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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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‘runterrutschen
könne. Es war die Welt, in der Poldi einst zu Hause war und die er dann, Nancy
zuliebe, wieder verlassen hatte. Jetzt trug er Schlips und weißes Hemd und
grauen Anzug und auf dem Kopf einen Hut. Unter diesem hatten sich in Poldis
Gehirn Gedanken an Heirat, gemütliches Heim und gesicherte Existenz
eingeschlichen, Gedanken, die jedem dieser Weltumstürzler verdächtig erscheinen
mußten und über die er selbstverständlich auch mit Nancy niemals sprach.
    Die Bilder und Skizzen, die
Armand von seiner Reise mitgebracht hatte, stellten sich als gut heraus, wie
Poldi sich eingestehen mußte, und Armand selbst besaß zweifellos Charme. Er war
lebhaft und liebenswürdig und machte es seinen Gästen so behaglich, daß man die
Armseligkeit des Studios vergaß. Armand frettete sich mühsam durchs Leben, aber
Nancy behauptete, er sei im Kommen. Seine Arbeiten wurden fast durchweg gut
kritisiert, und neuerdings gab es einflußreiche Leute, die ihn protegierten.
Was seinen Durchbruch erschwerte, waren in erster Linie die enormen Dimensionen
seiner Gemälde, In den Wohnungen der Durchschnittsbürger waren sie kaum
unterzubringen. Armand sagte mit einem entschuldigenden Lächeln: »Vielleicht
bin ich größenwahnsinnig, aber ich bringe es einfach nicht fertig, mich mit
sechzig mal achtzig Zentimetern zu bescheiden, wenn mich der Farbenrausch packt
und es auch eine Leinwand von zwei mal drei Metern gibt.«
    Armand bewirtete Nancy und
Poldi mit einer köstlichen Zwiebelsuppe, die er selbst gekocht hatte. Seine
Mutter war Französin, und von ihr hatte er seine Geheimrezepte und auch das Talent,
Menschen mehr Nettes als Unangenehmes zu sagen und die Wahrheit so reizend zu
verpacken, daß man sie nie als eine Korrektur, sondern immer als ein Geschenk
betrachtete. Poldi kam sich in seiner Gegenwart stramm und deutsch und
ungenießbar vor, ein grobschlächtiger Frontkämpfer. Es fiel ihm schwer, nur
einen einzigen vernünftigen Satz herauszubringen, weil dieser Armand, der
zweifellos in Nancy verliebt war und auch gar kein Hehl daraus machte, eine
Unzahl konfuser Regungen heraufbeschwor, mit denen Poldi nicht so leicht
fertigwurde.
    Warum hatte ihn Nancy bisher
nie erwähnt? Warum war sie gleich am Tage nach seiner Rückkehr zu ihm gerannt?
Und warum — bitte — sagte sie mit einem Blick in Armands Schlafkoje: »Oh, du
hast immer noch dein wackliges, schmales Marterlager. Ich glaube, wir müssen da
mal eine Kollekte für ein richtiges Bett machen.« Daß Armand genau den Bart
trug, den Poldi für Nancy geopfert hatte, gab ihm den Rest. Wieso hatte sie
sich bei ihrer ersten Begegnung über Bärte so geringschätzig ausgelassen? Wieso
darf er und ich nicht, dachte Poldi gekränkt.
    Er redete wenig an diesem
Abend, aber es fiel gar nicht auf, denn Armand und Nancy redeten um so mehr.
Sie hatten sich so viel zu erzählen, daß sie Poldi ganz vergessen zu haben
schienen.
    Es war sehr spät, als er mit
Nancy im Taxi heimfuhr. In fünf Stunden würde er schon wieder vorm Computer
sitzen und sich von Joe den Knoblauchgeruch ins Gesicht blasen lassen. Es müßte
Maschinen geben, die auch die menschlichen Probleme lösen. Armand soll der
Teufel holen, und New York soll vom Erdboden verschwinden! Poldi haßte die
Welt, in der er lebte, und wünschte sich wieder in sein altes, zielloses Dasein
zurück, ohne festen Job, dafür aber mit Bart und Weltverachtung. Er war noch
nicht reif für die sogenannte gute Gesellschaft, er hätte noch viel länger
herumzigeunern müssen. Aber Mama mit ihrem ewigen Drängeln nach einer
Schablonenexistenz! Diese gräßlichen, verbohrten Mütter! Die halbe Fahrt dachte
er mit Groll an Anna und schob ihr die Schuld für seinen Gemütszustand in die
Schuhe. Dann wachte Nancy, die sich müde geredet und an seiner Schulter
geschlummert hatte, plötzlich auf und bat um eine Zigarette.
    »Du warst verstimmt heute
abend«, sagte sie. »Magst du Armand nicht? Eigentlich muß man ihn doch mögen.
Ich kenne niemand, der ihn nicht mag.«
    »Ich war nicht verstimmt, ich
war nur müde«, verteidigte sich Poldi. »Und selbstverständlich gefällt mir
Armand.« Das klang nicht sehr ehrlich, sondern eher patzig.
    Aber Nancy schien es nicht zu
bemerken. Oder sie wollte es nicht bemerken. »Das Gewinnende an ihm ist seine
Aufrichtigkeit. Und daß er seine eigenen Grenzen kennt. Er will nie mehr
darstellen, als er ist.«
    »Du kennst ihn sehr gut, was?
Ihr steht euch ziemlich nah?«
    Nancy lehnte ihren Kopf

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