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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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Rücken
gestoßen.
    »Ich hatte geklingelt«, sagte
Bettina höflich. Sie ging an dem Wesen vorbei, warf ihre Tasche auf eines der
beiden zerwühlten Betten und versuchte, sich die Stationen vorzustellen, die
zum Vorhandensein dieses Hausmütterchens geführt hatten. Krach mit Lisa?
Szenen, Heulen und Selbstmorddrohungen? Oder ganz einfach ein heimlicher
Seitensprung vom Seitensprung? Wie töricht würde sich Lisa vorkommen, wenn sie
erfuhr, daß die Frau ihres Liebhabers den Liebhaber auf einer Untreue ertappt
hatte.
    Das Radio war ziemlich laut
eingestellt. Das weibliche Wesen war ganz blaß geworden vor Schreck.
    »Ich habe wirklich geklingelt«,
sagte Bettina laut. »Allerdings, wenn Sie staubsaugen und dazu Strawinskij
spielen, können Sie es nicht hören.« Sie ging langsam zum Radio, knipste es aus
und blieb dort stehen. »Mögen Sie den >Feuervogel    Endlich rührte sich in dem
Puppengesicht etwas, kleine Wellen von Verwirrung und Verständnislosigkeit
jagten über die gewölbte Stirn. Sie hatte keine Ahnung, was der Feuervogel sein
sollte, und noch weniger Ahnung hatte sie, ob Bernhards furchteinflößende
rothaarige Frau sie jetzt vielleicht erwürgen wollte.
    »Gestatten Sie, daß ich mich
Ihnen vorsteile, ich heiße Julia Pfiff.«
    Gestatten Sie, daß ich Sie aus
meiner Wohnung hinausschmeiße, hätte Bettina jetzt antworten können, aber wer
Julia Pfiff hieß, verdiente Nachsicht. Dieser Name war ein ungeheurer Triumph
für Bettina. »Ich bin Frau Haller, wie Sie sich vielleicht ausrechnen können.
Und daß Sie trotz Ihrer Bemühungen um den Bodenbelag in unserem Schlafzimmer
nicht die Aufwartefrau sind, liegt wohl auf der Hand.«
    Julia trug unter der
kniefreien, süßlila Schürze rein gar nichts, wie Bettina an einem offenen Knopf
feststellen konnte.
    Bettina öffnete das Fenster.
Sie mochte Julias Parfüm nicht.
    »Nun, da wir uns miteinander
bekannt gemacht haben, würde ich Sie bitten, die Wohnung zu verlassen«, sagte
sie mit gleichgültiger Stimme, wie man etwa zu einer Hausgehilfin sagen würde:
Sie können heute früher gehen.
    Julia Pfiff stellte sich auf
Zehenspitzen und wuchs plötzlich um einige Zentimeter. »Ich gehöre zu Bernd und
er zu mir, wir lieben uns«, sagte sie unerwartet.
     
    Bettina studierte Julia mit
Neugier. Weiß der Himmel, mit welchen Tricks und mit welch zäher Energie sie
ihre Vorgängerin niedergekämpft hatte, und nun tauchte da plötzlich die längst
abgeschriebene, rechtmäßige Gattin auf und meldete Ansprüche an. Das
Puppengesicht versuchte, drohend auszusehen. Aber schließlich war Bettina nicht
zum Spaß zurückgekehrt, sie würde ihren Platz hier behaupten und würde auch
endlich Bibi wieder zu sich nehmen.
    »Also, machen Sie jetzt keine
Sperenzchen, sondern gehen Sie«, sagte sie mehr gutmütig als streng.
    Julia wippte wieder hoch und
schrie:
    »Sie haben das Recht verwirkt,
hier zu sein! Bernd weiß zum erstenmal, wie ein gemütliches Zuhause aussieht.«
    Na, wie sah’s denn aus? Im
Vorbeigehen hatte Bettina einen Blick in die Küche mit dem hochgestapelten,
ungewaschenen Geschirr und angekohlten Töpfen auf dem Fußboden geworfen. Im
Wohnzimmer lag der Staub auf den Möbeln, und hier waren die Betten noch nicht
gemacht.
    In diesem Augenblick klingelte
das Telefon.
    Bettina hob den Hörer ab, und
noch ehe sie etwas gesagt hatte, hörte sie Bernhards Stimme.
    »Mäuschen, ich habe einen ganz
dicken Auftrag bekommen. Stell gleich eine Pulle Sekt auf Eis. Ich bin in zehn
Minuten bei dir«, sagte er frohgelaunt.
    Bettina winkte Julia mit den
Augen. »Für Sie, Fräulein Pfiff.« Damit reichte sie ihr den Hörer!
    Bettina begann, mit zornigen
Bewegungen die beiden Betten abzuziehen. Sie trug das Bettzeug ins Bad. Der
Korb war bis oben voll mit schmutziger Wäsche. Mäuschen wußte wohl nicht, wie
man die Waschmaschine bedient, oder sie hatte Wichtigeres zu tun. Na ja, man
durfte nicht allzu kleinlich sein, im ersten Liebesrausch war Julchen natürlich
etwas nachlässig in der Hausarbeit. Ich wünschte, Mama, die an mir immer
herumzunörgeln hat, könnte das sehen, dachte Bettina. Ihr Blick begegnete der
kleinen Zahnbürste von Bibi, die die Schwiegermutter wohl einzupacken vergessen
hatte. Der Hänger für die Handtücher mit den Aufschriften Vater — Mutter — Kind
war leer. Die Handtücher lagen zerknüllt in der Badewanne.
    Das Telefongespräch war seit
einer Weile beendet, und Bettina ging ins Schlafzimmer, entschlossen, den
Eindringling nun

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