Ein Herz voll Liebe
Erwachsener, und sagte in seiner knurrigen Art: „Ich freue mich, dich kennenzulernen, mein Sohn. Du kannst dir kaum vorstellen, wie sehr. Niemand hat mir je etwas von dir erzählt.” Er sah Dekes Mutter an und sagte: „Junge Frau, Sie sind herzlich eingeladen, so lange hier zu bleiben, wie Sie wünschen. Falls Sie sich allerdings jemals entscheiden sollten zu gehen, lassen Sie mich Ihnen mitteilen, dass der Junge hierbleibt. Diese Ranch ist sein Erbe.”
Seine Mutter fing an zu schluchzen, was Deke noch mehr in Verwirrung setzte. Als sein Großvater sich wieder aufrichtete, fiel sie ihm um den Hals und verweilte eine Zeitlang so, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen.
„Was ist los, Mom? Was hat er gesagt? Dürfen wir denn nicht bleiben?”
„Natürlich dürft ihr bleiben, mein Sohn. Deine Mutter ist nur erschöpft, vermute ich. Keine Wunder, denn sie hat wohl eine ganze Weile eine schwere Last mit sich herumschleppen müssen.” Dann deutete er mit einem Kopfnicken auf das Haus. „Los, kommt rein, dann zeige ich euch, wo ihr von nun an wohnen werdet.”
Erst als Deke alt genug war, um aufs College zu gehen, hatte sein Großvater ihm mitgeteilt, was seine Mutter ihm an jenem Tag anvertraut hatte. Sie war unheilbar an Krebs erkrankt, und das einzige, was sie für ihren Sohn tun konnte, war, ihn zu seinem Großvater zu bringen. Da sie wusste, wie Roy zur Ranch und seinem Vater stand, war sie nicht sicher gewesen, ob man sie freundlich empfangen würde, aber sie war entschlossen, ihr möglichstes für ihr Kind zu tun.
Alles, was Deke wusste, war, dass seine Mutter in ihren letzten Lebensjahren nicht viel Kraft besaß und immer dünner wurde. Sein Großvater hatte mehrere Ärzte konsultiert, doch auch sie konnten nichts für seine Schwiegertochter tun. Kurz nachdem Deke seinen elften Geburtstag gefeiert hatte, starb sie.
Ohne seinen Großvater hätte er es niemals geschafft. Ohne diesen grandiosen alten Mann wäre er heute nicht Eigentümer dieser Ranch. Im dritten Collegejahr hatte er einen Anruf erhalten, der ihm mitteilte, dass sein Großvater an Herzversagen gestorben war. Er war einfach eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht.
Nach seinem Examen, das sein Großvater sich für ihn gewünscht hatte, kam Deke nach Hause auf die Ranch und trat sein Erbe an. Jahrelang lebte er allein in dem alten Ranchhaus, ehe er Patsy traf. Sie besaß alles, was ihm fehlte. Wärme, Lebhaftigkeit, Freude und Ausgelassenheit. Warum hatte er sich nur niemals gefragt, ob er ihr auf dem Land jene Form von Amüsement bieten konnte, die sie offensichtlich brauchte?
Erst nachdem sie schon fast ein Jahr verheiratet waren, erzählte sie ihm die Wahrheit über ihre Vergangenheit. Wer sie war und warum sie sich dafür entschieden hatte, auf dem Land lebendig begraben zu sein. Damals hatte sie endlich aufgegeben so zu tun, als ob sie in ihm, Deke, mehr sah als einen sicheren Hafen. Er hatte daraus den Schluss gezogen, dass es an ihm liegen musste. Dass irgend etwas an ihm Menschen hinderte, ihn zu lieben. Sein Vater hatte es gar nicht erst versucht, und seine Mutter war gestorben. Sein Großvater hatte sich wirklich Mühe gegeben, doch Deke wusste, dass ihm anscheinend eine wichtige Voraussetzung fehlte, und dass alle anderen dies spürten.
Nach Patsys Eröffnung hatte er sie oft allein gelassen. Immerhin hatte sie aufgehört, ihn anzulügen. Manchmal verschwand sie für ein, zwei Monate einfach, dann kam sie nach Hause, gab vor, ihn vermisst zu haben, und schwor, sie würde jetzt endlich seßhaft werden.
Irgendwann behauptete sie sogar, ihn zu lieben. Doch er wusste es besser.
Als sie ihm beichtete, dass sie schwanger sei, tat sie es in der Überzeugung, dass das Baby genau das sei, was sie beide brauchten, um ihre Ehe zu retten.
Auch das wusste er besser.
Er hatte keine Ahnung, was es hieß, Vater zu werden. Seinen eigenen Vater hatte er nie gekannt. Sein Verhältnis zu seinem Großvater jedoch war sehr intensiv gewesen. Doch insgeheim befürchtete Deke, dass er den Charakter seines Vaters geerbt hatte. Er würde niemals den Wunsch haben, ein Kind in die Welt zu setzen, geschweige denn die Verantwortung für eine andere Person zu übernehmen.
Jetzt war Patsy tot. Sein Schmerz war entstanden aus dem riesengroßen Schuldgefühl, dass er sie nicht genug geliebt hatte, dass er nicht der Mann sein konnte, den sie haben wollte und brauchte. Er hatte sie im Stich gelassen.
Nun stand er da mit einem Baby und musste es
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