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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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Parkplatz. »Laß den Wagen da stehen. Ich bringe ihn später in die
Garage«, schlug Poldi vor.
    In Nancys Wohnung war es, wie
er fand, wieder einmal zu heiß, aber Nancy liebte es so.
    »Oh, Armand war hier!« rief sie
aus und warf ihre weißen Handschuhe auf einen Stuhl, um sich über einen Strauß
zinnoberroter Rosen zu beugen. »Ist die Farbe nicht ungeheuer? Ich kriege
einfach nicht ‘raus, wo er die auftreibt«, sagte sie. Sie trug die Rosen ins
Zimmer und schleuderte ihre Pumps übermütig in die Luft.
    »Armand ist also auch einer von
den Glücklichen, die einen Wohnungsschlüssel haben«, sagte Poldi aggressiv.
    Nancy musterte ihn lange. Dann
meinte sie trocken: »Sei kein Narr. Armand hat keinen Wohnungsschlüssel. Sarah
war heute da, sie wird ihn hereingelassen haben.«
    Sarah kam zweimal in der Woche
zum Saubermachen, eine achtzehnjährige hübsche Farbige, flink bei der Arbeit
und flink mit ihrem Mundwerk. Nancy hing an Sarah wie an einer jüngeren
Freundin, sie verwöhnte sie und kleidete sie ein und ließ sie auf ihrer
Schreibmaschine schreiben.
    Poldi sammelte Nancys Schuhe
auf und stellte sie nebeneinander auf den fraisefarbenen Teppich. »Mit dem, was
ich dir sage, kann ich in deinen Augen nicht gerade paradieren, Nancy, aber es
klärt die Atmosphäre zwischen uns«, begann er. Herrgott, war das heiß im
Zimmer! Er riß ein Fenster auf.
    Nancy ließ sich auf die Couch
fallen, rutschte ganz in eine Ecke, Knie hochgezogen, und sah ihn an. »Fang
an!«
    »Ich will keine Umschweife
machen, Nancy. Ich kenne deine Ansichten, und bisher glaubte ich, auch meine zu
kennen. Aber ich muß an ihnen etliche Korrekturen vornehmen. Schau, ich wollte
nie wissen, wieviel Liebhaber du vor mir hattest, und es wäre die reinste
Idiotie, mir von dir schwören zu lassen, daß du nach mir keine mehr haben
wirst. Der Mensch kann keine Wechsel auf die Zukunft ziehen, aber in der
Gegenwart weiß er Bescheid. Ich zum Beispiel kann neben mir keinen zweiten Mann
ertragen. Ich habe es versucht, aber es geht mir gegen den Strich. Da bin ich
einfach zu normal, wenn du es vielleicht auch kleinlich findest oder primitiv.«
    »Warum marschierst du denn vor
mir auf und ab wie ein Wachsoldat?« unterbrach ihn Nancy. »Setz dich doch.«
    Poldi setzte sich ihr gegenüber
und nahm Nancys Hände. »Ich war ein Dussel, als ich glaubte, unsere Liebe
könnte modern sein und all die Gefühlsduselei und der Großmutterschwulst seien
überholter Ballast. Ich war auf dem Holzweg, zum Teufel mit der freien Liebe.«
    »Sei mir nicht böse, wenn ich
dich unterbreche, aber bitte mach das Fenster zu. Ich friere.«
    Nancy fror immer. Sie aß
einfach zu wenig. Er würde dafür sorgen, daß sie mehr aß. Würde er? Nachdem er
das Fenster geschlossen hatte, kehrte er zurück an seinen Platz. »Mein Fehler
war, mir einzureden, ich hätte dich körperlich und geistig akzeptiert, aber ich
muß leider auf den konfusen, nicht zu analysierenden Begriff Liebe
zurückgreifen. Offenbar liebe ich dich, Nancy. Denn ich ertrage die Vorstellung
nicht, daß du einem anderen Mann dieselben Rechte einräumst wie mir, es ist für
mich genauso quälend, als ob du sterben würdest, quälender vielleicht sogar.«
Das erstaunte Lächeln auf Nancys Gesicht ermutigte ihn nicht gerade sehr, in
seinem Bekenntnis fortzufahren, aber es mußte alles ausgesprochen werden, woran
er in den letzten Wochen fast erstickt war. »Ich möchte dich immer bei mir
haben, verstehst du, auch später, wenn ich alt und tattrig werde. Ich möchte
für dich da sein und nehme alles in Kauf. Aber ich kann dich mit niemandem
teilen, mit keinem Mann. Schlicht gesagt: Ich könnte mich mit Armand, dessen
Charme außer Zweifel steht, aus Eifersucht anlegen, ihn anpöbeln und mich mit
ihm prügeln. Das ist alles für den Anfang.«
    »Eine ganz schöne Abfuhr«,
sagte Nancy, deren Augen funkelten. Vor Ärger?
    »Das war keine Abfuhr, das war
ein Antrag.«
    Nancy entzog ihm ihre Hände und
verschränkte sie hinter dem Nacken.
    »Wenn die Sache so steht... «, sagte sie gedehnt und schob die Unterlippe vor. Auf dem Hintergrund ihrer Augen
schimmerte gutmütige Schadenfreude. »Damit hättest du auch schon früher herausrücken
können, Poldi.«
    »Da war ich noch nicht so in
Bedrängnis. Aber jetzt bin ich’s.«
    Beide griffen nach der
Zigarettenpackung, die auf dem Tisch lag und nur noch eine einzige Zigarette
enthielt. Poldi ließ sie Nancy und gab ihr Feuer. Dann begann er, seine Taschen
zu durchsuchen.

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