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Ein Haus in Italien

Ein Haus in Italien

Titel: Ein Haus in Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa St Aubin de Terán
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war in meinen sechs sienesischen Terrakottatöpfen nichts als die nackte Erde. Ich nahm die Niederlage sehr persönlich. Als die Schafe am Abend zu
rückkehrten, von einem wild aussehenden Sarden und drei ebenso wilden sardischen Maremma-Hunden gehütet, beschimpfte ich alle mit einem wütenden Wortschwall. Die Hunde ignorierten mich völlig. Der Schäfer hörte ein paar Sekunden lang zu und tat dann das gleiche, er schlenderte mit seinen humpelnden Schafen davon, während ich hinter ihm herschrie. Ich drängte mich durch die Schafe, um ihn zu verfolgen. Sein Blick war gelangweilt und gänzlich ohne jede Reue.
    »Ich bringe sie um, wenn sie wiederkommen, hast du mich verstanden?«
    Imolo war mir ins Freie gefolgt und zog mich zurück.
    »Lisa«, redete er auf mich ein, »laß ihn in Ruhe, er kann gefährlich werden. Komm jetzt«, sagte er und führte mich an den Schultern zu unserem Ginsterhang zurück. »Er versteht kein Italienisch, nur sardischen Dialekt, aber die Schafe sind ein Kreuz, das wir alle tragen müssen. Komm jetzt.«

13. Kapitel
    I ch stand gerade in der Küche, marinierte Hühnerbrust für unser abendliches Grillen und wendete die blassen Fleischstücke in Olivenöl, Thymian und Weißwein, als Imolo so aufgeregt hereinkam, daß er sich auf eins der Ölfässer setzen mußte, die wir als Stühle benutzten.
    »Jetzt sind wir verbunden«, sagte er und quetschte meine ölige Hand in seiner. In all den Wochen unserer erzwungenen Intimität hatte er nie einen Annäherungsversuch unternommen, und ich wußte auch, daß er das niemals tun würde, also wartete ich, bis er sich beruhigte.
    »Lisa, wir sind jetzt verbunden! Komm mit, komm und sieh selbst.« Er führte mich aus der Küche, den langen Korridor entlang, der vor kurzem ausgebessert und befestigt worden war, mit seinen grauen Verputzhüllen, die auf einen Anstrich warteten, und den Wunden, wo Stromkabel, Gas- und Wasserrohre ihn überquert hatten. Er führte mich in das quadratische Badezimmer, wo er seit einigen Tagen mit dem Installateur und seinem Gehilfen gearbeitet hatte.
    »Jetzt schließ die Augen.«
    Als ich sie öffnete, brannte elektrisches Licht im Raum, und aus den Hähnen lief Wasser ins Waschbecken.
    Es war immer schwieriger geworden, die knapp schrankgroße Parterre-Dusche in der Wohnung der Beauties zu benutzen. Das Leben schien zu kurz, um sich in die Warteschlange hinter dem Kind Iseult und den Beauties einzureihen, die die Zelle ständig mit Beschlag belegten, und die Wohnung
verkam proportional zur Länge der Zeit, die sie dort lebten. Seit Allie oben bei uns wohnte, war die Wohnung zur Sammelstelle schmutziger Wäsche, der sechs nicht stubenreinen Katzenbabys, ihrer vergessenen Schüsselchen mit modernder Nahrung und zu einer kompletten Kosmetiksalon-Einrichtung geworden. Die Ankunft von heißem und kaltem Wasser im ersten Stock sowie von sanitären Anlagen jener Art, die man gern für selbstverständlich hält, brachte einen völlig neuen Lebensstandard in die Villa San Orsola. Ein richtiges Badezimmer mit der zusätzlichen Vergünstigung einer wunderbaren Aussicht durch Zypressen hindurch war ein solcher Luxus, daß wir einen Vorgeschmack davon bekamen, wie das Leben sein würde, falls wir jemals zu Möbeln und Türen kämen.
    Ein großer roter Samtvorhang aus unserer Wohnung in Venedig wurde vor die Badezimmertür genagelt. Wir bedeckten eine Öltonne mit einem Spitzentuch und stellten unsere Toilettensachen darauf. Es gab eine Dusche, die auf den neu gefliesten, mit Carrara-Marmor verlegten Fußboden regnete. Eines Tages würde unter dieser Dusche eine viktorianische Badewanne stehen. Aber dieser Tag schien nicht näher zu rücken. Trotz beträchtlichen Aufwands kam ich mit den Hafenbehörden in Livorno keinen Schritt weiter. Dort waren drei Zwölf-Meter-Container beschlagnahmt worden, die uns gehörten und nicht nur die gußeiserne Wanne enthielten, sondern vierzig alte Türen sowie alles, was wir an Möbeln und Einrichtungsgegenständen besaßen. Jeden Tag rief ich von Reginas Bar aus in Livorno an und beschwerte mich, forderte die Freigabe der Sachen, bettelte darum. Seit das Schiff vor sieben Wochen festgemacht hatte und die Container ausgeladen worden waren, war nichts geschehen, was man auch
nur im entferntesten als positiv hätte bezeichnen können. Es schien unsinnig, sich durch die Bürokratie unseren ersten Sommer in Umbrien verderben zu lassen, also lebten wir in kreativ improvisiertem Mobiliar, füllten die Räume

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