Ein Herz voll Liebe
Kaffee.
Er kam frisch aus der Dusche, und sein Haar war noch feucht. Sein Kinn war glattrasiert, und er trug saubere Jeans, ein kariertes Hemd und Cowboystiefel.
„Guten Morgen”, sagte sie, obwohl er ihr den Rücken zukehrte. „Sie haben eine sehr leise Art, sich zu bewegen. Ich habe Sie überhaupt nicht hereinkommen hören.” Sie legte die Brötchen zum Abkühlen auf einen Rost. „Wie möchten Sie Ihre Spiegeleier heute Morgen?”
Er sah sie kurz an, bevor er den Blick wieder abwandte. Ebenso vermied er, zu Jolene zu blicken. Er setzte sich an den Küchentisch und nippte vorsichtig an seinem Kaffee, bevor er antwortete. „Genau wie gestern, glaube ich.”
Anscheinend war er ein Morgenmuffel. Viele Leute hatten diese Eigenschaft. Sie war froh über ihre Fähigkeit, morgens aus dem Bett zu hüpfen und nach wenigen Minuten munter wie ein Fisch im Wasser zu sein. Aus Megan war dagegen früh am Morgen nie ein vernünftiges Wort herauszuholen gewesen. Sie hatte nur dagesessen und wegen Mollies Fröhlichkeit gegrollt. Trotzdem war Megan selbstverständlich immer die erste gewesen, die aufstand, denn sie musste den Tagesablauf der Ranch organisieren, doch bevor sie nicht mindestens zwei Tassen Kaffee getrunken hatte, war sie ungenießbar.
Da Mollie also mit Morgenmuffeln Erfahrung besaß, bemühte sie sich nicht, ein Gespräch mit ihrem Arbeitgeber zu beginnen. Statt dessen schlug sie drei Eier in die Pfanne und briet sie.
Anschließend bereitete sie ihr eigenes Frühstück zu. Dann setzte sie sich Deke gegenüber und begann zu essen. Ab und zu sah sie nach dem Baby.
Nachdem er seinen Teller geleert hatte, stand Deke auf und stellte ihn in die Spülmaschine, goss sich eine weitere Tasse Kaffee ein und setzte sich wieder.
„Mollie?”
Sie hatte sich so an die Stille gewöhnt, dass ihr Herz einen erschrockenen Sprung machte.
„Ja?” erwiderte sie und nahm rasch einen Schluck Kaffee, um das Stück Toast hinunterzuspülen, an dem sie sich fast verschluckt hatte.
„Ich möchte, dass Sie wissen, wie sehr ich Ihnen für Ihre prompte Zusage gestern danke”, begann er mit sanfter Stimme. „Immerhin hatte ich jetzt Zeit, über die ganze Sache nachzudenken. Vermutlich habe ich den armen Frauen gestern den Schock ihres Lebens versetzt, und ich bin froh, dass Sie mir aus der Patsche geholfen haben.” Er schwieg einen Moment und nippte an seinem Kaffee, während Mollie ihn unsicher ansah. „Nachdem ich die ganze Angelegenheit überschlafen habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Megan und Travis Recht hatten. Unser Arrangement ist ein Fehler. Es ist nicht in Ordnung, dass Sie hier bei mir wohnen.”
Sie wartete, doch er sagte nichts mehr. „Ich verstehe Sie nicht”, erwiderte sie. „Ich dachte, wir hätten das gestern Abend zufriedenstellend geklärt. Ich ging davon aus, dass ich hierbleibe, bis Sie jemand Passenden gefunden haben. Habe ich etwas getan, worüber Sie sich geärgert haben? Bitte sagen Sie es mir. Ich bin in der Lage, mich ganz Ihrem gewohnten Tagesablauf anzupassen, und werde Sie nicht belästigen.”
„Nein, damit hat es gar nichts zu tun.”
Mollie war sich nicht sicher, ob es bloß Einbildung war, aber konnte es tatsächlich sein, dass Deke errötet war? Sie schwieg, und er begann stockend: „Wir beide wissen, dass Sie viel zu jung sind für mich, aber es ist nun mal Tatsache, dass Sie eine unglaublich attraktive Frau sind, und ich … Nun, ich kann einfach nicht…” Er schüttelte den Kopf.
Diesmal gab es für Mollie keinen Zweifel: Seine Wangen waren gerötet, und er fühlte sich offensichtlich äußerst unbehaglich. Was wollte er sagen? Dass sie ihm gefiel? Mollie kämpfte gegen die in ihr aufsteigenden Gefühle, die sie bei seinen Worten empfand.
„Auf jeden Fall”, fuhr Deke fort, „habe ich heute Nacht festgestellt, dass ich uns beide in eine äußerst missliche Lage gebracht habe. Es tut mir wirklich sehr leid.” Er räusperte sich.
„Bis ich jemanden gefunden habe, der längerfristig hier arbeiten kann, werde ich die Nächte außerhalb dieses Hauses verbringen und bei den Arbeitern schlafen.” Mollie konnte sehen, dass es ihm schwerfiel, ihrem Blick zu begegnen. „Es tut mir leid, dass ich Sie in diese Sache verwickelt habe.”
Sie sah ihn ruhig an. „Mir nicht. Ich bin froh, dass ich Ihnen helfen kann. Schade nur, dass Sie sich nicht wohl fühlen, solange ich im Haus bin.”
„Es hat nichts mit Ihnen zu tun, Mollie, glauben Sie mir.”
„Ist schon gut.
Weitere Kostenlose Bücher