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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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von einem Mädchen«, sagte Frank nach einigem Zögern. »Ich weiß nicht, ob du dir das vorstellen kannst.«
    »O ja, das kann ich mir gut vorstellen«, beeilte Anna sich zu antworten.
    »Und außerordentlich umschwärmt. Und wohlhabend war sie außerdem. Und ausgerechnet ich, ein Niemand mit einem schwer auszusprechenden Namen, habe sie erobert.«
    »Ach, du hast richtiggehend gekämpft um sie?« Muß ich auf meine alten Tage noch eifersüchtig sein? dachte Anna verwundert über sich selbst.
    »Und wie! Erst war es nur ein Tick von mir, so eine Art sportliches Unternehmen. Aber als es dann soweit war und ich die zahllosen gratulierenden Collegegirls, die monströse Hochzeit mit allem Drum und Dran, die Artikel in der Times und die Besuchstournee zu den Verwandten durch halb Amerika glücklich hinter mich gebracht hatte und dann nur diese drollige Susan übrigblieb, die mir am Frühstückstisch gegenübersaß und mich abends erwartete, wenn ich müde und meist maulfaul nach Hause kam, als sie immer aufgekratzt, anspruchslos, verständnisvoll und...«
    »Franzi, du sprichst ja wie ein Priester bei der Sonntagspredigt«, rutschte es Anna heraus. »Du magst sie einfach, du liebst sie, ich weiß gar nicht, was es da für lange Erklärungen abzugeben gibt.«
    »Also kurzum: Ich habe erst nach der Hochzeit gemerkt, daß ich sie wirklich liebe, und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag.«
    »Amen.«
    »Mit dir war es anders, Anna, da war es von Anfang an die ganz große Leidenschaft. Aber wir haben einander ja nicht kriegen können.«
    »Wem sagst du das, Franzi. Aber was nützt es, vergangenen Träumen nachzuhängen?«
    Frank hielt an dem kleinen Plateau vor Annas Bungalow. Sie stieg hastig aus. Die warme Nacht, durchtränkt vom herben Duft der Macchia und dem sanften Schwappen des Meeres, schlug über ihr zusammen wie ein schützender Mantel und verbarg gnädig Annas nichtswürdige, schändliche Regungen. Ich, Anna Gormann, Mutter von drei erwachsenen Kindern, hätte es nicht ungern gesehen, wenn Frank mir jetzt gestanden hätte, daß er seine Frau gräßlich finde, daß er sterbensunglücklich mit ihr sei und nur noch den einen Wunsch im Leben habe, Susan auf schickliche Weise loszuwerden und mich dafür an seiner Seite zu haben.
    Er trat neben sie.
    »Stell dir vor, Franzi, wenn ich nun damals vor lauter Liebesschmerz nicht geheiratet hätte und keine Kinder hätte, wie dumm ich jetzt dastünde«, sagte Anna.
    »Ach du lieber Himmel, du und keine Kinder, das ist unvorstellbar. Du bist doch die geborene Mutter, eine Supermutter.«
    »Bitte, wie? Sag das noch einmal. Oder leg es schriftlich nieder und sieh zu, ob eines von meinen Kindern es unterschreibt.«
    »Ich bring dich zu deinem komischen Stall«, sagte er und nahm ihren Arm. »Du willst dir hier wirklich ein Haus bauen? Alles aus eigener Kraft und ohne so einen Kerl von Mann an der Seite? Du mußt doch mächtig stolz auf dich sein.«
    Frank machte noch dieselben großen und schnellen Schritte wie vor dreißig Jahren, so, als sei er ständig darauf bedacht, andere Leute zu überrunden.
    »Bist du eigentlich gern in Amerika?« fragte sie ihn.
    »O ja, ich möchte nirgendwo anders mehr leben.«
    Der kreisförmige Schein der Taschenlampe hüpfte vor ihnen her, und Guido, der wieder mit seinem Fischerkahn unterwegs war, schmetterte >Volare< in die Nacht hinaus. Anna war zumute wie einem Teenager, der zum erstenmal von einem Jungen nach Hause gebracht wird. Sie hatte Angst, Frank würde sie beim Abschied küssen.
    Er tat es, aber sein Kuß war weiß Gott nicht angsteinflößend. »Gute Nacht, altes Mädchen«, sagte er. »Es war höchste Zeit, daß wir uns wiedersahen. Findest du nicht? Und ich bin verdammt glücklich, daß du noch so jung und frisch aussiehst.«
    Peng! Entlassungsschein aus dem Leben eines Mannes, dachte Anna. Ehrenvoll entlassen im hohen Rang einer Großmutter, die Brust mit allen möglichen schönen Orden bepflastert.
    Viele andere Großmütter meines Alters melden noch sehr weibliche Ansprüche an das Leben an, manchen fällt die Erfüllung in den Schoß, andere erjagen sich auf Parties und Premieren und Luxusjachten ihre jungen oder älteren Liebhaber.
    Was durfte sie noch erwarten? Anna, reiß dich am Riemen. Du kannst mit deinem Glück zufrieden sein.
    »Anything wrong with you?« fragte Frank, versehentlich ins Amerikanische fallend, als Anna so schweigsam vor ihm stand.
    »Nein, gar nichts ist los, Franzi. Ich habe nur gerade darüber

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