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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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nachgedacht, ob ich ein Schrägdach oder ein Flachdach für mein Haus nehmen soll.«
    »Ein Flachdach hier im Süden, nur kein Schrägdach, riet er ihr. »Und bau du ja kein putziges, gemütliches oberbayerisches Landhäuschen, sondern einen modernen Bungalow! Alles andere würde wirklich nicht zu dir passen. Du bist doch eine sehr moderne Frau.«
    »Das erzähl mal bitte meinen Kindern, und paß gut auf, was sie dir antworten!« Anna lachte. Guido hatte seinen Gesang unterbrochen. Er hatte wahrscheinlich einen Fisch gefangen und zog ihn nun ins Boot. »Wie ist es: Wollt ihr morgen abend alle zu mir kommen? Ich mache ein kleines Feuer im Freien und brate uns Fische.«
    »O ja, Susan wird beglückt sein. Soviel ich weiß, hat sie irgendein Bekleidungsstück speziell für Barbecue oder dergleichen dabei«, sagte er ohne jede Spitze.
    Bei Gott, er liebt sie! Wobei man wieder einmal feststellen konnte, daß die Liebe eine Himmelsgabe ist, ein echtes Wunder. Anna hatte keinen Grund mehr herumzustehen. Sie ging ins Haus.

    Es war früh am Morgen, als Bettina in München ankam, und natürlich regnete es zu ihrem Empfang. Sie hielt es für unschicklich, um diese Stunde in ihrer Wohnung zu erscheinen. Takt mußte sein. Bernhard war ein Langschläfer, und wenn er nicht gerade Zeichnungen in einer Redaktion abzuliefern hatte, war er vor zehn Uhr keinesfalls aus dem Bett zu kriegen.
    Bettina war dank Herrn Seggelins diskreter Geldspende Schlafwagen erster Klasse gefahren. Sie fühlte sich gut ausgeruht und war bereit, einen neuen Anfang mit Bernhard zu machen, um Bibi ein intaktes Elternhaus zu erhalten. Intakt? Sicher. Bernhard hatte einen Seitensprung gemacht. Er zeigte sich wenig aufmerksam Bettina gegenüber, auch beschäftigte er sich mehr mit den Sportnachrichten als mit seiner kleinen Tochter, und er war eine elende Schlafmütze. Aber was bedeutete das schon. All das entband Bettina nicht von der Pflicht, bei ihm zu bleiben. Das hat nun glücklich dieser Seggelin mit seiner moralischen Wiederaufrüstung erreicht, dachte sie böse.
    Bettina schlenderte ins Bahnhofsrestaurant, bestellte zwei Eier im Glas und Toast und Tee. Die Zeit kroch.
    Um zehn Uhr fand Bettina, daß nun die richtige Stunde für ihre Heimkehr gekommen sei. Sie bekam plötzlich Lampenfieber und wünschte, das Haus in der Kaiserstraße möge nicht mehr stehen.
    Aber es stand noch. Bettina kam es vor, als kehre sie nach einer lebenslangen Irrfahrt heim, eine Sünderin, eine Büßerin. Als sie den Taxifahrer bezahlte, der ihr die Koffer in den Hausflur gestellt hatte, begegnete ihr die Hausmeisterin.
    »Jesus, die Frau Haller! Sie sind wieder da?« sagte sie.
    »Ja, ich bin wieder da. Wie geht’s?«
    »O danke, mir persönlich geht es gut.«
    Die Betonung von >mir persönlich« bedeutete einen scharfen Trennungsstrich zwischen Frau Pfitzmaiers geordneten Familienverhältnissen und den Zuständen bei >denen da oben«, womit Bernhard gemeint war, aber auch Bettina, die Ausreißerin. »Und Ihnen? Wie geht es Ihnen?« Die gute Pfitzmaier trat von einem Fuß auf den anderen. »Na, dann wünsche ich Ihnen alles Glück.«
    Sie nahm ihren Einkaufskorb, den sie zum Händedruck abgesetzt hatte, und schickte Bettina einen Blick nach, wie man ihn arglosen Rekruten widmet, die in den Kampf ziehen. »Ihr Mann ist nicht zu Hause, ich habe ihn um neun Uhr wegfahren sehen«, rief sie ihr nach. »Allein.«
    Bettina stutzte. War die Sache mit Lisa tatsächlich so weit gediehen? Sie klingelte an der Wohnungstür, einmal, zweimal und dann ein drittesmal mit großem Nachdruck. Aber in der Wohnung rührte sich nichts. Erleichtert nestelte sie den Wohnungsschlüssel aus der Tasche und schloß auf. Den ersten Eindruck nahm sie mit der Nase auf. Sie spürte fremdes Parfüm. Nun gut, dachte sie, es wirft mich nicht um. Ich weiß ja, daß er mich betrügt.
    Aber plötzlich wurde ihr klar, daß sie nicht allein in der Wohnung war. Aus dem Schlafzimmer klang Radiomusik und das Brummen des Staubsaugers. Bettina ging rasch auf die Tür zu und öffnete sie. Ein weibliches Wesen, fast zwergenhaft klein, die etwas zu kurzen Beine wie gedrechselt, das Gesicht wie eine Schönheitskönigin aus einem Puppentheater, hielt mitten in der Bewegung inne, ließ den Staubsauger fallen und stieß einen Schrei aus, als hätte Bettina ihr ein Messer in den Rücken gestoßen.
    »Ich hatte geklingelt«, sagte Bettina höflich. Sie ging an dem Wesen vorbei, warf ihre Tasche auf eines der beiden zerwühlten

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