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Ein Haus in Italien

Ein Haus in Italien

Titel: Ein Haus in Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa St Aubin de Terán
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Pflaumenbaum. Imolo stieß sich an
ihrer Üppigkeit in einem Gemüsebeet und riet mir, sie herauszureißen und nicht noch mehr Zeit und Wasser auf sie zu verschwenden.
    »Du mußt das im Herbst richtig angehen. Du hättest früher daran denken sollen. Es ist eine Schande.«
    Ich führte als mildernden Umstand an, das Land sei verpachtet gewesen, doch das wurde als unzureichende Entschuldigung vom Tisch gewischt.
    »Es war unsinnig, einer solchen Bitte zuzustimmen. Wo ist denn jetzt dein orto für den Sommer, und wo ist ihrer? Natürlich kannst du von mir jederzeit soviel Salat haben wie du willst. Du hast ja gesehen, wieviel wir haben, aber du hättest selbst daran denken sollen.«
    Ich fand es ganz besonders ärgerlich, mir Predigten über das kleine Einmaleins der Hauswirtschaft und Gärtnerei anhören zu müssen, weil letztere nicht nur mein Hobby, sondern meine Leidenschaft ist. Ich hatte so lange Jahre von einem richtigen Garten geträumt, daß die Ungeduld mich fast auffraß. Meine Hände waren, metaphorisch gesprochen, immer noch gekränkt, weil sie bei einem so schlichten Test wie einem Salatbeet versagt hatten, daher führte ich meine gärtnerischen Phantasien nicht weiter aus. Ich dankte ihm für seine und Marias Gastfreundlichkeit und führte Allie zu den Lilien, damit er mit mir ihre Knospen betrachtete.
    Imolos letzte Bemerkung, die durch das Tal hallte, sollte uns an ein Ereignis erinnern, zu dem wir inzwischen so oft eingeladen worden waren, daß die ganze Familie vor Erwartung bebte:
    »Vergeßt nicht, zur festa der Madonnina del campo zu kommen … alle zusammen, die Mädchen, die ganze Familie! Ihr vergeßt es nicht?
    »Wir vergessen es nicht.«
    »Mittagessen am Sonntag.«
    »Ja.«
    Als der Wagen um die erste Kurve gefahren war, kam er nochmal in Hörweite.
    » E allora? Werdet ihr da sein?«

11. Kapitel
    D ie festa fiel auf den dritten Sonntag im Juni. Imolo hatte seit Wochen davon gesprochen. Jeden Tag, wenn er zur Arbeit kam, nahm er mich beiseite und erwähnte die festa , als habe er sie gerade auf dem Weg zum Haus hinauf entdeckt. In der Woche zwischen unserem Mittagessen bei ihm und der festa wurde mein rechter Ellbogen aufgrund der Häufigkeit seiner vertraulichen Mitteilungen zu diesem Thema grün und blau. Dabei waren die einzigen Hinweise auf Vorbereitungen rein verbal. Aber zwei Tage vor dem Fest der Madonna der Felder gesellte sich zum üblichen Chor aus Vögeln, die in den Bäumen riefen, Schäfern, die in den umliegenden Feldern und Wäldern riefen, sowie Arbeitern, die einander durch den palazzo zuriefen, ein eigenartiges Gegackere. Ich ging dem nach und entdeckte, daß es aus dem Hinterhof meiner Nachbarin Signora Maria del Gallo kam. Das Geräusch stammte zur Hälfte von einer Herde Gänse und Enten sowie einem verzagten Haufen Hühner, die in einem provisorischen Verschlag darauf warteten, geschlachtet zu werden. Die andere Hälfte stammte von alten Frauen, die auf umgedrehten Ölfässern im Kreis um ein Feuer saßen, auf das ein großer Eisenkessel zum Kochen gestellt worden war. Eine der Frauen, die ich schon in den Tabakfeldern hatte arbeiten sehen und die irgendwie mit Gigi verwandt war, erzählte eine Geschichte, und als Folge wieherte eine ihrer Freundinnen wie ein Esel und bekam einen solchen Lachanfall, daß sie ins Feuer zu fallen drohte.
    Der unverwechselbare Geruch von nassen Federn und angesengten Federkielen zog den ganzen Morgen lang den Weinberg hinauf. Allie, dessen sensibler Seele man immer noch die Augen verbinden mußte, wenn er an einem Metzgergeschäft vorübergehen sollte, und der nicht aß, wenn er in der Küche zufällig Fleisch gesehen hatte, war von dem Kreischen und Gackern derart verstört, daß wir ihn zu überzeugen versuchten, die Tiere würden nicht abgemurkst, sondern geimpft. Er glaubte uns, weil er uns glauben wollte. Als er außer Hörweite war, weil er den sich sonnenden Beauties Kokosnußöl brachte, sagte Imolo zu mir: »Geflügel töten, rupfen und ausnehmen ist Frauenarbeit.« Ich hatte bemerkt, daß jeder Mann, der dabei half und ein wenig Geschick bewies, auf eine Weise gelobt, sogar ein wenig bewundert wurde, als habe er ein Kind zur Welt gebracht oder sonst eine widernatürliche Tat vollbracht. Von einigen Männern im Dorf hieß es, sie seien »wie eine Frau«, was sich auf ihre Fähigkeit bezog, ein Huhn zu rupfen und auszunehmen.
    Die Vorbereitungen zum Fest waren nun in vollem Gang. Nach der Arbeit errichteten die Männer bei dem

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