Ein Hauch Von Sterblichkeit
Gift im Kräutertee – soweit ich es sehen kann, war selbst die Briefbombe für Sally gedacht!«
»Aber ich war doch auch da!«, brüllte Liam.
»Aber du hast das Päckchen nicht geöffnet, oder?«, hörte Meredith sich sagen.
»Obwohl du da warst, als es ankam. Du hast im Gegenteil sehr genau darauf geachtet, es nicht zu öffnen! Das hat die arme Sal getan.« Unheilvolles Schweigen breitete sich aus. Liams Gesicht war wächsern weiß geworden.
»Willst du damit sagen …«, seine Stimme klang rau.
»Willst du damit sagen, dass ich aus irgendeinem Grund, den nur Gott allein kennt, versucht habe, meiner Frau etwas anzutun?«
»Hast du?« Sie hatte geglaubt, dass Liam sie an diesem Punkt körperlich angreifen würde, doch stattdessen legte er die Hand auf den Bart und rieb ihn sich, während er Meredith unverwandt in die Augen starrte.
»Du bist verrückt«, sagte er schließlich tonlos.
»Wahrscheinlich sind es die Hormone. Ihr Karrierefrauen seid alle gleich, neurotisch bis zum Gehtnichtmehr!«
»Mach, dass du fortkommst, Liam!« Meredith ließ jegliche Diplomatie fahren. Sie warf ihm die Tür einfach vor der Nase zu.
Als sie ins Haus zurückkehrte, fand sie eine am Boden zerstörte Sally in der Tür zur Küche.
»Es tut mir Leid, Meredith! Ich hätte dich nicht da mit hineinziehen dürfen. Es ist nicht fair, andere meine Kämpfe austragen zu lassen. Ich hätte mich Liam zeigen und ihm sagen müssen, dass er gehen soll.«
»Nein, hättest du nicht!«, widersprach Meredith. Sie war immer noch kampflustig.
»Zumindest im Augenblick habe ich die besseren Voraussetzungen, um mit ihm fertig zu werden.« Sie ging in Gedanken noch einmal die Szene mit Liam durch.
»Obwohl ich, glaube ich, am Ende Dinge zu ihm gesagt habe, die ich nicht hätte sagen sollen.«
»Du darfst alles zu ihm sagen, was du willst!« Sallys Stimme klang entschlossener als an irgendeinem Tag in den vergangenen Jahren.
»Ich habe das, was ich zu Alan gesagt habe, völlig ernst gemeint! Ich will nicht wieder zurück nach Castle Darcy, solange Liam dort ist. Ich möchte nirgendwo sein, wo Liam ist! Ich will ihn weder heute noch morgen noch sonst irgendwann wieder sehen, nie wieder! Ich bin fertig mit ihm!«
Meredith sah sie an.
»Das freut mich«, sagte sie schließlich.
»Noch so etwas, das ich besser nicht sagen sollte. Aber ich müsste lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass du meiner Meinung nach das Richtige tust.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Ich selbst bin nie verheiratet gewesen, und vielleicht ist es deshalb ein wenig anmaßend, jemand anderem zu raten, sich scheiden zu lassen. Es ist zum Schreien, Sal – ich weiß nicht, was Liam braucht, aber er braucht bestimmt keine Frau. Eine Haushälterin vielleicht.«
Sally ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer, wo sie sich hinsetzte und gedankenverloren den Rock über den Knien glatt strich.
»Ich verlasse Liam nicht, weil ich wütend bin. Ich tue es auch nicht wegen dem, was heute passiert ist. Ich hätte ihn schon vor langer Zeit verlassen können, aber ich habe es nicht getan. Ich bin geblieben und habe versucht, alles aufrechtzuerhalten. Verstehst du, Tante Emily hat mich in dem Glauben erzogen, dass eine Ehe für immer ist.«
»War Tante Emily selbst verheiratet?«, fragte Meredith. Sie stand mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen gelehnt.
»Nein.« Sally ließ sich zu einem schwachen Lächeln hinreißen.
»Aber sie hatte sehr feste Vorstellungen über den heiligen Stand der Ehe. Ich stimme ihr im Grunde genommen zu. Ich meine, ich würde immer noch durchhalten, wenn ich Hoffnung hätte, dass sich die Dinge bessern könnten. Aber das tun sie nicht! Ich irritiere Liam. Ich ersticke ihn. Und sexuell gesehen … langweile ich ihn.«
»Hat er das gesagt?« Meredith drückte sich schon entrüstet vom Türrahmen ab.
»Nein! Beruhige dich, Meredith! Er muss es gar nicht sagen! Er hat seit Jahren Affären mit anderen Frauen. Das bedeutet, er langweilt sich mit mir, oder? Ich glaube, er war mit jeder ausländischen Studentin im Labor im Bett. Er glaubt, ich weiß es nicht.« Sally verzog das Gesicht.
»Manchmal denke ich selbst, ich bin ein wenig begriffsstutzig, aber so dumm bin ich nun auch wieder nicht! Ich weiß Bescheid – schon seit einer ganzen Weile. Die Letzte hat ihm ein grässliches Geschenk gemacht, eine Krawattennadel, die aussieht wie eine Schlange. Er hat sie in seiner Schublade versteckt und glaubt, ich weiß nichts davon! Du solltest dieses
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