Ein Haus für vier Schwestern
Mittagessen mit den CDs warten«, schlug Rachel vor.
»Das habe ich auch gerade gedacht«, sagte Elizabeth.
Ginger nahm ihren Stammplatz ein. Christina griff nach dem Umschlag, den Lucy vorbeigebracht hatte. Sie öffnete ihn und griff hinein. »Es gibt nur eine«, sagte sie, hörbar enttäuscht.
Rachel wärmte sich die Hände am Kaffeebecher. Christina legte die CD ein und drückte auf die Starttaste.
Jessies Geschichte
Das war es also, Lucy. Den Rest meiner Geschichte kennst du, weil du dabei gewesen bist. Wie üblich hast du mich auch diesmal wieder ausgetrickst.
Als ich damals beim Mittagessen mit dir gewettet habe, konnte ich keinen Sinn darin erkennen, dir meine Lebensgeschichte zu erzählen. Aber jetzt, wo ich damit fertig bin, glaube ich zu verstehen, was du erreichen wolltest. Ich hatte Angst vor den Dingen, die bei meinem Rückblick auftauchen könnten. Am Ende ist es nicht einmal halb so schlimm gewesen, wie ich zuerst dachte.
Ich habe eine Menge Fehler gemacht. Unabsichtlich zwar, aber ich habe damit trotzdem Menschen verletzt, denen ich niemals schaden wollte. Wenn eine Entschuldigung etwas ändern könnte, würde ich eine riesige Leuchtreklame daraus machen. Meine Mädchen hatten jedes Recht dazu, mehr von mir zu erwarten, als sie am Ende bekommen haben. Ich wusste einfach nicht, wie ich es ihnen geben konnte.
Sie sind wunderbare Frauen. Ich würde ihnen gern sagen, wie stolz ich darauf bin, was aus ihnen geworden ist. Aber ich habe das Gefühl, derlei Äußerungen meinerseits könnten unwillkommen sein. Es ist zu früh. Vielleicht kannst du es ihnen irgendwann sagen, wenn du den richtigen Zeitpunkt für gekommen hältst.
Pass auf dich auf, Lucy. Und – falls das nicht zu viel verlangt ist – kümmere dich um meine Mädchen.
Damit endete die Aufnahme. Es folgte erstauntes Schweigen.
Rachel konnte nicht glauben, was sie da gehört hatte, und überlegte, ob sie Christina bitten sollte, die CD noch einmal zu starten.
»Die CDs waren gar nicht für uns«, murmelte sie und merkte nicht, dass sie laut sprach, bis Elizabeth sie ansah.
»Glaubst du, Lucy hat das von sich aus gemacht?«, fragte Ginger. »Es stand gar nichts davon im Testament?«
Elizabeth schüttelte ungläubig den Kopf. »Wisst ihr, was man dafür bekommt?«
»Was?«, wollte Christina wissen.
»Mit Sicherheit den Ausschluss aus der Anwaltskammer«, sagte Rachel. »Vielleicht sogar eine Gefängnisstrafe.« Sie scheute vor der Vorstellung zurück. »Es kann nicht so sein, wie es aussieht. Warum sollte Lucy ein solches Risiko auf sich nehmen, nur um uns dazu zu bringen, die Aufnahmen anzuhören?«
»Das ist doch offensichtlich«, antwortete Christina. »Sie hat Jessie geliebt.«
Das war der Schlüssel zu allem. Rachel hätte das von Anfang an erkennen können, wäre sie von ihrem Hass und ihrer Wut nicht so geblendet gewesen.
»Lucy konnte uns manipulieren, aber nicht belügen. Deswegen hat sie uns auch dieses letzte Band gegeben. Jetzt ist die große Frage, was wir machen sollen.«
Christina sah sie der Reihe nach an. »Mein Vorschlag ist, ihr Blumen zu schicken. Den größten Strauß, den wir bekommen können.«
»Nein«, sagte Elizabeth leise. »Nur vier Rosen. Eine von jeder.«
»Gelbe«, sagte Ginger. »Ich habe das Gefühl, die hätte Jessie auch genommen.«
»Also, vier gelbe Rosen«, sagte Rachel.
Epilog
In den Gedanken über Schmetterlinge und Zeitreisende verloren, hatte Elizabeth übersehen, dass Christina inzwischen auf dem Friedhof war. Sie bewegte sich vorsichtig zwischen den Grabsteinen und vermied dabei sorgfältig, auf die Grabstätten zu treten.
Dann tauchte sie im Schatten der riesigen denkmalgeschützten Eiche auf, die Jessies Grab überragte. Sie umarmte Elizabeth zur Begrüßung länger als sonst. Ein stilles Anerkennen des Grundes, aus dem sie gekommen waren.
»Wo ist dein Auto?«, fragte Elizabeth.
»Ich bin zu Fuß gekommen. Ich bin seit über einer Woche nicht mehr aus dem Schneideraum herausgekommen und brauchte Bewegung.«
»Wie kommt ihr voran?«
Christina und Dexter hatten Probleme damit, ihre Filme freizugeben. Oft fummelten sie so lange daran herum, dass das Filmstudio ihnen mit dem Anwalt drohte, sollte ihretwegen der angekündigte Erscheinungstermin platzen. Das Ergebnis ihrer Mühen war jedoch eine wachsende Anzahl an Auszeichnungen, die sich mit den Fotografien auf dem Kaminsims drängelten.
»Eine Woche noch, dann sollten wir es geschafft haben.«
»Was macht dein
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