber und aufgeräumt bis auf den Mülleimer, der aussah, als hätte ein großes Tier darin gewühlt. Was ja in gewisser Hinsicht auch der Fall war. Meredith hatte Bodicotes Margarinebecher gesucht. Die Hintertür war von innen verschlossen, und der große Schlüssel steckte im Schloss, wie Liam es gesagt hatte. Von diesem Fenster aus war die Aussicht ähnlich der aus dem Fenster im Arbeitszimmer: der Caswell’sche Garten und Bodicotes Hecke, welche das Grundstück vom benachbarten trennte. Markby sah das Kopfteil aus Messing, das an jenem schicksalhaften Tag umgefallen war und Jasper seinen Streifzug auf das Nachbargrundstück ermöglicht hatte. Markby drehte

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