Ein Haus für vier Schwestern
sollen.«
»Nein, du hättest es mir sagen sollen.«
»Was hätte das für einen Unterschied gemacht?«, fragte Elizabeth, obwohl sie die Antwort kannte.
»Keinen. Aber damals wusste ich noch nicht, was ich jetzt weiß.«
»Mir wäre es lieber gewesen, du hättest diese Lektion auf andere Weise gelernt.«
»Siehst du? Du nimmst dich schon wieder zurück. Was ist denn mit dem ganzen Mist, der dir dieses Jahr passiert ist? Du bist meinetwegen sogar aus deiner Ausbildung ausgestiegen. Sobald du Mutter bist, kommen die Kinder an erster Stelle, oder was?«
Elizabeth gab einen Löffel Zucker in ihren Tee und setzte sich zu Stephanie an den Tisch. »Warum fragst du mich das? Ich meine das ernst.«
»Ich werde das Baby behalten.«
Bei Elizabeth brachen alle Dämme. »Ich freue mich. Ich freue mich sogar sehr.«
»Nicht weinen.« Stephanie griff nach der Schachtel mit den Papiertüchern, die auf der Theke standen. Sie nahm eins heraus, gab es ihrer Mutter und nahm ein zweites, um ihre eigenen Tränen zu trocknen.
Elizabeth wischte sich über die Augen und schnäuzte sich. »Woher kommt der Sinneswandel?«
»Das hat viele Gründe. Immer, wenn ich meine Schulfreunde angerufen habe, wurde klar, dass ich nicht mehr dazugehöre. Zuerst hat mir das Angst eingejagt, dann bin ich wütend geworden. Und dann war es mir egal.« Sie grinste einfältig. »Glaubst du, ich werde langsam erwachsen?«
»Was ist mit diesem David Christopher?«
»Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht hinter seinem Geld her sei oder so. Und dass ich verstehen würde, wenn er nach der Geburt einen DNA-Test machen lassen will. Ich wollte nur mehr über ihn erfahren, sodass ich später meiner Tochter von ihm erzählen könnte, wenn sie nach ihm fragt.«
»Und was hat er gesagt?«
»Zuerst nicht viel. Er wusste ja gar nicht, dass ich schwanger war. Er muss aber eine Menge darüber nachgedacht haben, denn er hat mich nach ein paar Tagen angerufen und mir gesagt, dass er das Baby sehen will, wenn es auf der Welt ist. Und er bringt mir Bilder von seiner Familie mit, damit ich sie ihr zeigen kann, wenn sie älter ist.«
»Das klingt so, als ob er ein netter junger Mann ist.« Elizabeth spürte, dass sie sich auf ein Terrain begab, auf dem sie eigentlich nichts zu suchen hatte.
»Ich war hinter ihm her, weil er der einzige Typ war, den ich nicht kriegen konnte. Je störrischer er sich benahm, desto verrückter wurde ich nach ihm.«
»Wie ist er denn so? Außer, dass er ein Nerd ist.«
»Er sieht wirklich gut aus, groß, dunkles Haar, schlank. Tolle Augen. O Mom, seine Augen … Aber er hat Segelohren. Wenn mein Baby die erbt, fange ich sofort an, für eine Operation zu sparen. Damit wir das korrigieren lassen können, wenn sie älter ist.«
»Wie wirst du das mit der Uni machen?«
»Darüber wollte ich mit Dad und dir sprechen. Ich habe mir überlegt, dass ich an die Fresno State wechsle und dort meinen Abschluss mache. Aber dafür brauche ich Hilfe. Ich kann mir eine Teilzeitstelle suchen, aber es muss jemand auf das Baby aufpassen. Ich will sie erst in den Hort geben, wenn sie alt genug ist, mit mir über die Leute zu sprechen, die auf sie aufpassen.«
Elizabeth musste sich sehr zusammennehmen, um nicht sofort mit ihren Vorschlägen herauszuplatzen. Das war alles Stephanies Sache. »An welche Hilfe hattest du noch gedacht?«
»Wenn ich bei euch wohnen könnte, bis ich meinen Abschluss habe, und nur am Wochenende arbeiten würde, dann könnten wir beide uns mit dem Baby abwechseln. Eine passt auf, die andere geht zum Unterricht.« Stephanie blinzelte Elizabeth durch den Dampf aus ihrer Teetasse an. »Ich will nicht, dass du meinetwegen deine Pläne zurückstellst. Ich möchte nur deine Hilfe, dass ich wieder zur Uni kann.«
»Und Dad?«
Stephanie grinste. »Der wird, fürchte ich, dafür bezahlen müssen. Ich werde genügend für Kleidung und alles andere für mich und das Kind verdienen, vielleicht auch genug fürs Benzin, aber mehr ist wahrscheinlich nicht drin. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Leute von dem Mindestlohn leben sollen. Das ist doch Schwachsinn. Ich arbeite vier Stunden für einen Kinobesuch mit Popcorn und Cola.«
Elizabeth musste lachen. »Willkommen im richtigen Leben.«
Aber das richtige Leben war inzwischen nicht mehr ihr Leben. In weniger als einem Monat würde sie zehn Millionen Dollar auf dem Konto haben, das Sam für sie eingerichtet hatte. Schon da hatte es die ersten Anzeichen dafür gegeben, wie sehr sich ihr Leben
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