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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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endgültig an die Luft zu setzen. Aber sie fand das Nest
bereits leer, sie hörte gerade noch, wie Julia die Tür hinter sich zumachte.
Zuknallte, stellte Bettina erbost fest.
    Dann packte sie ihre Sachen
aus, stieß in ihrem Kleiderschrank auf einen grauen Rock und eine lila Bluse
und fand unterm Bett ein Paar Pantoffeln, geradezu albern klein. Und wieder
lila!
    Bettina stopfte alles, was
Julia gehörte, in eine Tragtüte und setzte diese vor die Wohnungstür. Dann
stellte sie die Flasche Sekt, von der Bernhard gesprochen hatte, in den
Kühlschrank und nahm, nachdem sie die Wanne gesäubert hatte, ein Bad.
    Allmählich kehrten die im Zorn
erstarrten Lebensgeister wieder, und sie konnte in Ruhe über alles nachdenken.
Sie versuchte, sich in keinem wichtigen Punkt zu beschummeln. Sie liebte
Bernhard nicht mehr, wahrscheinlich hatte sie ihn nie wirklich geliebt. Er war
der erste Mann, mit dem sie etwas gehabt hatte. Sie war ein unmodernes Mädchen
gewesen und hatte alles, was man so als jungfräuliches Geschöpf zur Verfügung
hatte — Unwissenheit, Ungeschicklichkeit und unverbrauchte Träumereien —,
Bernhard unversehrt zum Geschenk gemacht, aber Bernhard hatte mit diesen Gaben
nicht viel anzufangen gewußt.
    Bettina war ehrlich genug
zuzugeben, daß sie bereit gewesen war, Jean als Bernhards Nachfolger
einzusetzen. Aber das Schicksal hatte es anders gewollt, und nun war sie
heimgekehrt. Und Seggelin? Warum hieß er Ludwig? Blöder spießiger Name.
Jedenfalls stand Seggelin auf einem ganz anderen Blatt als Bernhard und auch
auf einem anderen als Jean. Sie hatte nur noch keine genaue Bezeichnung für
ihre Gefühle ihm gegenüber.
    Nur eines stand fest: Er hatte
eine großzügige Ader. Er hatte ihr aus der Patsche geholfen, ohne ihre prekäre
Lage auszunützen.
    Das Telefon klingelte, und
Bettina mußte aus dem Bad steigen. Notdürftig abgetrocknet, patschte sie ins
Schlafzimmer. Bernhard war am Apparat und redete in dem Ton mit ihr, den man
unvernünftigen Patienten gegenüber anschlägt.
    »Mach jetzt kein Theater,
Bettina«, sagte er. »Versuch mal, in aller Ruhe über die Sachlage nachzudenken.
Du bist einfach aus dem Haus gerannt und hast dich damit de jure und de facto
ins Unrecht gesetzt.«
    »Die Sachlage ist, daß du de
jure und de facto Ehebruch begangen hast, und ich habe den Versuch gemacht, mir
eine eigene Existenz aufzubauen. Das möchte ich hiermit richtigstellen. Die
Sache ist schiefgegangen, leider. Aber ich habe mir nichts zuschulden kommen
lassen. Jedenfalls bin ich wieder heimgekehrt. Ich werde Bibi holen, und wir
werden versuchen, wieder zusammen zu leben. Wir fangen wieder von vorn an.«
    »Aha«, sagte Bernhard. »Das
bedeutet also, daß du mir verzeihst.«
    Bettina roch Lunte. Das klang
verdächtig nach juristischer Information. Er wollte, wenn es zur Scheidung kam,
ihr auf jeden Fall die halbe Schuld aufbürden. »Ich habe nichts von Verzeihen
gesagt, Bernhard. Ich habe gesagt: Ich will hier leben und für dich sorgen und
vor allen Dingen mit meiner Tochter zusammen sein.« Sie war ganz sicher, daß
Julia neben ihm stand und mithorchte. »Wie hat eigentlich Lisa die Sache
aufgefaßt?« fragte sie in einem unverbindlichen mitfühlenden Ton, wie man sich
etwa nach Zahnschmerzen erkundigt.
    Bernhard räusperte sich
verlegen. »Wie gesagt, wir werden später in aller Ruhe über alles sprechen. Ich
habe jetzt nur eine Bitte an dich: Wärst du so liebenswürdig und so vernünftig,
eine halbe Stunde die Wohnung zu verlassen, damit Julia... Damit Fräulein Pfiff
ein paar ihrer persönlichen Dinge einpacken kann?« Wieder Räuspern. »Sie hat
nämlich... Sie war... Sie hatte sich gestern aus ihrer Wohnung ausgesperrt, und
da habe ich ihr angeboten, bei mir zu übernachten.«
    »Christliche Nächstenliebe, das
ist doch selbstverständlich.« Bettina grinste. »Schleppt sie eigentlich immer
ihren ganzen Kram mit sich herum für den Fall, daß sie sich aus ihrer Wohnung
aussperrt? Übrigens habe ich alles längst zusammengepackt und vor die Tür
gestellt!«
    »Wieso?«
    »Wieso nicht? In einer
Tragtüte.«
    »Du kannst mit fremdem Eigentum
nicht so umgehen. Du bist haftbar, wenn irgend etwas fehlt.«
    Bettina lachte nur und streckte
sich, den Telefonhörer in der Hand, behaglich auf der Couch aus. Sie hörte
Julia aufgeregt wispern.
    »Ich finde das höchst
geschmacklos von dir, Hinterhausmanieren«, sagte Bernhard.
    »Ich auch«, gab Bettina zu.
»Aber weißt du, stilistisch gesehen ist natürlich die

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