Ein Haus für vier Schwestern
verändern würde. Bis dahin hatte sie nicht gewusst, dass Zinsen Verhandlungssache waren. Doch die örtlichen Banken hatten sich mit Angeboten überschlagen. Wer hat, dem wird gegeben, wie Sam immer zu sagen pflegte.
Wenn sie könnte, würde sie das Geld nicht anrühren, bis Stephanie ihren Abschluss hatte. Einfach um ihr das Gefühl zu geben, selbst etwas zustande zu bringen. Aber es würde herauskommen. Christina oder Ginger oder Rachel würde etwas rauslassen und dann …
Der Gedanke ließ sie innehalten. Seit wann fragte sie sich nicht mehr, ob sie jemals Schwestern im üblichen Sinne sein würden, sondern ging einfach davon aus, dass die drei weiterhin ein Teil ihres Lebens bleiben würden?
»Was hältst du eigentlich von Christina und deinen anderen Tanten?«
»Wo kommt das auf einmal her?«
»Sie gehören zur Familie.«
»Sie sind in Ordnung.« Stephanie zuckte mit den Schultern. »Als ich Ginger das erste Mal gesehen habe, konnte ich mir nicht vorstellen, sie jemals zu mögen. Aber ich mag sie. Es sollte verboten werden, in ihrem Alter so gut auszusehen. Rachel und Jeff kann ich wirklich gut leiden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das durchmachen könnte, ohne im Selbstmitleid zu versinken. Aber sie schaffen das. Und die Kinder sind cool. Ich hoffe, meine Tochter wird so wie Cassidy.«
»Und Christina?«
»Ich weiß nicht. Sie ist irgendwie … Ich kann das gar nicht richtig ausdrücken. Dauernd ist sie wegen irgendwas sauer.«
»Das ist alles nur Show. In Wirklichkeit ist sie total gutmütig.«
»Da muss ich deinem Urteil vertrauen.«
Elizabeth nippte an ihrem Tee und dachte nach. »Du behältst das Baby aber nicht nur, weil ich das gern möchte, oder?«
»Willst du es denn nicht?«
»Doch. Aber es muss deine freie Entscheidung sein.«
»Ich komme nicht von der Stelle, wenn ich mich dauernd fragen würde, ob meine Entscheidung richtig war. Sharon und ich wollten nach New York ziehen und ein Leben wie in Sex and the City führen, bis wir die Nase voll davon hätten. Dann wollten wir uns den perfekten Mann suchen und heiraten.«
»Und jetzt?«
»Ich weiß nur, dass ich Mutter sein und meinen Abschluss machen werde. Der Rest wird sich finden.«
»Ich bin stolz auf dich«, sagte Elizabeth.
»Ich bin auch irgendwie stolz. Zumindest fühlte es sich gut an, was ich mache.«
Elizabeth lächelte. »Sollen wir einkaufen gehen?«
»Und der Baum?«
»Der kann warten, bis Dad da ist und uns helfen wird.«
»Weihnachtseinkäufe oder was fürs Baby?«
»Weihnachtseinkäufe. Ich brauche Geschenke für meine Schwestern.«
Sie nahmen ihre Mäntel und Handtaschen und machten sich auf den Weg nach draußen.
Auf einmal hielt Elizabeth inne, legte sich die Finger auf die Lippen und dann auf den herzförmigen Orden, der in einem Rahmen neben der Eingangstür hing. Das galt Jessie ebenso wie Frank.
Ihrer Familie.
53
Rachel
Der Akku ihres neuen Handys war leer. Rachel benutzte das von Ginger, um auf halbem Weg nach Sacramento Jeff anzurufen. Sie sagte ihm, sie würde sich wieder melden, sobald sie dort wären.
Es war das erste Mal, dass sie ihn seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus allein gelassen hatte. Trotz Krankenschwester und Babysitter war sie nervös. Aber er hatte darauf bestanden, dass sie fuhr. Er wollte zurück zur Normalität, soweit das eben möglich sein würde.
Christina, Elizabeth und Ginger hatten unabhängig voneinander bei ihr angerufen und vorgeschlagen, das Treffen bei ihr abzuhalten. Aber Jeff wollte, dass ihr letztes offizielles Zusammensein dort stattfinden sollte, wo alles angefangen hatte – in Sacramento. Das hatte sie zwar nicht vollständig überzeugt, sie wollte aber nicht mit ihm streiten. Also hatte sie sich einverstanden erklärt.
»Schau dir das an«, sagte Rachel. Sie näherten sich Jessies Haus. Es war über und über mit Lichterketten, Tannengirlanden und Weihnachtsgestecken geschmückt. »Mir war bisher nicht klar, dass Christina ein Schwäche fürs Dekorieren hat.«
»Jedes Mal, wenn ich denke, ich habe kapiert, wie Christina tickt, macht sie etwas völlig Unerwartetes«, sagte Ginger.
»Hast du ein Geschenk für sie?«
»Ich dachte, wir hätten vereinbart, uns nichts zu schenken?«
»Aha.« Rachel sah sie wissend an. »Du hast also eins, oder?«
»Ich wollte eigentlich nicht, aber dann habe ich etwas entdeckt, dass perfekt zu ihr gepasst hat – ich konnte nicht widerstehen.«
»Ging mir auch so«, gestand Rachel.
»Und du hast mir nichts
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